Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr
die Gerüchteküche brodelt.«
»Sollen wir uns nun mit ihnen gegen Chalced verbünden oder nicht? Lass mich raten: Shoaks ist bereit, schon morgen seine Kriegsschiffe in Marsch zu setzen.«
»Mit Shoaks komme ich schon zurecht«, erwiderte Chade gereizt. »Nein. Es ist viel stumpfsinniger. Kaum war Kettricken in ihre Gemächer zurückgekehrt, kaum hatten wir begonnen, darüber zu diskutieren, was Bingtown uns wirklich bietet, da klopfte ein Page an der Tür. Peottre Schwarzwasser und die Narcheska baten um ein Treffen mit uns. Nein, falsch. Sie baten nicht darum, sie verlangten danach.« Er hielt kurz inne, um uns Zeit zu geben, darüber nachzudenken. »Die Nachricht wurde uns mit aller Dringlichkeit überbracht. Was blieb uns also anderes übrig, als der Aufforderung zu folgen? Die Königin fürchtete, dass die Narcheska sich wieder von irgendwas beleidigt fühlte, was Pflichtgetreu gesagt oder getan hatte. Doch als man uns in ihr privates Empfangszimmer ließ, informierte uns Peottre, dass die Narcheska außerordentlich beunruhigt darüber sei, dass die Sechs Provinzen Gesandte aus Bingtown empfangen. Beide waren sie ausgesprochen erregt. Aber das Interessanteste war: Peottre verkündete, dass, sollten die Sechs Provinzen eine Allianz mit diesen ›Drachenzüchtern‹ eingehen, die Verlobung null und nichtig wäre.«
»Peottre Schwarzwasser und die Narcheska sind damit an die Königin herangetreten, nicht Arkon Blutklinge?«, fragte ich zur Klarstellung.
Fast gleichzeitig fragte der Narr mit großem Interesse: »Drachenzüchter? Schwarzwasser nannte sie ›Drachenzüchter‹?«
Chade blickte von einem zum anderen. »Blutklinge war nicht dort«, antwortete er mir und dann dem Narren: »Eigentlich war es die Narcheska, die den Begriff benutzt hat.«
»Was hat die Königin gesagt?«, fragte ich.
Chade atmete tief ein. »Ich hatte gehofft, sie würde sagen, dass sie sich erst einmal beraten müsse; aber offensichtlich hat die Demütigung Prinz Pflichtgetreus vom Vortag die Königin mehr verärgert, als ich erwartet habe. Manchmal vergesse ich, dass sie nicht nur Königin, sondern auch Mutter ist. Steif erklärte sie der Narcheska und ihrem Onkel sofort, dass die Verhandlungen der Sechs Provinzen mit den Händlern von Bingtown im besten Interesse des Königreiches abgeschlossen würden; Drohungen könnten da gar nichts bewegen … von niemandem.«
»Und?«
»Sie verließen den Empfangsraum. Die Narcheska wirkte äußerst empört; sie ging so steif wie ein Soldat. Schwarzwasser wiederum sah aus wie ein Mann, auf dessen Schultern eine schwere Last ruhte.«
»Sie sollen bald wieder zu den Äußeren Inseln zurückkehren, nicht wahr?«
Chade nickte schwerfällig. »In ein paar Tagen. Das passiert genau richtig, um alles aus dem Gleichgewicht zu bringen. Wenn die Königin den Bingtownern nicht bald antwortet, vor der Abreise der Narcheska, hängt die Verlobung in der Schwebe. All die Arbeit, um unsere Beziehungen zu festigen, wäre dann umsonst … oder Schlimmeres. Dennoch habe ich das Gefühl, dass wir es mit den Händlern nicht übereilen dürfen. Ihr Angebot muss sorgfältig bedacht werden. Dieses Gerede von Drachen … Ist das eine Drohung? Eine Verspottung unserer Drachen? Oder ist das nur ein Trick, eine Erfindung, um uns zu der Allianz zu bewegen, die sie so dringend brauchen? Ich muss Sinn in das Ganze bringen. Ich muss Spione ausschicken und Informationen kaufen. Wir dürfen ihnen keine Antwort geben, bevor wir nicht genügend Fakten gesammelt haben.«
Der Narr und ich blickten einander an.
»Was?«, verlangte Chade zu wissen.
Ich atmete tief durch und schrieb alle Vorsicht in den Wind. »Ich muss mit dir und der Königin sprechen. Vielleicht sollte auch Pflichtgetreu dabei sein.«
Kapitel 12
Jek
Ich bin kein Feigling. Ich habe immer den Willen der Gottgeborenen akzeptiert. Mehr als ein Dutzend Mal habe ich mein Leben Herzog Sidder zu Füßen gelegt, zum Wohl des glorreichen Chalced. Keines dieser Risiken bereue ich. Aber wenn mein gnädigster und göttlich gerechter Herzog Sidder uns die Schuld daran gibt, dass wir den Hafen von Bingtown nicht gehalten haben, beruht sein Urteil unglücklicherweise auf den Berichten von Männern, die nicht dort waren. Somit trifft unseren gnädigsten und göttlich gerechten Herzog keine Schuld, dass er die falschen Schlüsse gezogen hat. Hiermit will ich diese Berichte korrigieren.
Bei Schreiber Wertin heißt es: »Eine Flotte von erfahrenen Kriegsschiffen ist von
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