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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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aufs Meer geschrieben hat. Einige Inseln verbirgt er mit Eis vor unseren Blicken, und das müssen wir respektieren. Zeichnet also das Eis mit dem Blut eines Wesens, das im Eis lebt; verwendet aber kein Blut von einem Wesen, das fliegt. Das Blut einer Robbe ist gut dafür geeignet, das eines Eisbären wäre aber noch besser.
    Sollte jemand das Angesicht des Himmels zeichnen wollen, muss er mit dem Blut eines Vogels und einer leichten Feder auf die Haut einer Möwe schreiben.
    Diese Gesetze sind sehr alt. Jede Frau mit einer guten Mutter kennt sie bereits. Ich schreibe sie hier nur nieder, damit unsere Sohnessöhne und ihre Nachkommen nicht in Unwissenheit über Gottes Willen aufwachsen. Sie werden uns alle in die Katastrophe stürzen, wenn wir sie nicht daran erinnern, dass man es uns besser gelehrt hat, und dass diese Gesetze aus Gottes eigenem Mund stammen.
    DIE HERSTELLUNG VON REISEFÜHRERN,
    CHADE IRRSTERNS ÜBERSETZUNG EINER SCHRIFTROLLE VON DEN ÄUSSEREN INSELN
     
    Ich war erleichtert, wieder ein besseres Verhältnis zu Jinna zu haben. Wir verbrachten in jener Nacht keine Zeit im Bett zusammen, und ich gab ihr auch keinen Abschiedskuss. Beides war eine Erleichterung für meinen Geist – auch wenn mein Leib nach etwas anderem schrie. Als ich sie in jener Nacht verließ, beschloss ich, unsere geflickte Freundschaft mit Vorsicht zu behandeln und sie in überschaubaren Grenzen zu halten. Ich glaube, sie empfand das als einen Mangel an Vertrauen von meiner Seite her, aber so war ich schon immer. Jedenfalls hatte Chade mir das oft genug gesagt.
    Es folgten drei schwierige Tage für mich. Der Rest meines Lebens blieb nämlich unruhig. Von Harm hörte ich nichts. Ich fürchtete, dass mein Junge irgendwo draußen im Schnee schlief, auch wenn ich mir immer wieder sagte, dass er dafür viel zu klug war. Die Königin und Chade trafen sich täglich mit den Führern der Sechs Provinzen und beratschlagten das Bündnisangebot von Bingtown. Mich riefen sie nicht zu sich, um ihre Gedanken zu teilen. Die Gesandten von Bingtown waren äußerst präsent bei Hofe und hofierten eifrig die einzelnen Herzöge und Herzoginnen mit Geschenken und Aufmerksamkeiten aller Art. Von unserer Seite aus gingen die Banketts und Festivitäten weiter, allerdings mit verstärkter Rücksicht auf die verletzten Gefühle der Outislander, während wir gleichzeitig versuchten, unseren Gästen aus Bingtown jede nur erdenkliche Freundlichkeit zu erweisen. Der Erfolg dieser Abende war gemischt. Seltsamerweise schienen Arkon Blutklinge und seine Outislander von den Bingtownern fasziniert zu sein, und offen sprachen sie mit ihnen darüber, ihre Handelsbeziehungen im Zuge der Verlobung von Prinz Pflichtgetreu und der Narcheska zu erweitern. Elliania und Peottre Schwarzwasser blieben den Festivitäten jedoch weitgehend fern. Bei den wenigen Gelegenheiten, da Elliania doch erschien, war sie ernst und ruhig.
    Sowohl die Narcheska als auch Peottre gingen den Bingtown-Händlern peinlich genau aus dem Weg, wann immer es ihnen möglich war. Elliania legte vor allem eine tiefe Abneigung gegen den geschuppten Jungen, Seiden Vestrit, an den Tag. Einmal sah ich sogar, wie sie körperlich vor ihm zurückwich, als er an ihr vorüberkam. Aber ich war nicht sicher, ob sie nicht durch irgendetwas zu diesem Verhalten gezwungen wurde, denn hinterher saß sie steif und mit Schweißperlen auf der Stirn am Tisch. Nicht lange danach entschuldigten sie und Peottre Schwarzwasser sich, obwohl noch ein Puppenspiel anstand; Peottre erklärte, die Narcheska sei müde, und er müsse sich noch um ihr Gepäck kümmern. Das war eine unverhohlene Erinnerung daran, dass die Outislander bald wieder in ihre Heimat zurückkehren würden. Die Bingtown-Händler hätten sich kaum eine schlechtere Zeit aussuchen können, um mit ihrem Angebot zu uns zu kommen.
    »Eine Woche später, und sie wären bei Ankunft der Bingtowner schon fort gewesen. Ja, ich bezweifele nicht, dass wir den kleinen Fauxpas des Prinzen mit der Narcheska hätten bereinigen können, und alle wären glücklich gewesen. Jetzt kommt zu dem Fehltritt des Prinzen auch noch unsere Weigerung, die Verhandlungen mit Bingtown abzubrechen. Jetzt steht alles auf der Kippe.«
    Das war Chades mürrische Bemerkung, als wir eines Abends ein Glas Wein zusammen tranken. Es waren einige Dinge vorgefallen, die ihm sichtlich auf den Magen geschlagen waren. Merle hatte versucht, ihm eine Nachricht für mich zu geben. Sie hatte das unter vier Augen

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