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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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dem Echsenjungen? Wusste der Narr irgendetwas über solch ein Volk?
    Als sie mich schließlich entließen, damit sie sich beraten konnten, war ich sicher, mehrere Mahlzeiten verpasst zu haben. Ich verließ Kettrickens Privatgemächer über geheime Wege. Irgendwann kam ich dann in meiner Kammer raus und stellte fest, dass Fürst Leuenfarb nicht in seinen Gemächern war. Ich ging dann in die Küche runter, um noch ein paar Reste abzustauben. Dort waren alle jedoch noch immer ausgesprochen geschäftig, und man verweigerte mir den Zutritt. Also zog ich mich zurück und wagte einen Vorstoß in den Speisesaal der Wachmannschaften, wo ich mir Brot, Fleisch, Käse und Bier sichern konnte; mehr brauchte ich ohnehin nicht zu meiner Zufriedenheit.
    Während ich die Treppe wieder hinaufstieg, fragte ich mich, ob ich wohl etwas Schlaf bekommen könnte, bevor Fürst Leuenfarb und der Rest des Bocksburg Adels mit den Gesandten von Bingtown zu Abend speiste. Ich wusste, dass ich mich umziehen und runtergehen sollte, um an seiner Seite zu stehen und den Verlauf des Abends zu beobachten, doch ich hatte das Gefühl, als hätte ich schon soviel Informationen in meinem Kopf verstaut, wie reinpassten, und diese Informationen hatte ich nun auch an Chade und Kettricken weitergegeben; sollten sie was daraus machen. Mein Dilemma mit Harm bereitete mir noch immer großen Kummer, und mir fiel nicht ein, wie ich die Situation hätte verbessern können.
    Schlaf, sagte ich mir selbst entschlossen. Schlaf würde mich von all dem abschirmen, und wenn ich wieder aufwachte, würde mir das ein oder andere vielleicht klarer erscheinen.
    Ich klopfte an Fürst Leuenfarbs Tür und trat ein. Kaum stand ich im Raum, da erhob sich eine junge Frau vom Stuhl neben dem Kamin. Ich schaute mich um in der Annahme, dass Fürst Leuenfarb sie reingelassen haben musste, sah aber keine Spur von ihm. Vielleicht war er in einem der anderen Zimmer, auch wenn es mir unwahrscheinlich erschien, dass er sich nicht um einen Gast kümmerte. Auch sah ich weder Essen noch Wein, nichts, was man hätte anbieten können.
    Die Frau sah bemerkenswert aus, und zwar nicht nur wegen ihrer extravaganten Kleidung, sondern auch wegen ihrer beeindruckenden Maße. Sie war mindestens genauso groß wie ich, hatte langes blondes Haar und hellbraune Augen und die Arm- und Schultermuskeln eines Kriegers. Ihre Kleidung war so geschnitten, dass sie dieses letzte Merkmal betonten. Ihre schwarzen Stiefel reichten ihr bis zu den Knien, und sie trug eine eng anliegende Hose anstatt eines Rocks. Ihr Hemd bestand aus elfenbeinfarbenem Leinen und ihre reich verzierte Weste aus weichem Rehleder. Die Hemdsärmel waren gefaltet, und an den Manschetten fanden sich Rüschen, doch nicht genug, dass sie dadurch behindert worden wäre. Der Schnitt der Kleidung war schlicht, aber die Stoffe und die Stickereien, die sie zierten, waren extravagant. Dass die Kleider für einen Mann geschneidert zu sein schienen, betonte nur die Frau, die in ihnen steckte. Sie trug mehrere Ohrringe in jedem Ohr, einige aus Holz, andere aus Gold. In den spiralförmigen, hölzernen Ohrringen erkannte ich das Werk des Narren. Sie trug auch Gold um Hals und Handgelenke, doch es war nur einfaches Gold, und ich hätte gewettet, dass sie es mehr zu ihrem eigenen Vergnügen denn zur Schau trug. An ihrer Hüfte hing ein schlichtes Schwert und auf der anderen Seite ein Messer.
    Im ersten Augenblick der gegenseitigen Überraschung trafen sich unsere Blicke. Dann wanderte ihr Blick auf eine Art über mich hinweg, die mir nur allzu vertraut war. Als sie ihre Augen schließlich wieder auf meine richtete, lächelte sie entwaffnend. Ihre Zähne waren sehr, sehr weiß.
    »Ihr müsst Fürst Leuenfarb sein.« Sie streckte mir die Hand entgegen und schritt auf mich zu. Trotz der ausländischen Kleidung sprach sie mit dem Akzent des Herzogtums Shoaks. »Ich bin Jek. Vielleicht hat Amber von mir erzählt.«
    Aus Reflex ergriff ich ihre Hand. »Es tut mir leid, werte Frau, aber Ihr irrt Euch. Ich bin Fürst Leuenfarbs Diener, Tom Dachsenbless.« Ihr Griff war fest, ihre Hand schwielig und stark. »Es tut mir leid, dass ich nicht hier war, um Euch zu empfangen, als Ihr eingetroffen seid. Mir war nicht bekannt, dass Fürst Leuenfarb einen Besucher erwartete. Darf ich Euch etwas bringen?«
    Sie zuckte mit den Schultern, ließ meine Hand wieder los und kehrte zum Stuhl zurück. »Fürst Leuenfarb erwartet mich eigentlich nicht direkt. Ich war auf der Suche nach

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