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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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und fest davon überzeugt gewesen war, dass Liebe das Weiseste auf dieser Welt sei und dass man mit ihrer Hilfe sein Schicksal gestalten konnte. Ich erinnerte mich nur allzu gut daran, und meine Gedanken wanderten zu Harm. Ich fragte mich selbst, ob ich mir von irgendjemandem hätte sagen lassen, dass es weder mein Recht noch mein Schicksal sei, nachdem ich bei Molly gelegen hatte? Ich bezweifelte es. Das Beste wäre gewesen, so schloss ich einen Krug später, Harm gar nicht erst zu erlauben, Svanja zu sehen. Jinna hatte mich in dieser Hinsicht gewarnt, doch ich hatte ihr keine Aufmerksamkeit geschenkt. Genau wie Burrich und Philia mich einst davor gewarnt hatten, etwas mit Molly anzufangen. Sie hatten Recht gehabt. Ich hätte mir das schon vor langer Zeit eingestehen müssen. Ich hätte es ihnen direkt sagen müssen.
    Die Weisheit von drei Krügen Bier nach einer schlaflosen Nacht und einem Tag voller beunruhigender Neuigkeiten überzeugte mich davon, dass es das Beste sei, zu Jinna zu gehen und ihr zu sagen, dass sie Recht gehabt hatte. Irgendwie würde das die Dinge besser machen. Dass das Warum verschwommen blieb, störte mich nicht. Ich machte mich auf den Weg durch die stille Nacht zu ihrer Tür.
    Der Schneefall hatte aufgehört. Über ganz Burgstadt lag eine frische, glatte Schneedecke. Sie bedeckte die Giebel, die tiefen Spurrillen in den Straßen und verbarg alle Sünden. Bei jedem Schritt knirschte es unter meinen Stiefeln. Fast war ich wieder zu Verstand gekommen, als ich Jinnas Tür erreichte, aber ich klopfte dennoch an. Vielleicht brauchte ich einfach nur einen Freund, irgendeinen Freund.
    Ich hörte das Plumpsen des Katers, der von Jinnas Schoß sprang, und dann ihre Schritte. Sie spähte aus dem oberen Teil der Tür heraus. »Wer ist da?«
    »Ich bin es. Tom Dachsenbless.«
    Jinna schloss die obere Türhälfte. Es kam mir wie eine Ewigkeit vor, bis sie die ganze Tür geöffnet hatte, um mich hereinzulassen. »Komm rein«, sagte sie, doch ihre Stimme klang, als wäre es ihr völlig egal, ob ich das nun tat oder nicht.
    Ich stand draußen im Schnee. »Ich muss nicht reinkommen. Ich wollte dir nur sagen, dass du Recht hattest.«
    Sie blickte mich an. »Und du bist betrunken. Komm rein, Tom Dachsenbless. Ich habe keine Lust, die Kälte in mein Haus zu lassen.«
    So ging ich hinein. Finkel hatte bereits Jinnas warmen Platz auf dem Stuhl in Anspruch genommen, doch nun setzte er sich auf, um mich missbilligend anzublicken. Fisch?
    Kein Fisch. Verzeihung.
    › Verzeihung‹ ist kein Fisch. Was nützt schon ›Verzeihung‹? Er rollte sich wieder zusammen und verbarg sein Gesicht im Schwanz.
    Ich gab es zu. »Um Verzeihung zu bitten, nutzt nicht viel, aber es ist alles, was ich anbieten kann.«
    Jinna blickte mich grimmig an. »Nun, das ist zumindest weit mehr als alles andere, was du mir in letzter Zeit gegeben hast.«
    Der Schnee von meinen Stiefeln schmolz auf den Boden. Das Feuer knisterte. »Du hattest Recht mit Harm. Ich hätte mich schon weit früher einmischen sollen, habe es aber nicht getan. Ich hätte auf dich hören sollen.«
    Nach einer Weile sagte sie: »Willst du dich nicht setzen? Ich denke nicht, dass du jetzt sofort zur Burg zurückgehen solltest.«
    »So betrunken bin ich nun auch wieder nicht!«, spottete ich.
    »Ich glaube, du bist nicht nüchtern genug, um zu wissen, wie betrunken du bist«, erwiderte sie, und während ich diesen Satz zu entschlüsseln versuchte, sagte sie: »Zieh deinen Mantel aus, und setz dich.« Dann nahm sie ihr Strickzeug von dem einen und den Kater von dem anderen Stuhl, und wir beide setzten uns.
    Eine kurze Zeit lang blickten wir einfach nur ins Feuer. Dann sagte Jinna: »Es gibt da etwas, was du über Svanjas Vater wissen solltest.«
    Widerwillig blickte ich ihr in die Augen.
    »Er ist dir sehr ähnlich«, erklärte Jinna ruhig. »Es dauert seine Zeit, bis er wirklich wütend wird. Im Augenblick empfindet er nur Trauer darüber, was seine Tochter tut. Aber sobald es Stadtgespräch wird, werden einige Leute ihn deswegen necken. Die Trauer wird sich in Scham verwandeln und nicht viel später in Zorn. Doch diesen Zorn wird er nicht gegen Svanja richten. Er wird sich Harm schnappen, den Schuft, der seine Tochter verführt hat. An diesem Punkt wird er nicht nur wütend, sondern auch selbstgerecht sein, und er ist stark wie ein Bulle.«
    Als ich daraufhin schwieg, fügte sie hinzu: »Ich habe das Harm gesagt.« Finkel kam zu ihr, sprang ihr auf den Schoß und stieß

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