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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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dass Ihr schon bald wieder Euren Lieblingsbeschäftigungen werdet nachgehen können.‹«
    Ich nickte zufrieden. »Subtil, aber deutlich. Unser Prinz wird deutlich geschickter.«
    »Er hat den Verstand seines Vaters«, stimmte mir der Narr zu; aber als ich ihn daraufhin scharf anblickte, machte er ein gutmütig-naives Gesicht. Er fuhr fort: »Du hast noch eine Nachricht bekommen. Von Laurel.«
    »Ja. Das habe ich mitgehört.«
    »Das dachte ich mir schon.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Die Nachricht verwirrt und besorgt mich zugleich. Der Art nach zu urteilen, wie sie gesprochen hat, glaube ich nicht, dass dieses Treffen irgendetwas mit meinem Pferd zu tun hat. Auf jeden Fall werde ich heute Mittag zu ihr gehen und sehen, was los ist. Dann würde ich gerne nach Burgstadt runter, um Harm zu besuchen und mich bei Jinna zu entschuldigen.«
    Der Narr hob fragend eine Augenbraue.
    »Eigentlich hatte ich versprochen, sie gestern Abend zu besuchen und mit Harm zu reden. Stattdessen bin ich mit dir zur Verlobung gegangen.«
    Er nahm einen kleinen Strauß weißer Blumen von seinem Frühstückstablett und schnüffelte daran. »So viele Leute, und alle wollen sie ein Stück von deiner Zeit.«
    Ich seufzte. »Das ist hart für mich. Ich weiß nicht so recht, wie ich das alles regeln soll. Ich hatte mich schon an mein Eremitendasein gewöhnt, wo nur Harm und Nachtauge je was von mir gewollt haben. Ich kann mir noch nicht einmal vorstellen, wie Chade über all die Jahre hinweg mit so vielen Aufgaben gleichzeitig jongliert hat.«
    Der Narr lächelte. »Chade ist eine Spinne. Ein Netzweber, der seine Fäden in alle Richtungen auslegt. Er sitzt nur in der Mitte und zieht daran.«
    Ich lächelte ebenfalls »Das stimmt wohl. Zwar ist das nicht gerade schmeichelhaft, aber es stimmt.«
    Der Narr neigte plötzlich den Kopf zur Seite. »Dann war es also Kettricken, nicht wahr? Nicht Chade.«
    »Ich verstehe nicht.«
    Er blickte auf seine Hände und spielte mit dem kleinen Blumenstrauß. »Du hast dich verändert. Deine Schultern sind wieder gerade, und du schaust mir in die Augen, wenn ich mit dir rede. Ich habe nicht mehr das Gefühl, als müsse ich über die Schulter blicken und nach einem Geist Ausschau halten.« Vorsichtig legte er die Blumen auf den Tisch. »Irgendetwas hat dir einen Teil deiner Last abgenommen.«
    »Kettricken«, bestätigte ich ihm nach einem Augenblick. Ich räusperte mich. »Sie hat Nachtauge näher gestanden, als mir bewusst war. Auch sie trauert um ihn.«
    »Wie auch ich.«
    Ich überlegte mir meine nächsten Worte genau, bevor ich sie aussprach. Ich fragte mich, ob sie überhaupt nötig waren, und fürchtete, den Narren damit zu verletzen. Aber ich sprach sie aus. »Aber auf eine andere Art. Kettricken trauert um Nachtauge, wie ich es tue, um seiner selbst willen und um das, was er für sie war. Du …« Ich wusste nicht, wie ich das ausdrücken sollte.
    »Ich habe ihn durch dich geliebt. Unsere Verbindung war es, durch die er real für mich geworden ist. In einem gewissen Sinne trauere ich also nicht um Nachtauge, wie du es tust. Ich trauere um deine Trauer.«
    »Du konntest schon immer besser mit Worten umgehen als ich.«
    »Ja«, pflichtete er mir bei. Dann seufzte er und verschränkte die Arme vor der Brust. »Nun. Ich bin froh, dass dir jemand helfen konnte, ich beneide Kettricken.«
    Das ergab keinen Sinn. »Du beneidest sie darum, dass sie trauert?«
    »Ich beneide sie darum, dass sie dich trösten konnte.« Dann, bevor ich mir eine Antwort auch nur überlegen konnte, fügte er brüsk hinzu: »Ich werde es dir überlassen, das Geschirr in die Küche zu räumen. Achte darauf, ein wenig säuerlich dreinzublicken, wenn du es zurückbringst, als hätte dein Herr dich gerade getadelt. Dann kannst du zu Laurel und nach Burgstadt gehen. Ich beabsichtige, heute einen ruhigen Tag zu verbringen und mich um meine eigenen Dinge zu kümmern. Ich habe verlauten lassen, dass mich mein Knöchel schmerzt, und dass ich mich auszuruhen gedenke – keine Besucher. Später am Nachmittag bin ich zu einem Spiel mit dem Liebling der Königin eingeladen. Falls du mich also nicht finden solltest, such mich dort. Wirst du rechtzeitig wieder zurück sein, um mir zu helfen, zum Abendessen runterzuhumpeln?«
    »Ich nehme an, ja.«
    Die Laune des Narren war plötzlich gedämpft, als litte er wirklich Schmerzen. Er nickte ernst. »Vielleicht sehe ich dich dann ja.« Er stand auf und ging zu seinem Privatgemach. Ohne ein weiteres Wort

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