Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
Vom Netzwerk:
Weitsehers, den er nicht nur einmal, sondern zweimal verraten hatte, und beide Male hatte man ihm vergeben.
    »Sie haben mir Asyl gewährt«, beendete Gentil seine Geschichte. »Die Königin, der Prinz und Ratgeber Chade wussten sehr wohl, dass ich vom Alten Blut bin, und sie wussten auch, wie ich gegen sie benutzt worden war und was es mich gekostet hat.« Er hielt kurz inne und schüttelte den Kopf. »Ich bin mit Worten nicht sehr geschickt. Ich kann nicht all die Parallelen ziehen, die ich euch aufzeigen will, nur … Sie haben mich nicht nach meiner Vergangenheit beurteilt, und sie haben das Alte Blut nicht danach beurteilt, was die Gescheckten dem Prinzen angetan haben. Die Königin hat sich nicht von ihrem zwiehaften Sohn abgewandt. Können wir nicht das Gleiche für sie tun? Können wir die Weitseher nicht als das betrachten, was sie jetzt sind, ohne zu weit in die Vergangenheit zu schauen?«
    Silberauge schnaufte verächtlich, doch Boyo, der sich mit dem zwiehaften Adeligen vielleicht irgendwie verwandt fühlte, nickte nachdenklich. Plötzlich blickte Gentil zu Web, und ich fühlte, dass ihm ein Gedanke gekommen war, irgendeine Idee. Wie als Antwort auf meinen Gedanken hörte ich Chades schlurfende Schritte. Ich winkte ihm, sich rasch zu setzen und zu schweigen. Der Junge sprach mit Web. Wir konnten seine Worte nur schwach hören.
    »Ratgeber Chade hat mir gesagt, was du vorgeschlagen hast. Dass die Nicht-Zwiehaften entdecken würden, dass man uns nicht fürchten muss, wenn Menschen vom Alten Blut nach Bocksburg kämen und hier offen leben würden. Er hat mir auch erzählt, dass du gesagt hättest: ›Ein Mann, der nichts zu verlieren hat, ist oft in der besten Position, sich für das Wohl anderer zu opfern.‹ Ich habe nicht viel Zeit gehabt, um darüber nachzudenken, aber das brauche ich wohl auch nicht, um zu erkennen, dass ich nicht viel zu verlieren habe. Die einzige Gefahr, die bleibt, ist die für mich. Ich habe keine Familie mehr, die die Konsequenzen für meine Taten tragen müsste.« Er schaute sich um. »Ich weiß, dass viele von euch fürchten, dass eure Nachbarn euch erschlagen würden, solltet ihr euch zu erkennen geben. Lange, lange Zeit war diese Furcht gerechtfertigt. Ich habe sie selbst geteilt, wie auch meine Mutter.« Plötzlich hielt er wieder inne. Dann zwang er sich weiterzureden, und seine Stimme drohte zu brechen, als er sagte: »Deshalb haben auch wir uns weiter verborgen. Indem wir das taten, haben wir unseren ›Freunden‹ die Gelegenheit gegeben, uns zu töten. Ich sehe keinen Sinn mehr in diesem Versteckspiel.« Ich wusste nicht, ob seine Gefühle ihm die Kehle zuschnürten, oder ob er schlicht noch einmal nachdenken wollte, bevor er weitersprach. Er blickte wieder zu Web und nickte dann kurz.
    »Alle in der Burg haben inzwischen von Web dem Zwiehaften gehört, der ohne Furcht und nicht als Bedrohung zwischen uns einhergeht. Ich schäme mich beinahe, dass er, ein Fremder, offen im Licht wandelt, während ich, der ich Prinz Pflichtgetreu meinen Freund nenne, mich im Schatten herumdrücke. Morgen werde ich das ändern. Ich werde stolz erklären, dass ich zum Alten Blut gehöre, und schwören, dass ich allen zeigen werde, dass auch jemand wie ich dem Prinzen treu ergeben sein kann. Ich habe ihn schon einiges von unseren Bräuchen gelehrt, und gerne hat Prinz Pflichtgetreu gelernt. Er hat gesagt, wenn er im Frühling auf die Äußeren Inseln fährt, um einen Drachen zu erschlagen und seine Braut zu beanspruchen, darf ich ihn begleiten, und wenn ich das tue, werde ich das als sein zwiehafter Gefährte tun. Es gibt keinen Gabenmeister in Bocksburg, und mein Prinz wird alleine gehen, ohne eine Gabenkordiale, wie sie den alten Weitseher-Königen stets zur Verfügung gestanden hat. Da er dieser Magie nun beraubt ist, werde ich mich in seine Dienste stellen und mich als ebenso fähig erweisen. Stolz werde ich allen meine Magie des Alten Blutes zeigen.«
    Chades fester Griff um mein Handgelenk verriet mir, dass das alles neu für ihn war, nicht nur dass Gentil plante, seine Zwiehaftigkeit zu enthüllen, sondern auch, dass Pflichtgetreu ihm gestattet hatte, ihn auf seiner Queste zu begleiten. Seine Gabe war erratisch, aber er erreichte mich. Habe ich nicht gesagt, dass ich einen Irrtum in einen Vorteil verwandeln würde? Vielleicht habe ich sogar ein wenig zu viel Erfolg gehabt, und unser Vorteil schießt über das Ziel hinaus und verwandelt sich wieder in einen Fehler. Ich wollte schlicht,

Weitere Kostenlose Bücher