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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Ich kann die Nachricht aber entgegen nehmen, wenn du willst.«
    »Fürst Leuenfarb hat sie nicht niedergeschrieben, junger Mann. Er hat mich gebeten, seine Worte genau zu wiederholen.« Ich bellte meine Worte förmlich, ohne auf die Stille im Gang hinter mir und dem abgedunkelten Zimmer zu achten. Der Junge warf einen Blick zu einer geschlossenen Tür auf der anderen Seite des Raums. Das musste also Chades Schlafzimmer sein. Mich verließ der Mut. Der alte Mann war mit seinen Verletzungen vielleicht wieder zu Bett gegangen, und wenn er hinter einer Tür schlief, das Gehör von seinem Missgeschick geschwächt, hatte ich kaum eine Chance, dass er meine Stimme hörte und rauskam.
    »Und diese Nachricht wäre?«, fragte mich der junge Page mit fester Stimme. Er lächelte freundlich, versperrte mir aber entschlossen den Weg. Offensichtlich war ich für ihn wie viele Soldaten in Bocksburg: von Natur aus schon nicht sonderlich helle, und eine Reihe von Schlägen im Laufe der Jahre hatte sich auch nicht gerade positiv darauf ausgewirkt.
    Ich räusperte mich und deutete eine Verbeugung an. »Fürst Leuenfarb von Jamailia lädt Lord Chade, Oberster Berater von Königin Kettricken der Sechs Provinzen, heute Morgen zu einem Frühstück und einem amüsanten Glücksspiel ein. Es handelt sich um ein Spiel, das er erst vor kurzem erlernt hat, und er glaubt, dass Lord Chade es äußerst faszinierend finden wird. ›Lutwin‹ wird es genannt, nach seinem Ursprungsort. Jeder Spieler erhält eine Handvoll Spielsteine, und sein Schicksal hängt davon ab, die anderen zu schlagen, indem er Risiken eingeht, bevor die Zeit abgelaufen ist. Es heißt, unten in Burgstadt würde es bereits gespielt, auch wenn mein Herr noch nicht genau herausgefunden hat wo.«
    Der Mund des jungen Pagen klappte langsam auf. Er war gut darin ausgebildet – dessen war ich sicher – Botschaften wortgetreu weiterzugeben, doch keine von solcher Länge. Ich lächelte weiter und hob die Stimme, damit sie durch die beiden geschlossenen Türen trug. »Aber das Faszinierendste an dem Spiel ist, dass es traditionell nur an Waschtagen gespielt wird. Ulkig, nicht wahr? Heutzutage kann es jedoch an allen Tagen gespielt werden, doch die Einsätze sind an Waschtagen noch immer höher.«
    »Ich werde es ihm ausrichten«, unterbrach mich der Page. »Ich werde ihm ausrichten, dass er zu einer Partie Lutwin in Fürst Leuenfarbs Gemächern geladen ist. Aber ich fürchte, er wird ablehnen. Wie ich bereits gesagt habe, fühlt er sich heute nicht allzu gut.«
    »Nun, das zu entscheiden, obliegt weder dir noch mir, nicht wahr? Wir sind lediglich diejenigen, die dafür sorgen müssen, dass die Nachrichten übermittelt werden. Sei bedankt und einen schönen Morgen noch.«
    Ich drehte mich um, marschierte den Gang hinunter und summte vor mich hin. Ich versuchte, nicht so auszusehen, als hätte ich es eilig. Ich ging in die Küche und lud ein üppiges Mahl auf ein Tablett. Um weiter so zu tun, als wolle Fürst Leuenfarb Ratgeber Chade in seinen Gemächern unterhalten, nahm ich mir noch ein paar Extrateller und -tassen und schaffte alles in unsere Gemächer hinauf. Ich kam gerade rechtzeitig dort an, um Chades Pagen abzufangen. Der Junge war gekommen, um Chades Entschuldigung zu überbringen, dass er aufgrund heftiger Kopfschmerzen nicht kommen könne. Ich versprach, sein Bedauern an meinen Herrn weiterzuleiten. Kaum hatte ich die Tür hinter mir geschlossen und das Tablett abgestellt, da trat Chade aus meiner Kammer. »Was ist das von wegen Lutwin?«, verlangte er zu wissen.
    Er sah sogar noch schlimmer aus als das letzte Mal, da ich ihn gesehen hatte. Die gerötete Haut auf seiner Stirn und seinen Wangen schälte sich inzwischen ab und verlieh ihm ein lepröses Aussehen. Wenigstens sprach er schon fast wieder normal. Ich stellte ihn auf die Probe, indem ich bewusst leise fragte: »Kehrt dein Gehör langsam wieder zurück?«
    Er funkelte mich an. »Es ist schon ein wenig besser geworden, aber du musst immer noch ein wenig lauter sprechen, damit ich dich verstehe. Aber jetzt genug davon. Was ist das mit Lutwin?«
    In diesem Augenblick trat Fürst Leuenfarb aus seinem Schlafgemach; er schnürte gerade seinen Morgenmantel zu. »Ah. Guten Morgen, Ratgeber Chade. Welch unerwartete Freude, aber wie ich sehe, hat mein Diener Euch bereits empfangen und Frühstück für uns geholt. Bitte, setzt Euch.«
    Chade blickte ihn finster an und wandte sich dann wieder an mich. »Es reicht! Mir ist egal,

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