Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr
kontrollieren.« Mir fiel auf, dass er das nicht als Sicherheitsbarriere für den Prinzen vorschlug.
Der alte Mann hatte Recht. Früher oder später würden wir uns um Dick kümmern müssen. Trotzdem … »Ich will keinen Schmerz benutzen, um irgendein Wesen unter meine Kontrolle zu bringen. Dick sendet seine Musik nahezu ununterbrochen über die Gabe aus. Fügen wir ihm Schmerzen zu, wenn er das tut, sperren wir ihn davon aus … Ich weiß nicht, was wir ihm damit antun würden.«
Chade machte ein abschätziges Geräusch. Er hatte gewusst, dass ich nicht zu solchen Maßnahmen greifen würde, schon bevor er mich gefragt hatte. Mir war allerdings klar, dass Galen mir gegenüber nicht solche Skrupel gehabt hätte. Hatte er das wirklich mit mir getan? Chade breitete die Schriftrolle vor mir aus und rahmte mit seinen knochigen Fingern den entsprechenden Absatz ein. Ich überflog ihn, fand aber nur wenig, was Chade mir nicht schon gesagt hätte. Dann lehnte ich mich auf meinem Stuhl zurück. »Ich versuche, mich daran zu erinnern, wann ich zum ersten Mal beim Gebrauch der Gabe Schmerzen empfunden habe. Erschöpft war ich jedes Mal. Als Veritas zum ersten Mal Kraft von mir genommen hat, bin ich schlicht in Ohnmacht gefallen. Nach jeder wirklichen Anstrengung war ich geradezu krank vor Müdigkeit. Aber ich erinnere mich nicht an Schmerzen, bis …« Ich dachte eine Zeit lang nach und schüttelte dann den Kopf. »Ich kann einfach keine Verbindung sehen. Als ich das erste Mal durch Zufall auf eine Gabenwanderung gegangen bin, bin ich vollkommen geschwächt aufgewacht. Von da an habe ich Elfenrinde dagegen benutzt, und nach einiger Zeit kam Schmerz zu der Schwäche hinzu.« Ich seufzte. »Nein. Ich glaube nicht, dass irgendjemand eine Barriere aus Schmerzen in mir errichtet hat.«
Chade war wieder zu den Regalen gegangen. Er drehte sich mit zwei verkorkten Flaschen in der Hand wieder um. »Könnte es daran liegen, dass du auch über die Alte Macht verfügst? In den Schriften steht viel über die Gefahren, wenn man beide Arten von Magie benutzt.«
Musste der alte Mann mich permanent daran erinnern, dass ich nichts wusste? Ich hasste seine Fragen. Sie waren deutliche Warnungen, dass ich meinen Prinzen durch unbekanntes Gebiet führte. Müde schüttelte ich den Kopf. »Noch einmal, Chade, ich weiß es nicht. Vielleicht können wir so etwas annehmen, wenn auch der Prinz Schmerzen nach dem Einsatz der Gabe hat.«
»Ich dachte, du wolltest seine Gabe von der Alten Macht trennen.«
»Das würde ich auch, wenn ich wüsste wie. Ich kann ihn die Gabe nur auf Arten benutzen lassen, die ihn dazu zwingen, auf die Alte Macht zu verzichten. Ich weiß weder, wie ich beides effektiv voneinander trennen kann, noch, wie ich den Gabenbefehl wieder rückgängig machen soll, den ich ihm am Strand eingepflanzt habe.«
Chade hob eine seiner weißen Augenbrauen, während er Kräuter in einen Teekessel gab. »Der Befehl, nicht gegen dich zu kämpfen?«
Ich nickte.
»Nun, mir scheint das recht einfach zu sein. Kehr ihn um.«
Ich biss die Zähne zusammen, um nicht zu erwidern: Für dich ist das nur einfach, weil du keine Ahnung von einer der beiden Magien hast. Du weißt nicht, wovon du redest. Ich war müde, sagte ich mir selbst, müde und frustriert. Das sollte ich nicht an dem alten Mann auslassen. »Ich weiß aber nicht genau, wie ich ihm den Befehl eingebrannt habe, und deshalb weiß ich auch nicht, wie ich ihn aufheben soll. Ihn ›umzukehren‹ ist ganz und gar nicht einfach. Was soll ich ihm den befehlen? ›Kämpfe gegen mich‹? Erinnere dich daran, dass Chivalric das Gleiche mit Gabenmeister Galen gemacht hat. In seiner Wut hat er ihm den Befehl eingebrannt. Und er und Veritas haben nie herausgefunden, wie sie ihn wieder rückgängig machen können.«
»Aber Pflichtgetreu ist dein Prinz und dein Schüler. Das sind doch ganz andere Grundlagen.«
»Ich verstehe nicht, was das damit zu tun haben soll«, sagte ich und bemühte mich, nicht allzu verärgert zu klingen.
»Nun. Ich dachte nur, dass dir das helfen könnte, ihn aufzuheben.« Er ließ ein paar Tropfen einer Flüssigkeit in den Teekessel fallen. Dann hielt er kurz inne und fragte taktvoll: »Ist der Prinz sich dessen bewusst, was du mit ihm gemacht hast? Weiß er, dass du ihm befohlen hast, nicht gegen dich zu kämpfen?«
»Nein!« Ich ließ meine Verärgerung in dem einen Wort durchscheinen. Dann atmete ich tief durch. »Nein, und ich schäme mich dafür, dass ich es getan
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