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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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schnappte sich sofort ihren Krug, und Bier schwappte über den Rand und auf ihre Hand. Sie war ein wenig betrunken.
    »Haben sie irgendwas von dir verlangt? Oder haben sie dir schlicht zeigen wollen, dass sie zu dir gelangen können?«
    »Sie haben recht deutlich etwas von mir verlangt.«
    »Wie?«
    »Eine kleine Schriftrolle bei meinem Pferdeputzzeug. Jeder im Stall weiß, dass ich mich selbst um Weißschopf kümmere. Die Nachricht war einfach: Wenn ich wüsste, was gut für mich wäre, würde ich dein schwarzes Pferd und Fürst Leuenfarbs Malta nachts im abgelegensten Paddock lassen.«
    Kälte breitete sich von meinem Magen im ganzen Körper aus. »Das hast du doch nicht getan.«
    »Natürlich nicht. Stattdessen habe ich einen vertrauenswürdigen Stallburschen dafür eingeteilt, die beiden vergangene Nacht zu bewachen.«
    »Dann ist die Nachricht also ganz neu?«
    »O ja.« Laurel nickte heftig.
    »Und du hast es der Königin gesagt?«
    »Nein. Ich habe es niemandem gesagt.«
    »Aber warum nicht? Wie sollen wir dich beschützen, wenn wir nicht wissen, dass du bedroht wirst?«
    Sie schwieg eine Zeit lang. Dann sagte sie: »Ich wollte nicht, dass sie glauben, sie könnten mich gegen die Königin benutzen. Sollte es soweit kommen, wollte ich, dass sie nur mich hinunterreißen. Ich sollte mich selbst beschützen, Tom, nicht mich unter den Röcken der Königin verstecken und meine Furcht auf sie übertragen.«
    Das war tapfer – und dumm. Ich behielt meine Gedanken für mich. »Was ist passiert?«
    »Mit ihnen? Nichts. Aber Weißschopf lag am nächsten Morgen tot in ihrer Box.«
    Einen Augenblick lang verschlug es mir die Sprache. Weißschopf war Laurels Pferd, eine willige und aufgeschlossene Kreatur, die der ganze Stolz der Frau gewesen war. Als ich schwieg, schaute Laurel mich böse an. »Ich weiß, was du denkst.« Sie senkte die Stimme zu einem hässlichen, spöttischen Flüstern. »›Sie ist keine Zwiehafte. Das Pferd war nicht mehr als nur ein Pferd, nur ein Ding, das sie geritten hat.‹ Aber das ist nicht wahr. Ich habe Weißschopf von klein auf großgezogen, und sie war meine Freundin, nicht nur mein Reittier. Wir mussten nicht unseren Geist teilen, um im Herzen miteinander verbunden zu sein.«
    »Ich habe nichts dergleichen gedacht«, sagte ich sehr ruhig. »Ich habe viele Tiere zu meinen Freunden gezählt, und das ohne über die Alte Macht mit ihnen verschwistert zu sein. Jeder, der dich schon einmal mit Weißschopf gesehen hat, weiß, dass das Pferd dich förmlich angebetet hat.« Ich schüttelte den Kopf. »Die Vorstellung macht mich krank, dass du unsere Pferde beschützt und deins dafür bezahlen musste.«
    Ich wusste nicht, ob sie mich überhaupt gehört hatte. Sie starrte beim Sprechen auf die zerkratzte Tischplatte. »Sie … Sie ist langsam gestorben. Sie haben ihr etwas gegeben, irgendwie, das in ihrem Hals steckengeblieben ist und sie erstickt hat, während es immer größer wurde. Ich denke … Nein, ich weiß, dass das ihre Art war, mich zu verspotten, weil ich aus einer zwiehaften Familie stamme, die Magie aber nicht in mir habe. Hätte ich sie gehabt, hätte ich gewusst, dass sie in Schwierigkeiten steckt. Ich wäre zu ihr gelaufen und hätte sie noch retten können. Als ich sie gefunden habe, lag sie auf dem Boden ausgestreckt, Schnauze und Brust voller Blut und Speichel … Sie ist langsam gestorben, Tom, und ich war noch nicht einmal da, um es ihr leichter zu machen oder mich von ihr zu verabschieden.«
    Das Entsetzen darüber, dass jemand mit der Alten Macht etwas derart Grausames tun konnte, kam wie eine eisige Flut über mich. Das war jenseits meiner Vorstellungskraft. Ich fühlte mich beschmutzt, weil Menschen, die meine Magie mit mir teilten zu so etwas fähig waren. Das bestätigte alles, was man den Zwiehaften nachsagte.
    Laurel schnappte keuchend nach Luft und drehte sich zu mir um. Ihr Gesicht war von einer Panik gezeichnet, die sie sich nicht eingestehen wollte. Ich hob den Arm, und sie legte den Kopf an meine Brust, als ich sie an mich drückte. »Es tut mir so leid, Laurel.« Sie weinte nicht, aber ich spürte ihren abgehackten Atem. Sie hatte ihre Ängste offensichtlich fallen gelassen. Sollte es den Gescheckten gelingen, sie zur Weißglut zu treiben, würden sie sich einem weit stärkeren Feind gegenüber sehen, als sie erwarteten. Es sei denn, sie töteten sie vorher. Ich veränderte meine Sitzposition. Aus Gewohnheit drehte ich den Rücken zur Wand. Nun schaute ich mich

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