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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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zwischen zwei Bissen Brot ein. Tadelnd wedelte er mit dem Finger in Richtung Chade.
    »Ich soll also gar nichts tun?«, fragte ich kalt.
    »Nicht ganz«, erwiderte Chade in sanftem Ton. »Du warst klug genug zu tun, was du getan hast. Halte Dick hier fest. Lass ihn keinen Bericht mehr erstatten. Sieh zu, dass du noch mehr Informationen aus ihm herausbekommst. Du hattest auch Recht damit, Pflichtgetreu zu sagen, er solle nicht allein mit Gentil Bresinga irgendwo hingehen. Natürlich könnte es sich schlicht um eine unschuldige Einladung handeln, aber ebenso gut könnte es eine Intrige sein, um ihn als Geisel zu bekommen. Ich habe immer noch nicht feststellen können, wie tief die Bresingas in die letzte Entführung verstrickt gewesen sind. Eine Zeit lang habe ich angenommen, dass Lady Bresinga selbst in Gefahr schweben würde oder eine Art Geisel wäre. Ihre Bewegungen, ja ihr ganzes Leben war so eingeschränkt. Dann habe ich mich gefragt, ob nicht schlicht finanzielle Schwierigkeiten der Grund dafür sind. Berichten zufolge trinkt sie inzwischen weit mehr als früher. Sie geht früh zu Bett und steht spät auf.« Er seufzte. »Was das betrifft, habe ich noch keine Entscheidung getroffen, und aufgrund der Bemühungen der Königin, sich mit den Zwiehaften anzufreunden, habe ich es nicht gewagt, irgendwas gegen die Bresingas zu unternehmen. Ich weiß noch immer nicht, ob sie nun eine Bedrohung oder Verbündete sind.« Er schwieg, verzog das Gesicht und fügte dann hinzu: »Es ist ein verdammtes Pech, dass mir das ausgerechnet jetzt mit meinem Gesicht passiert ist, wo ich rausgehen und mit den Leuten reden muss. Ich kann es mir aber nicht leisten, irgendwelche Kommentare zu provozieren. Ein paar Leute könnten unangenehme Verbindungen herstellen.«
    Der Narr stand leise auf und ging in sein Schlafzimmer. Als er wieder zurückkehrte, hielt er einen kleinen Topf Schminke in der Hand. Er stellte ihn auf den Tisch neben Chades Ellbogen. Als der alte Assassine ihn neugierig betrachtete, sagte der Narr: »Das ist hervorragend, um die Haut zu schälen. Es ist auch ein wenig Farbe drin, um die Haut aufzuhellen. Lass es mich wissen, wenn es zu viel Farbe ist. Ich kann sie verändern.« Mir fiel auf, dass er Chade nicht fragte, was geschehen war, und Chade gab auch nichts freiwillig preis. Vorsichtig fügte der Narr hinzu: »Wenn du willst, kann ich dir zeigen, wie du sie auftragen musst. Es könnte uns auch gelingen, einen Teil deiner Augenbrauen wiederherzustellen.«
    »Bitte«, sagte Chade nach einem Moment. Und so wurde auf dem Frühstückstisch eine Ecke freigeräumt, und der Narr machte sich mit seinen Farben und Pudern an die Arbeit. Auf eine gewisse Art war es faszinierend, ihm dabei zuzusehen. Chade schien das Ganze zunächst unangenehm zu sein, doch schon bald ging er ganz und gar darin auf und verfolgte in einem Spiegel, wie der Narr sein Äußeres wiederherstellte. Als der Narr schließlich fertig war, nickte Chade zufrieden und bemerkte: »Ich wünschte, ich hätte Farbe und Schminke von dieser Qualität gehabt, als ich Lady Quendel gespielt habe. Ich hätte nicht so viele Schleier tragen und so furchtbar riechen müssen, um die Leute auf Distanz zu halten.«
    Das ließ mich grinsen, als ich mich daran erinnerte. Gleichzeitig empfand ich kurz eine gewisse Unruhe. Es war ganz und gar nicht typisch Chade, so sorglos über seine Geheimnisse zu sprechen, egal wie alt sie waren. Ging er davon aus, dass ich dem Narren alles erzählt hatte, was es über uns zu wissen gab? Oder vertraute er dem Mann schlicht völlig? Chade hob die Hand, um seine Wange zu berühren, doch der Narr machte eine warnende Geste. »Berühr dein Gesicht so wenig wie möglich. Nimm diese Töpfe mit, und entschuldige dich unter irgendeinem Vorwand nach den Mahlzeiten, um dich vor einen Spiegel zu setzen. Nach dem Essen ist es am wahrscheinlichsten, dass du irgendwelche Reparaturen vornehmen musst. Solltest du meine Hilfe brauchen, schick mir einfach eine Nachricht, ich solle dich besuchen. Ich werde dann zu dir kommen.«
    »Sag deinem Pagen, du hättest eine Frage, was das Spiel ›Lutwin‹ betrifft«, warf ich ein. Ohne den Narren direkt anzusehen, erklärte ich: »Das war der Vorwand, unter dem ich heute Morgen Chades Gemächer aufgesucht habe. Dass du ihn hierher zum Frühstück eingeladen hast, um ihm ein Glücksspiel zu zeigen.«
    »Eine Einladung, die ich aufgrund meiner angeschlagenen Gesundheit leider habe ablehnen müssen«, fügte Chade

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