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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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einen Stuhl sinken.
    »Lutwin«, flüsterte Pflichtgetreu entsetzt.
    Ich nickte. Ich war noch nicht bereit zu sprechen.
    Lutwin hatte mich ›Bastard‹ genannt. Meinte er ›Bastard‹ oder › den Bastard‹?, fragte ich mich.
    »Was sollen wir tun?«
    Ich hob den Kopf und schaute meinen Prinzen an. Seine dunklen Augen waren groß geworden, sein Gesicht leichenblass. Chades Mauern und Spione hatten versagt. Plötzlich hatte ich das Gefühl, als stünde ich allein zwischen Pflichtgetreu und den Gescheckten. Vielleicht war das schon immer so gewesen. Selbstsüchtig freute ich mich, dass Laurel fort war, weit außerhalb von Lutwins Reichweite. So brauchte ich mir wenigstens um sie keine Sorgen mehr zu machen. »Du darfst gar nichts tun. Nichts!« Ich betonte das Wort, als Pflichtgetreu den Mund öffnete, um dagegen zu protestieren. »Du darfst nichts Ungewöhnliches tun, nichts, was sie vermuten lassen könnte, dass wir von ihrer Verschwörung ahnen. Der heutige Tag muss wie jeder andere Tag sein; aber du musst innerhalb der Burgmauern bleiben.«
    Einen Atemzug lang schwieg Pflichtgetreu; dann erwiderte er: »Ich habe Gentil Bresinga versprochen, mit ihm auszureiten. Nur er und ich. Wir wollten uns hinausschleichen und heute Nachmittag mit seiner Katze jagen gehen. Sehr spät gestern Nacht ist er in meine Gemächer gekommen und hat mich gefragt.« Er atmete tief ein, und ich beobachtete, wie er Gentils Einladung plötzlich in einem anderen Licht betrachtete. Leise fuhr er fort: »Er schien aufgeregt zu sein, und er sah aus, als hätte er geweint. Als ich ihn gefragt habe, ob er sich nicht wohl fühle, hat er mir versichert, dass er selbst an seinem Problem schuld sei, und dass ihm ein Freund dabei nicht helfen könne. Ich nahm an, es hätte etwas mit einem Mädchen zu tun.«
    Ich verarbeitete die Information und fragte dann: »Seine Katze ist hier?«
    Der Prinz nickte beschämt. »Er bezahlt eine alte Frau, um ihre Scheune benutzen zu dürfen; sie liegt unten am Waldrand nahe den Flussmolen. Die Frau füttert die Katze, lässt sie aber kommen und gehen, wie sie will, und Gentil besucht sie, so oft er kann.« Er atmete tief durch und gab zu: »Ich war schon mal mit ihm dort. Einmal. Tief in der Nacht.«
    Ich schluckte alles hinunter, was ich hatte sagen wollen. Das war nicht die richtige Zeit für wütenden Tadel. Mein Zorn galt größtenteils ohnehin mir selbst. Auch hier hatte ich versagt. »Nun. Heute wirst du jedenfalls nicht gehen. Du hast plötzlich ein Furunkel am Hintern bekommen. Sag ihm das. Deshalb kannst du nicht mitreiten.«
    »Ich will nicht … Das werde ich nicht sagen. Das ist peinlich. Ich werde sagen, ich hätte Kopfschmerzen. Tom, ich glaube nicht, dass Gentil ein Verräter ist. Ich glaube nicht, dass er mich hintergangen hat.«
    »Du wirst das sagen und zwar genau das, eben weil es peinlich ist. Kopfschmerzen klingen nach fadenscheiniger Entschuldigung, ein Furunkel an deinem Allerwertesten nicht.« Ich atmete tief durch und umriss, was ich vermutete. »Vielleicht ist Gentil kein Verräter. Aber es könnte durchaus sein, dass irgendjemand ihn benutzt, um dich aus Bocksburg fortzulocken. Oder es könnte sein, dass ihn jemand unter Druck setzt. Vielleicht bedroht man ihn damit, seine Mutter als Zwiehafte zu denunzieren, wenn er dich nicht ausliefert. So. Ob du Gentil nun vertraust oder nicht, steht hier nicht zur Debatte. Verschaff mir Zeit. Entschuldige dich irgendwie. Und achte darauf, vorsichtig zu gehen, und meide alles, was du auch meiden würdest, wenn du wirklich ein Furunkel hättest.«
    Pflichtgetreu verzog das Gesicht, nickte aber. Das erleichterte mich wenigstens etwas. Dann fügte er jedoch hinzu: »Es wird nicht leicht sein, mich davor zu drücken. Er hat gesagt, er wolle mich heute um einen besonderen Gefallen bitten.«
    »Was für einen?«
    »Ich bin nicht sicher. Es hat irgendetwas mit seiner Katze zu tun, glaube ich.«
    »Umso mehr Grund, nicht mit ihm hinauszugehen.« Ich versuchte, alle möglichen Konsequenzen zu durchdenken. Dabei kam mir ein weiterer Gedanke. »Hat Gentil dir noch irgendwelche Tiere gebracht? Hat er versucht, dir ein Geschwistertier anzubieten?«
    »Hältst du mich wirklich für so dumm, dass ich ihm auch dann noch vertrauen würde?« Der Prinz war von meiner Frage verstört und verärgert zugleich. »Ich bin kein Idiot, Tom. Nein. Tatsächlich hat Gentil mir sogar gesagt, ich dürfe mich nicht eher wieder mit einem Tier verschwistern, bevor nicht mindestens ein

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