Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr
was ihr für Meinungsverschiedenheiten habt. Hier geht es um eine Bedrohung für den Weitseherthron, und ich werde solchen Unsinn nicht dulden. Narr, halt den Mund.
FitzChivalric, Bericht!«
Der Narr zuckte mit den Schultern und ließ sich auf den Stuhl Chade gegenüber fallen. Ohne weitere Zeremonie begann er, Essen für meinen alten Mentor anzurichten. Es schmerzte mich, dass er sich für Chade wieder in sein altes Ich verwandelte, aber nicht für mich. Meinen Teller ließ der Narr leer. So bediente ich mich selbst, während ich sprach. Ich berichtete alles, was sich heute Morgen zugetragen hatte. Chades Gesichtsausdruck wurde immer besorgter, aber er unterbrach mich nicht. Um es dem Narren mit gleicher Münze heimzuzahlen, blickte ich ihn beim Reden kein einziges Mal an. Als ich schließlich fertig war, schenkte ich Chade und mir Tee ein und nahm mein Essen in Angriff. Ich war halb verhungert.
Nach einem langen Augenblick des Schweigens fragte Chade: »Hast du irgendwas geplant?«
Ich hob die Schultern mit einer Beiläufigkeit, die ich nicht empfand. »Es scheint offensichtlich. Wir müssen Dick nah bei uns behalten, damit er das Spiel nicht verraten kann. Wir müssen den Prinzen heute und morgen hier in Sicherheit behalten. Wir müssen herausfinden, wohin Dick geht, um Bericht zu erstatten und den Ort dann untersuchen. Anschließend gehen wir rein und bringen so viele wie möglich von ihnen um; vor allem werden wir sicherstellen, dass Lutwin diesmal stirbt.« Ich sprach in ruhigem Tonfall, doch meine eigenen Worte widerten mich plötzlich an. Es beginnt also erneut, dachte ich. Nicht das Töten in der Schlacht oder wenn man angegriffen wird, sondern das ruhige Planen von Meuchelmorden für die Weitseher. Hatte ich nicht gesagt, dass ich kein Meuchelmörder mehr sei und nie wieder einer werden würde? Ich fragte mich, ob ich ein Lügner oder ein Heuchler war, dass ich so etwas je ausgesprochen hatte.
»Hör auf, den Narren mit dieser Schau beeindrucken zu wollen. Das funktioniert nämlich nicht«, bemerkte Chade grimmig.
Hätte er nicht so genau ins Ziel getroffen, ich wäre bekümmert gewesen. Ja. Ich hatte eine Schau abgezogen. Jetzt wagte ich es noch nicht einmal, zum Narren zu blicken, um zu sehen, wie er auf Chades Bemerkung reagierte. Ich schaufelte eine weitere Ladung Essen in mich hinein, um nichts sagen zu müssen.
Chades nächste Bemerkung schockierte mich. »Keine Morde, Fitz. Und du hältst dich von ihnen fern. Mir gefällt ihr Herumspionieren nicht, und ich schäme mich, dass sie mich so leicht haben täuschen können; aber wir können es nicht riskieren, irgendwelche Zwiehaften zu töten, ohne das Wort der Königin in Frage zu stellen. Du weißt, dass Kettricken angeboten hat, eine Delegation jener vom Alten Blut zu empfangen, um eine Lösung für die ungerechte Verfolgung auszuarbeiten?« Auf mein Nicken hin fuhr er fort: »Nun, in den vergangenen zwei Tagen hat sie Nachrichten erhalten, die sie beim Wort nehmen. Ich vermute, dass Laurel etwas damit zu tun hat. Was meinst du?«
Der alte Mann blickte mich grimmig an. Aber falls er gehofft hatte, mir mit diesem Überraschungsangriff ein Geheimnis entlocken zu können, so hatte er sich geirrt. Nach kurzem Nachdenken nickte ich. »Das könnte durchaus möglich sein. Dann tun sie das … Das ist ohne deine Führung arrangiert worden?« Das war die taktvollste Art, die mir einfiel, das zu sagen.
Chade nickte; sein Gesichtsausdruck wurde immer grimmiger. »Nicht nur ohne meine Führung, sondern auch gegen meinen ausdrücklichen Rat. Im Augenblick können wir kaum noch ein diplomatisches Problem gebrauchen. Nichtsdestotrotz werden wir wohl eins bekommen. Die Königin scheint das Festlegen von Ort und Zeit des Treffens den Zwiehaften überlassen zu wollen. Sie haben erklärt, dass wir zu ihrem Schutz äußerste Geheimhaltung bewahren müssen. Es wird keine Ankündigung dieses Treffens geben, bevor sie uns nicht sagen, dass sie bereit dazu sind. Ich glaube, sie fürchten sich davor, was unsere Edelleute tun könnten, sollten sie davon erfahren. Und das tue ich auch!« Er atmete tief durch und fasste sich wieder. »Ein genaues Datum ist noch nicht festgelegt worden, aber sie haben uns ›bald‹ versprochen. Es könnte durchaus sein, dass Lutwin als Botschafter der Zwiehaften dient. Ihn in seiner Unterkunft zu töten, bevor er sich mit der Königin treffen kann, wäre … politisch unklug.«
»Ganz zu schweigen von ungehobelt«, warf der Narr
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