Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
Vom Netzwerk:
Entschuldigung vorbrachte, dass ich nicht wisse, wann ich wieder frei bekäme, wandte sie den Blick ab und sagte: »Nun denn, Tom Dachsenbless, komm, wann immer dir der Sinn danach steht.«
    Mit diesen Worten gab sie mir einen Abschiedskuss. Nachdem sich ihre Tür hinter mir geschlossen hatte, blickte ich zu den hellen Sternen der Winternacht hinauf und seufzte. Als ich den langen Weg zur Burg antrat, fühlte ich mich schuldig. Auf gewisse Weise betrog ich Jinna. Zwar leistete ich ihr keine falschen Liebesschwüre, aber ich bezweifelte, dass ich je mehr für sie empfinden würde als jetzt. Das Schlimmste war, dass ich mir selbst noch nicht einmal versprechen konnte, sie niemals wiederzusehen, obwohl unsere lüsterne Freundschaft alles war, was ich ihr je würde bieten können. Ich dachte nicht gerade gut von mir, und als mir bewusst wurde, dass Harm wohlmöglich ahnte, dass ich mit Jinna von Zeit zu Zeit das Bett teilte, fühlte ich mich noch schlechter. Ich war ein armseliges Beispiel für meinen Jungen, und der Weg zurück zur Burg war in dieser Nacht sehr kalt und düster.

Kapitel 9
Steinspielwette
    Wenn jemand, der die Gabe nutzt, an Stärke und Können gewinnt, wachsen auch die Verlockungen der Gabe. Ein guter Lehrmeister wird seine Kandidaten gut im Auge behalten, streng mit seinen Schülern sein und erbarmungslos mit seinen Gesellen. Viel zu viele Gabennutzer sind an die Gabe selbst verloren gegangen. Warnzeichen dafür, dass ein Schüler von der Gabe in Versuchung geführt wird, sind zum Beispiel Abgelenktheit und Reizbarkeit bei der Erfüllung der täglichen Aufgaben. Wenn solch ein Schüler die Gabe benutzt, wird er mehr Kraft aufwenden, als für die Aufgabe notwendig ist, einfach nur aus Freude über die Kraft, die durch ihn hindurch fließt, und er wird freiwillig mehr Zeit in Gabentrance verbringen, als er müsste. Der Lehrmeister sollte auf solche Schüler achtgeben und sie rasch für ihr Verhalten tadeln. Es ist besser, früh grausam zu sein, als sich vergebens zu mühen, einen Schüler zurückzurufen, der sabbernd und murmelnd vor einem sitzt, bis sein Leib vor Hunger und Durst vergeht.
    KNIEBAUMS ÜBERSETZUNG VON:
    PFLICHTEN EINES GABENLEHRERS
     
    Die Wintertage kamen und gingen so erbarmungslos wie die Gezeiten an den Stränden von Burgstadt und verliefen genauso monoton. Das Winterfest rückte immer näher, jenes Fest, das sowohl die längste Nacht als auch die dann wieder länger werdenden Tage ankündigt. Einst hätte ich mich darauf gefreut, doch nun hatte ich viel zu viel zu tun. In den Morgenstunden war ich der Lehrer des Prinzen, und den Großteil des restlichen Tages spielte ich den Diener von Fürst Leuenfarb. Fürst Leuenfarb hatte zwei Lakaien angestellt, die sich um seine Garderobe kümmerten und ihm das Frühstück holten. Von mir erwartete man immer noch, mit ihm auszureiten und ihn auf gesellschaftlichen Ereignissen zu begleiten. Die Leute gewöhnten sich langsam daran, mich an seiner Seite zu sehen, und so folgte ich ihm wie ein Schatten, obwohl sein angeblich verstauchter Knöchel inzwischen wieder ›verheilt‹ war. Das war nützlich für mich. Bisweilen fühlte Leuenfarb einem Edelmann im Laufe eines Gesprächs auf die Zähne, wie er über den Handel mit den Outislandern dachte oder die Verteilung der Handelsprivilegien. So bekam ich viele persönliche Meinungen mit und sammelte Informationen, um sie an Chade weiterzugeben.
    Fürst Leuenfarb zeigte auch Interesse an der Alten Macht und erkundigte sich über diese seltsame Magie. Die Bosheit der Antworten, die er von einigen erhielt, war selbst für mich erschreckend. Der Hass auf diese Art von Magie war tief verwurzelt und jenseits aller Logik. Wenn Leuenfarb fragte, was diese Magie denn Böses tue, antwortete man ihm, dass die Zwiehaften einfach alles täten, sie paarten sich mit Tieren, sprachen mit ihnen und verfluchten die Herden ihrer Nachbarn. Angeblich vermochten Zwiehafte, sich als Tiere zu tarnen, um sich so jenen zu nähern, die sie in ihrer Tiergestalt verführen, oder schlimmer noch vergewaltigen und umbringen wollten. Einige sprachen sich offen gegen die Nachsicht der Königin gegenüber der Tiermagie aus und erklärten Fürst Leuenfarb, früher, als man die Zwiehaften einfach so hatte beseitigen können, sei es besser in den Sechs Provinzen gewesen. Oh, ich lernte weit mehr über die Intoleranz meines Volkes, als ich wissen wollte, wenn ich des Abends als Diener an der Seite meines Herrn unterwegs war. In den

Weitere Kostenlose Bücher