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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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hinzu. Der Narr nickte ernst. »Jetzt muss ich gehen«, sagte der alte Assassine. »Mach weiter wie bisher, Fitz. Lass Fürst Leuenfarb mir eine Nachricht mit dem Wort ›Pferd‹ darin schicken, solltest du mich sehen wollen. Solltest du von Dick erfahren, wo sich Lutwin aufhält, lass es mich sofort wissen. Ich werde einen Mann zu ihm schicken, der ein wenig schnüffeln soll.«
    »Ich glaube, dass könnte ich auch selbst erledigen«, sagte ich leise.
    »Nein, Fitz. Er kennt dein Gesicht. Er könnte von Dick wissen, dass du zu mir gehörst. Es ist besser, du hältst dich von ihm fern.« Als er sich mit der Serviette den Mund abwischen wollte, warf der Narr ihm einen warnenden Blick zu, und so tupfte er sich stattdessen nur die Lippen ab. »Die Figur vom Strand der Anderen, Fitz. Du hast gesagt, der Prinz glaube, sie stelle die Narcheska dar? Hältst du das für möglich?«
    Ich breitete die Hände aus und zuckte mit den Schultern. »Dieser Strand schien mir ein äußerst seltsamer Ort zu sein. Wenn ich daran zurückdenke, was dort geschehen ist, sind meine Erinnerungen nur vage und verschwommen.«
    »Du hast gesagt, das könnte am Durchschreiten des Gabenpfeilers liegen.«
    Ich atmete tief ein. »Vielleicht. Und doch glaube ich, dass da mehr dahinter steckt. Vielleicht haben die Anderen oder irgendein anderes Wesen einen Zauber über diesen Ort gelegt. Chade, wenn ich zurückblicke, ergeben meine Entscheidungen keinen Sinn für mich. Warum habe ich nicht versucht, dem Pfad in Richtung Wald zu folgen? Ich erinnere mich daran, ihn mir angesehen und gedacht zu haben, dass irgendjemand ihn angelegt hat. Dennoch verspürte ich nicht die geringste Neigung, rüberzugehen und mich mal umzuschauen. Nein, es war sogar noch etwas Stärkeres. Der Wald schien mich zu bedrohen; so wenig einladend war noch nie ein Wald für mich.« Ich schüttelte den Kopf. »Ich glaube, dieser Ort besitzt seine eigene Magie, die weder etwas mit der Alten Macht noch mit der Gabe zu tun hat, und die Erfahrungen, die ich dort gesammelt habe, möchte ich nicht unbedingt noch mal machen. Auch die Gabe schien dort noch verführerischer zu sein als sonst. Und …« Ich ließ den Gedanken unvollendet. Ich war noch immer nicht bereit, über das zu sprechen, was auch immer es gewesen sein mochte, das Pflichtgetreu und mich aus dem Gabenstrom gezogen und wieder zusammengefügt hatte. Die Erfahrung war viel zu groß und persönlich.
    »Eine Magie, die dem Prinzen eine Figur seiner Braut präsentieren kann und zwar wie sie sein wird und nicht wie sie ist?«
    Wieder zuckte ich mit den Schultern. »Nachdem Pflichtgetreu es ausgesprochen hatte, kam es mir richtig vor. Ich weiß, dass ich die Narcheska mal mit einem blauen Ornament gesehen habe, wie es auch die Figur trägt; aber ich habe sie nie auf diese Art gekleidet gesehen, und einen echten Busen hat sie auch noch nicht.«
    »Ich erinnere mich daran, mal etwas über eine Outislander-Zeremonie gelesen zu haben, wo ein Mädchen sich so präsentiert, um seine Weiblichkeit anerkennen zu lassen.«
    Das klang barbarisch für mich. Das sagte ich auch und fügte dann hinzu: »Es besteht eine Ähnlichkeit zur Narcheska, aber vielleicht ist das nur eine Ähnlichkeit, die alle Outislander-Frauen teilen. Ich denke nicht, dass wir uns im Augenblick darüber den Kopf zerbrechen sollten.«
    Chade seufzte. »Es gibt viel zu viel, was wir nicht über die Outislander wissen. Nun. Ich muss weg. Ich habe der Königin viel zu berichten, und anderen Leuten muss ich eine Menge Fragen stellen. Fitz, melde dich bei mir, sobald du etwas Definitives von Dick weißt. Lass mir über den Narren eine Nachricht mit dem Wort ›Lavendel‹ darin zukommen.«
    Mein Herz setzte einen Schlag lang aus. »Hast du nicht gesagt, wir sollten das Wort ›Pferd‹ benutzen?«, sagte ich.
    Chade blieb an der Tür zu meiner Kammer stehen. Ich wusste, dass ich ihn aufgerüttelt hatte, doch er versuchte, das zu verbergen. »Habe ich das? Aber das Wort ist mir zu gewöhnlich, weißt du? ›Lavendel‹ eignet sich besser für unsere Zwecke. Das würdest du mir kaum aus Zufall schreiben. Auf Wiedersehen.«
    Und er war verschwunden. Ich drehte mich um, um zu sehen, ob der Narr genauso entsetzt über den Lapsus des alten Mannes war wie ich, doch auch er war weg. Wie ein Geist war er aus dem Raum gehuscht und hatte Farbe und Puder mitgenommen. Ich seufzte und machte mich daran, das Frühstück wegzuräumen. Das kurze Zwischenspiel mit ihm hatte mir mehr denn je

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