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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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ihm, und ein Diener hat mich hierher geschickt. Ich habe geklopft, keine Antwort, also bin ich reingegangen, um zu warten.« Sie setzte sich, schlug die Beine übereinander und fragte dann mit wissendem Grinsen: »So. Wie geht es Amber?«
    Irgendetwas stimmte hier nicht. Ich blickte zu den anderen verschlossenen Türen. »Ich kenne niemanden mit Namen Amber. Wie seid Ihr hereingekommen?« Ich stand zwischen ihr und der Tür. Sie sah ausgesprochen gefährlich aus, doch ihr Haar und ihre Kleider waren in Ordnung. Sollte sie dem Narren irgendein Leid zugefügt haben, wären sicherlich Spuren eines Kampfes zu sehen gewesen. Auch war im Raum nichts durcheinander.
    »Ich habe die Tür aufgemacht und bin reingegangen. Sie war nicht abgeschlossen.«
    »Diese Tür ist immer abgeschlossen.« Ich versuchte, meinen Widerspruch freundlich klingen zu lassen, aber ich machte mir allmählich Sorgen.
    »Nun, heute war sie es jedenfalls nicht, Tom, und ich habe wichtige Dinge mit Fürst Leuenfarb zu besprechen. Da ich ihm wohlbekannt bin, bezweifele ich, dass es ihm etwas ausmachen würde, wenn ich in seine Zimmer gehe. Im vergangenen Jahr habe ich über Amber als Mittelsmann viele Geschäfte für ihn erledigt.« Sie neigte den Kopf zur Seite und rollte mit den Augen. »Und ich glaube dir nicht im Mindesten, wenn du sagst, du würdest Amber nicht kennen.« Sie kippte den Kopf auf die andere Seite und musterte mich kritisch. Dann grinste sie. »Weißt du, mit braunen Augen gefällst du mir besser. Das steht dir besser wie die blauen, die Paragon hat.« Als ich sie daraufhin konsterniert anstarrte, grinste sie sogar noch breiter. Es war, als würde ich von einer großen, übertrieben freundlichen Katze belagert. Ich fühlte keinerlei Feindseligkeit von ihr. Stattdessen strahlte sie Frohsinn aus; zwar versuchte sie absichtlich, mich in Verlegenheit zu bringen, aber auf eine freundliche, neckische Art. Ich wusste mit dieser Frau einfach nichts anzufangen. Ich versuchte zu entscheiden, ob ich sie rauswerfen oder hier festhalten sollte, bis Fürst Leuenfarb zurückkehrte. Mehr und mehr sehnte ich mich danach, mich in meine Kammer und von da in Chades Labyrinth zurückzuziehen, um sicherzustellen, dass dem Narren nichts geschehen war.
    Dann hörte ich mit großer Erleichterung, wie ein Schlüssel ins Schlüsselloch geschoben wurde. Das konnte nur der Narr sein. Ich ging zur Tür, öffnete sie für ihn und verkündete, noch bevor er einen Fuß über die Schwelle setzen konnte: »Fürst Leuenfarb, ein Besucher erwartet Euch. Eine Lady Jek. Sie sagt, sie sei eine …«
    Bevor ich weiterreden konnte, drängte er sich in einem äußerst ungewöhnlichen Sturmlauf an mir vorbei. Rasch schloss er die Tür hinter sich, als wäre Lady Jek ein Welpe, der auf den Gang entwischen könnte, und verriegelte sie sorgfältig. Schließlich drehte er sich zu ihr um. Sein Gesicht war so bleich, wie ich es schon seit Jahren nicht mehr bei ihm gesehen hatte -jedenfalls nicht, wenn er Gäste empfangen hatte.
    »Fürst Leuenfarb?«, rief Jek. Einen langen Augenblick starrte sie ihn an. Dann brach sie in ein herzliches Lachen aus und schlug sich mit den Fäusten auf die Schenkel. »Aber natürlich. Fürst Leuenfarb! Wie habe ich das übersehen können? Ich hätte das von Anfang an durchschauen müssen!« In Erwartung eines herzlichen Willkommens marschierte sie auf ihn zu, umarmte ihn herzlich und trat dann einen Schritt zurück. Sie packte den Fürst an der Schulter und ließ ihren Blick über sein Gesicht und seine Haare wandern. Auf mich wirkte sie ein wenig benommen, aber ihr Grinsen blieb nach wie vor erhalten. »Es ist fantastisch. Würde ich es nicht wissen, ich hätte es nie auch nur vermuten können. Aber ich verstehe nicht. Warum diese List? Macht es das Zusammensein für euch beide nicht unnötig schwer?« Sie blickte von ihm zu mir, und es war offensichtlich, dass die Frage an uns beide gerichtet war. Worauf sie hinauswollte, war klar, aber ich wusste nicht genau, was sie mit ›List‹ meinte. Ich spürte, wie mir das Blut in die Wangen stieg. Ich wartete darauf, dass Fürst Leuenfarb eine klärende Bemerkung machen würde, doch er schwieg. Mein Blick musste Lady Jek schockiert haben, denn sie richtete ihren Blick wieder auf Fürst Leuenfarb. Unsicher sagte sie: »Amber, mein Freund. Bist du nicht froh, mich zu sehen?«
    Fürst Leuenfarbs Gesicht sah aus wie festgefroren. Seine Kiefer bewegten sich, und schließlich sprach er. Seine Stimme klang leise

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