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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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ausgegangen sei, um ein paar Zauberamulette bei einer Familie abzuliefern, deren Ziegen mit Räude geschlagen waren. Insgeheim fragte ich mich, ob Jinnas Zauber gegen so etwas überhaupt wirkten, sagte aber nichts dergleichen, sondern bat Jinnas Nichte nur, ihr zu sagen, dass ich da gewesen sei. Als ich mich nach Harm erkundigte, machte sie ein missbilligendes Gesicht und sagte, dass ich ihn vielleicht im Festsitzenden Schwein »mit diesem Hirschhorn-Mädchen« finden würde. Ihre Verachtung für die Gefährtin meines Sohnes tat mir weh. Während ich in der kalten Winternacht zum Festsitzenden Schwein ging, dachte ich darüber nach, welche Schritte ich unternehmen würde. Harms leidenschaftliches Werben um das Mädchen war weder ausgewogen, noch angemessen. Aber aus eben diesem Grunde bezweifelte ich, dass er auf mich hören würde, wenn ich ihm sagte, dass er sein Temperament ein wenig zügeln solle.
    Doch als ich den zugigen Schankraum des Festsitzenden Schweins betrat, sah ich weder Harm noch Svanja. Kurz fragte ich mich, wo sie wohl sein mochten, wurde aber rasch abgelenkt, als ich Laurel an einem der schmutzigen Tische sitzen sah. Die Jagdmeisterin der Königin trank allein. Ich verzog das Gesicht, denn ich wusste, dass Chade ihr einen Leibwächter zugeteilt hatte. Während ich zu ihr hinüberblickte, kam der Schankbursche und schenkte ihr nach. Die tollkühne Art, in der sie ihren Krug hob, verriet mir, dass das nicht der erste heute war.
    Ich bestellte mir ein Bier und musterte die Gäste im Schankraum. Zwei Männer und eine Frau an einem Ecktisch waren so positioniert, dass sie die Jagdmeisterin beobachten konnten. Doch kaum fragte ich mich, ob sie wohl üble Absichten hegten, stand das Paar von der Gruppe auf, wünschte dem verbliebenen Mann Lebewohl und schlenderte davon, ohne auch nur einen Blick zurückzuwerfen. Der zurückgebliebene Mann winkte eine Schankmaid an seinen Tisch. Für mich sah es so aus, als würde er etwas Wärmeres als Bier von ihr kaufen wollen. Sein flegelhaftes Benehmen beruhigte mich.
    Ich durchquerte den vollen Schankraum. Laurel erschrak, als ich meinen Krug auf ihren Tisch stellte; dann wandte sie sich unglücklich ab, als ich mich auf die Bank neben sie setzte. Ich sprach leise.
    »Das ist nicht gerade der Ort, wo man die Jagdmeisterin der Königin beim Trinken erwarten würde.« Ich ließ meinen Blick demonstrativ durch den schmuddeligen Raum schweifen und fragte dann: »Wo ist dein Gehilfe heute Abend?« Ich hatte Chades Mann ein-, zweimal kurz gesehen. Allein seine Muskelberge vermochten jeden potentiellen Angreifer schon abzuschrecken. Von seinem Verstand hielt ich weniger, besonders in diesem Augenblick. »Findest du es nicht ein wenig unklug, Burgstadt ohne ihn zu besuchen?«
    »Unklug? Wo ist denn dein Aufpasser? Du schwebst in größerer Gefahr als ich«, gab sie bitter zurück. Ihre Augen waren rot unterlaufen, aber ob vom Weinen oder vom Trinken, das vermochte ich nicht zu sagen.
    Ich sprach weiterhin leise. »Vielleicht bin ich diese Art von Gefahr eher gewohnt.«
    »Nun. Das mag wohl sein. Ich weiß wenig genug darüber, woran du gewöhnt bist und woran nicht. Aber was mich betrifft, so hege ich nicht die Absicht, mich daran zu gewöhnen, oder nur noch mit der Angst im Nacken meine Entscheidungen zu treffen.« Laurel sah müde aus, und um ihren Mund und in den Augenwinkeln sah ich Falten, an die ich mich nicht erinnern konnte. Furcht war ihr ständiger Begleiter gewesen, auch wenn sie das jetzt abtat.
    »Hat es noch weitere Drohungen gegeben?«, erkundigte ich mich.
    Sie lächelte. »Warum? Reicht dir eine nicht?«
    »Was ist passiert?«
    Sie schüttelte den Kopf und trank den Rest ihres Biers. Ich winkte dem Schankburschen, uns noch was zu bringen. Nach einem Augenblick sagte Laurel: »Die erste war nichts, was irgendjemand überhaupt als Drohung erkannt hätte. Nur ein Lorbeerzweig an meiner Pferdebox. Er hing an einer kleinen Schlinge.« Fast unwillig fügte sie hinzu: »Da war auch eine Feder, in vier Teile geschnitten und angesengt.«
    »Eine Feder?«
    Es dauerte eine Weile, bis sie beschloss, mir zu antworten. »Jemand, der mir sehr nahe steht, ist mit einer Gans verschwistert.«
    Einen Augenblick lang glaubte ich, mein Herz würde stehen bleiben. »Also haben sie dir gezeigt, dass sie dich sehr wohl innerhalb der Burgmauern erreichen können«, sagte ich. Laurel nickte, als der Junge unsere Krüge auffüllte. Ich gab ihm eine Münze, und er ging wieder. Laurel

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