Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
Vom Netzwerk:
schloss er leise die Tür hinter sich.
    Ich stellte das Geschirr auf das Tablett. Trotz Fürst Leuenfarbs Tirade über meine Unfähigkeit als Diener nahm ich mir die Zeit, das Zimmer in Ordnung zu bringen. Dann brachte ich das Geschirr in die Küche zurück und holte Holz und Wasser. Die Tür zum Zimmer des Narren blieb verschlossen. Ich fragte mich, ob er wohl krank war. Fast hätte ich an die Tür geklopft, doch es war bereits Mittag. Ich ging in mein Zimmer und schnallte mein hässliches Schwert um. Anschließend nahm ich ein paar Münzen aus der Börse, die Kettricken mir gegeben hatte, und verstaute den Rest unter einer Ecke meiner Matratze. Ich überprüfte meine verborgenen Taschen, nahm den Mantel vom Haken und machte mich auf den Weg zu den Ställen.
    Mit dem Strom von Gästen zur Verlobung des Prinzen war der normale Stall vollständig mit den Pferden der Gäste belegt. Unter diesen Umständen waren die Tiere von niederem Volk wie mir in die ›Alten Ställe‹ verlegt worden, die Ställe meiner Kindheit. Ich war recht zufrieden mit diesem Arrangement. Dort standen die Chancen weitaus schlechter, dass ich jemandem über den Weg lief, der sich an mich aus der Zeit erinnerte, da ich dort mit Stallmeister Burrich gewohnt hatte.
    Ich fand Laurel an die Box meines Pferds gelehnt; leise sprach sie mit dem Tier. Vielleicht hatte ich ihre Nachricht fehlinterpretiert. Meine Sorge um das Tier wuchs, und ich eilte an Laurels Seite. »Was stimmt nicht mit ihr?«, fragte ich und erinnerte mich dann verspätet meiner Manieren. »Ich wünsche Euch einen guten Tag, Jagdmeisterin Laurel. Ich bin hier, wie Ihr gewünscht habt.« Meine Schwarze ignorierte uns beide.
    »Dachsenbless, auch dir einen guten Tag. Danke, dass du zu mir gekommen bist.« Sie schaute sich beiläufig um, fand unsere Ecke des Stalls verlassen, beugte sich näher zu mir heran und flüsterte: »Ich muss mit dir sprechen. Unter vier Augen. Folg mir.«
    »Wie Ihr wünscht, Herrin.« Sie setzte sich in Bewegung, und ich folgte ihr auf den Fuß. Wir gingen an den Boxen vorbei zur Rückseite des Stalls und stiegen dann zu meiner Bestürzung die wackeligen Stufen hinauf, die zu Burrichs alter Kammer führten. Als er noch Stallmeister gewesen war, hatte er es vorgezogen, in der Nähe seiner Schützlinge zu leben, anstatt sich bessere Zimmer in der eigentlichen Burg zu nehmen, und ich hatte das für die Wahrheit gehalten, als ich bei ihm gelebt hatte. Im Laufe der Jahre war ich dann zu dem Schluss gekommen, dass er die bescheidene Unterkunft nicht nur um seiner eigenen Privatsphäre willen bezogen hatte, sondern auch, um mich so weit es ging von der Öffentlichkeit fernzuhalten. Nun, als ich Laurel die steile Treppe hinauf folgte, fragte ich mich, wie viel sie wusste. Brachte sie mich absichtlich hierher, um mir zu verkünden, dass sie wusste, wer ich wirklich war?
    Die Tür am Ende der Treppe war nicht verriegelt. Laurel schob sie mit der Schulter auf; knarrend öffnete sie sich. Laurel betrat die düstere Kammer und winkte mir, ihr zu folgen. Ich duckte mich unter den Spinnweben im Türrahmen hindurch. Das einzige Licht fiel durch einen zerbrochenen Fensterladen herein. Wie klein das alles hier plötzlich wirkte. Die spärlichen Möbel, die Burrich und mir gereicht hatten, waren schon lange verschwunden und durch Plunder aus den Ställen ersetzt worden. Verdrehte Einzelteile eines alten Harnischs, zerbrochene Werkzeuge, mottenzerfressene Decken: all das Zeug, das die Leute in dem Glauben beiseite legten, dass sie es eines Tages noch einmal gebrauchen könnten. Mit diesem Schrott war die Kammer gefüllt, in der ich meine Kindheit verbracht hatte.
    Oh, wie Burrich das gehasst hätte! Ich wunderte mich, dass der alte Flink das zugelassen hatte. Vermutlich gab es auch für ihn Wichtigeres zu tun. Die Ställe waren inzwischen ein weit größeres Arbeitsfeld als noch zur Zeit des Krieges der Roten Schiffe. Ich bezweifelte, dass Flink abends noch alte Harnische aufpolierte.
    Laurel missdeutete den Ausdruck auf meinem Gesicht. »Ich weiß. Es stinkt hier oben, aber man ist zumindest ungestört. Ich hätte dich lieber in deinem eigenen Zimmer gesehen, aber Fürst Leuenfarb war viel zu sehr damit beschäftigt, den großen Edelmann zu spielen.«
    »Er ist ein großer Edelmann«, erwiderte ich, doch der Blick, den Laurel mir zuwarf, brachte mich sofort wieder zum Schweigen. Erst jetzt fiel mir auf, dass Fürst Leuenfarb gegenüber Laurel gestern Abend sehr reserviert

Weitere Kostenlose Bücher