Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr
besessen.«
»Althea ist schwanger?« ›Amber‹ freute sich wie eine Frau über diese Neuigkeit.
»Ja«, bestätigte Jek. »Sie ist vollkommen wild deswegen, auch wenn Brashen im siebten Himmel schwebt und jeden zweiten Tag einen neuen Namen für das Kind aussucht. Tatsächlich denke ich, dass das sogar einer der Hauptgründe für ihren Ärger ist. Sie sind in der Halle der Händler der Regenwildnis getraut worden … Ich habe dir doch davon geschrieben, oder? Ich glaube, sie haben es mehr getan, um Malta zu beschwichtigen, die sich von der anmaßenden Haltung ihrer Schwester in Bezug auf die Ehe mit Brashen gedemütigt gefühlt hat; dass sich Althea wirklich gewünscht hätte zu heiraten, war wohl weniger der Fall. Jetzt ist sie schwanger, übergibt sich jeden Morgen und spukt Brashen jedes Mal an, wenn er sich übertrieben um sie sorgt.«
»Sie muss doch gewusst haben, dass sie irgendwann schwanger werden würde.«
»Ich bezweifele es. Diese Händler empfangen nicht so leicht, und oft tragen sie ihre Kinder nicht wirklich aus. Ihre Schwester Malta hat bereits zwei verloren. Ich glaube, dass ist der andere Grund für Altheas Wut: Wenn sie mit Sicherheit wüsste, dass sie für all das Ungemach und die Krämpfe irgendwann wirklich ein Baby vorweisen könnte, würde sie das dankbar auf sich nehmen. Aber ihre Mutter will, dass sie für die Geburt nach Hause kommt; das Schiff besteht darauf, dass das Kind auf Deck zur Welt kommt, und Brashen würde ihr genauso gut gestatten, es auf einem Baum zu bekommen, solange er später nur etwas hat, was er verwöhnen kann. All die guten Ratschläge treiben sie noch in den Wahnsinn. Ich habe Brashen gesagt: ›Hör einfach auf, mit ihr darüber zu reden.‹ Er hat mir geantwortet: ›Wie soll ich das tun, wenn ich ständig sehe, wie ihr Bauch über die Takelage reibt, wenn wir Segel setzen?‹ Natürlich stand sie just in diesem Augenblick hinter der Ecke und hat uns gehört. Mir haben die Ohren gebrannt, so hat sie ihn beschimpft.«
Und so redeten sie weiter und tauschten Gerüchte aus wie Hebammen auf dem Marktplatz. Sie diskutierten darüber, wer schwanger war und wer es nicht werden wollte, was in den jamailianischen Häfen und am Hof vor sich ging, die Politik der Pirateninseln und Bingtowns Krieg mit Chalced. Hätte ich nicht gewusst, wer sich im anderen Zimmer befand, ich hätte es nicht erraten können. Amber ähnelte weder Fürst Leuenfarb noch dem Narren. Die Verwandlung war vollständig.
Das war der zweite Punkt, der mich an jenem Abend erregte: Der Narr hatte nicht nur ausführlich mit Jek über mich gesprochen, so dass sie mich erkannte und glaubte, wir seien ein Liebespaar. Es gab auch noch immer ein oder mehrere Leben von ihm, die ich nicht kannte. Seltsam, dass es einem immer wie Verrat vorkommt, wenn man von einem Geheimnis ausgeschlossen wird.
Ich saß allein im Licht meiner Kerze und fragte mich, wer der Narr in Wahrheit war. Ich kratzte die winzigen Hinweise zusammen, die sich über die Jahre gesammelt hatten, und dachte darüber nach. Viele Male hatte ich mein Leben in seine Hände gelegt. Er hatte all meine Aufzeichnungen gelesen, vollständige Berichte über meine Reisen verlangt, und ich hatte sie ihm gegeben. Was hatte er mir als Gegenleistung dafür geboten? Rätsel, Geheimnisse und Bruchstücke seiner Selbst.
Wie abkühlender Teer verhärteten sich meine Gefühle für den Narren und wurden kälter und kälter. Die Wunde, die er mir zugefügt hatte, wuchs, je mehr ich darüber nachdachte. Er hatte mich ausgeschlossen. Das Herz kennt nur eine Reaktion darauf. Ab jetzt würde ich ihn auch ausschließen. Ich stand auf und ging zur Tür meiner Kammer. Ich schloss sie, nicht laut, aber es kümmerte mich auch nicht, ob er bemerkte, dass sie einen Spalt offengestanden hatte. Ich betrat Chades Labyrinth. Ich wünschte, ich hätte die Tür einfach schließen und diesen Teil meines Lebens hinter mir lassen können. Ich versuchte es. Ich ging weg.
Es gibt nur wenige Dinge, die so zart sind wie die Würde eines Mannes. Der Affront, den ich empfand, bereitete mir Schmerzen und machte mich zugleich wütend; er war wie eine Last, die ständig an Gewicht zunahm, während ich die Stufen hinaufstieg. Ich begann, all die Gründe für meinen Groll durchzuzählen.
Wie hatte er es wagen können, mich in diese Position zu bringen? Er hatte seinen Ruf kompromittiert, als wir in Burg Galeton nach Prinz Pflichtgetreu gesucht hatten. Dort hatte er den jungen Gentil
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