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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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es für das Beste, wenn du ihn sich selbst überlassen würdest.«
    Ich dachte an das letzte Gespräch zurück, das Harm und ich geführt hatten. »Ich bezweifele, dass er zu mir kommen wird, um sich auszuheulen«, sagte ich nüchtern.
    »Um so besser«, erwiderte Jinna in scharfem Ton. »Soll er sich selbst darum kümmern. Er ist es gewöhnt, unter einem Dach zu schlafen. Es wird nicht lange dauern, bis er erkennt, dass er am Besten ins Lehrlingsquartier gehen sollte, und du solltest es ihm überlassen, Meister Gindast darum zu bitten.« Der Kater hatte sich wieder auf ihrem Schoß eingerichtet. Jinna hob das Strickzeug über ihn und zog einen Faden aus dem Wollknäuel. Träge griff Finkel danach.
    Ich zuckte bei der Vorstellung unwillkürlich zusammen, wie viel von seinem Stolz Harm würde herunterschlucken müssen. Einen Augenblick später fühlte ich mich dann seltsamerweise erleichtert. Harm war durchaus imstande, das selbst zu regeln. Ich musste mich nicht um seinetwillen demütigen. Ich glaube, Jinna sah mir diesen Gedanken an.
    »Nicht jedes Problem auf dieser Welt gehört dir allein, Tom Dachsenbless. Lass den Anderen auch ihren Teil.«
    Ich dachte darüber nach. Dann sagte ich dankbar: »Jinna, du bist wirklich ein echter Freund.«
    Sie blickte mich von der Seite her an. »So. Das hast du also endlich herausgefunden, hm?«
    Ich zuckte bei ihrem Tonfall zusammen, nickte aber. »Du bist ein echter Freund, aber du bist noch immer wütend darüber, wie ich mich benommen habe.«
    Sie nickte vor sich hin. »Und einige Probleme gehören wirklich ganz und gar dir allein, Tom Dachsenbless.« Sie blickte mich erwartungsvoll an.
    Ich atmete tief durch und wappnete mich für das, was nun kommen würde. Ich würde so wenig wie möglich lügen, tröstete ich mich selbst … aber das war nur ein schwacher Trost.
    »Diese Frau im Festsitzenden Schwein an jenem Abend. Nun, wir sind nicht … Das heißt, sie ist nur eine Freundin. Ich gehe nicht mit ihr ins Bett.« Die Worte polterten verlegen aus mir heraus wie fallengelassenes Geschirr und blieben in scharfen Scherben zwischen uns liegen.
    Ein langes Schweigen folgte diesen Worten. Jinna blickte mich an, schaute ins Feuer und sah wieder zu mir. Winzige Funken der Wut und des Verletztseins tanzten in ihren Augen, doch um ihre Lippen zuckte ein ebenso winziges Lächeln herum. »Ich verstehe. Nun, ich nehme an, das ist gut zu wissen. Jetzt hast du schon zwei Freundinnen, mit denen du nicht ins Bett gehst.«
    Was sie damit sagen wollte, war unmissverständlich. Diesen Trost würde sie mir heute Nacht nicht bieten und vielleicht niemals wieder. Wenn ich behaupten würde, das hätte mich nicht enttäuscht, würde ich lügen. Aber ich empfand auch Erleichterung. Hätte sie es mir angeboten, ich hätte es ablehnen müssen. Ich hatte heute Abend schon einmal eine Frau zurückgewiesen und die Konsequenzen dafür tragen müssen. Langsam nickte ich.
    »Das Wasser im Kessel ist heiß«, sagte Jinna. »Wenn du bleiben willst, könntest du uns etwas Tee machen.« Das war kein Vergeben. Das war eine zweite Chance, Freunde zu sein. Ich war glücklich, sie annehmen zu dürfen. Ich stand auf und holte Teekanne und Tassen.

Kapitel 13
Herausforderungen
    Jene, die Land- und Seekarten machen, müssen sich an folgende Regeln halten: Eine Landkarte muss aus der Haut eines Landtieres gefertigt werden und darf vom Meer nichts zeigen. Eine Seekarte wiederum muss auf die Haut eines Meerestieres gemalt werden, und obwohl Land darauf markiert werden muss, sollen sich diese Markierungen ausschließlich auf die Küstenlinien beschränken, da eine Seekarte sich einzig und allein dem Meer zu widmen hat. Es anders zu machen, hieße dem Gott zu trotzen, der die Welt so erschaffen hat, wie sie ist.
    Auch unsere Inseln sind so, wie der Gott sie erschaffen hat. Er schrieb vor langer, langer Zeit auf die Meere. Sie sind seine Runen, und wenn man sie auf eine Seekarte malt, muss dies mit dem Blut eines Landtieres geschehen. Und falls Ihr einen guten Hafen, einen üppigen Fischgrund oder verborgene Sandbänke einzeichnen wollt, so nehmt das Blut eines Meereswesens wie für alles, was zum Meer gehört. Denn so hat der Gott die Welt erschaffen, und welcher Mensch darf es dann wagen, sie anders zu zeichnen?
    Unsere Inseln sind die Runen des Gottes. Wir können nicht alles wissen, denn wir sind nur Menschen, und so ist uns nicht jede Rune offenbar, die der Gott schreiben kann; auch wissen wir nicht, welche Worte er

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