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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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hinunterfiel. »Es tut mir leid, dass ich so lange gebraucht habe. Ich musste unauffällig sein, damit niemand bemerkte, was ich tat, und, dass ich Fragen stellte. Und ich wollte es frisch und sauber. Komm, dreh dich hierher, ins Licht«, sagte er ihr. Wieder nahm er sie bei den Schultern und drehte sie so, dass sie genau mir gegenüber saß. Sie ließ die nasse Decke von den Schultern fallen.
    Die Narcheska war über ihrer Rehlederhose bis zur Hüfte nackt. Von der Schulter abwärts war sie am ganzen Körper tätowiert. Das allein war schon ein Schock für mich, doch die Zeichen ähnelten keinen, die ich je gesehen hatte. Ich wusste, dass die Outislander sich tätowierten: Symbole für ihren Clan, ihre Siege und bei den Frauen auch für die Ehen und ihre Kinder. Aber diese glichen dem Glanzeichen auf Peottres Stirn, waren schlichte blaue Muster.
    Ellianias Tätowierungen waren nichts dergleichen. Ich hatte noch nie etwas gesehen, mit dem ich sie auch nur hätte vergleichen können. Sie waren wunderschön, die Farben strahlend, die Muster deutlich und klar. Tatsächlich besaßen die Farben einen metallischen Glanz; sie reflektierten im Lampenlicht wie eine polierte Klinge. Die Wesen, die sich auf ihren Schultern, ihrem Rückgrat und über ihren Rippen wanden, schimmerten und glitzerten. Eines davon, eine wunderbar gearbeitete grüne Schlange, die an ihrem Nacken begann und sich den Rücken hinunter schlängelte, war geschwollen wie eine frische Brandblase. Das war auf seltsame Weise schön, denn es erweckte den Eindruck, als sei die Kreatur unmittelbar unter ihrer Haut gefangen wie ein Schmetterling, der aus seinem Kokon ausbrechen wollte. Als Peottre sie sah, stieß er einen mitfühlenden Schrei aus. Er öffnete sein Bündel und enthüllte einen Haufen frischen Schnees. Davon nahm er eine Hand voll und hielt ihn der Schlange unter den Kopf. Zu meinem Entsetzen hörte ich ein Zischen wie von einer glühendheißen Klinge. Der Schnee schmolz sofort, und Wasser lief der Narcheska den Rücken hinunter. Elliania schrie bei der Berührung auf, doch nicht nur aus Schock, sondern auch vor Erleichterung.
    »Hier«, sagte Peottre. »Einen Augenblick.« Er breitete seinen Mantel aus und verteilte dann den Schnee darauf. »Leg dich hier hin«, wies er sie an und half ihr vom Hocker. Vorsichtig legte er sie mit dem Rücken in den Schnee, und sie wimmerte, als dieser die Verbrennung kühlte. Jetzt konnte ich auch ihr Gesicht sehen und den Schweiß, der neben den Tränen über ihre Schläfen rann. Sie lag vollkommen still da, die Augen geschlossen, und ihre kleinen, jungen Brüste hoben und senkten sich mit jedem Atemzug. Nach ein paar Augenblicken begann sie zu zittern, doch sie rollte sich nicht vom Schnee herunter. Peottre hatte sich inzwischen die weggeworfene Decke genommen und tränkte sie mit frischem Wasser aus einem Henkelkrug. Schließlich brachte er sie wieder zur Narcheska und legte sie neben sie. »Ich werde noch was Schnee holen«, sagte er ihr. »Wenn der geschmolzen ist und deinen Rücken nicht mehr kühlt, versuch die Decke. Ich bin so schnell wie möglich wieder zurück.«
    Elliania öffnete den Mund, um ihre Lippen zu befeuchten. »Beeil dich«, flehte sie mit einem Keuchen.
    »Das werde ich, meine Kleine. Das werde ich.« Peottre stand auf und sagte dann in feierlichem Ton: »Unsere Mütter mögen dich für das segnen, was du ertragen musst. Verdammt sollen diese Weitseher und ihre Sturheit sein. Und verdammt seien auch die Drachenzüchter.«
    Die Narcheska rollte den Kopf vor und zurück auf ihrem Schneebett. »Ich wünschte nur … Ich wünschte nur, ich wüsste, was sie will. Was hat sie von mir erwartet, dass ich tun soll? Über das hinaus, was wir bereits getan haben?«
    Peottre ging durch den Raum und suchte nach etwas, worin er den Schnee transportieren konnte. Seine erste Wahl fiel auf das Waschbecken, doch das legte er wieder beiseite. Dann nahm er den Mantel der Narcheska. »Wir wissen beide, was sie von uns erwartet«, sagte er in barschem Ton.
    »Ich bin noch keine Frau«, sagte die Narcheska leise. »Das verstößt gegen das Gesetz der Mütter.«
    »Das verstößt gegen mein Gesetz«, stellte Peottre klar, als wäre sein Wille das Einzige, was in dieser Angelegenheit von Bedeutung war. »Ich werde nicht tatenlos zusehen, wie du auf diese Art benutzt wirst. Es muss einen anderen Weg geben.« Widerwillig fragte er: »Ist Henja zu dir gekommen? Hat sie dir gesagt, warum du so gequält

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