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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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denken und scheinbar vollkommen unterschiedliche Dinge zu Mustern zusammenfügen können, die andere übersehen hatten. So hatte sie auch die verlorene Karte des Königreichs der Alten wiederentdeckt. Plötzlich hatte ich das Gefühl, als hätte sie mir zu viel zum Nachdenken gegeben.
    Ich stand auf, um mich zu entschuldigen, verneigte mich und wünschte, ich hätte die Worte gefunden, ihr zu danken. Einen Augenblick später kam es mir als merkwürdiger Impuls vor, jemandem dafür danken zu wollen, dass er um jemanden trauerte, den man geliebt hatte. Dennoch versuchte ich es ungeschickt, doch Kettricken hielt mich auf, trat zu mir und ergriff meine Hände. »Vielleicht hast nur du verstanden, was ich empfunden habe, als Veritas von mir gegangen ist. Ihn verwandelt zu sehen, zu wissen, dass er triumphieren würde, und doch habe ich selbstsüchtig darum getrauert, dass ich ihn nie wieder als den Mann sehen würde, der er einst gewesen war. Das ist nicht die erste Tragödie, die wir teilen, FitzChivalric. Wir beide haben den Großteil unseres Lebens allein verbracht.«
    Es war unschicklich, aber ich tat es trotzdem. Ich nahm meine Königin in die Arme und drückte sie einen Augenblick lang an meine Brust. »Er hat dich so sehr geliebt«, sagte ich, und meine Stimme drohte an den Worten zu ersticken, die ich für meinen toten König sprach.
    Kettricken legte die Stirn an meine Schulter. »Das weiß ich«, sagte sie leise. »Diese Liebe hält mich noch immer aufrecht. Manchmal glaube ich, ich kann ihn noch immer an meiner Schulter fühlen und hören, wie er mir in schweren Zeiten mit seinem Rat zur Seite steht. Möge Nachtauge immer bei dir sein, so wie Veritas bei mir ist.«
    Einen langen Augenblick lang hielt ich Veritas' Frau in meinen Armen. Die Dinge hätten anders sein können. Doch ihr Wunsch war ein guter Wunsch und ein heilsamer zugleich. Ich ließ sie mit einem Seufzen los, und die Königin und der Diener wandten sich ihren alltäglichen Aufgaben zu.

Kapitel 6
Zerstörung
    … und es gilt als nahezu sicher, dass die Chalcedier die Händlergilden von Bingtown hätten besiegen können, wenn sie nur die Blockade der Bucht von Bingtown konsequent durchgesetzt hätten.
    Zwei Magien behinderten sie in dieser Hinsicht, und Magie war es sicherlich, auch wenn einige es bestreiten, denn die Gilden Bingtowns sind Kauffahrer und keine Krieger, wie jeder weiß. Die erste Magie war die, dass Bingtown Lebensschiffe besaß. Das waren Kauffahrteischiffe, die durch irgendeine arkane Praxis zum Leben erweckt wurden – angeblich beinhaltete sie das Opfer dreier Kinder oder des ältesten Sohnes. Nicht nur vermögen die Galionsfiguren dieser Schiffe zu sprechen und sich zu bewegen, sondern sie besitzen auch eine schier unglaubliche Stärke, die es ihnen ermöglicht, kleinere Fahrzeuge zu zerquetschen, wenn sie sie erst einmal im Griff haben. Einige von ihnen können überdies Feuer über drei, vier Schiffslängen hinweg spucken.
    Die zweite Magie wird von den Unwissenden vermutlich ebenso bestritten werden wie die erste, aber dieser Reisende kann sie bezeugen, und trotzt allen, die das hier eine Lüge nennen. Ein Drache, erschaffen aus blauen und silbernen Edelsteinen und mittels einer fantastischen Kombination aktiviert, einer Kombination aus Magie … (Passage unkenntlich durch Schäden am Pergament) wurde von den Handwerkern Bingtowns eilig erschaffen, um ihren Hafen zu verteidigen. Diese Kreatur mit Namen Tintaglia stieß aus dem qualmenden Trümmerhaufen empor, in den die Chalcedier den Lagerdistrikt Bingtowns verwandelt hatten, und trieb die feindlichen Schiffe aus dem Hafen.
    WINFORDA: MEINE ABENTEUER ALS WELTENREISENDER
     
    Ich suchte mir einen Weg durch das Labyrinth der Geheimgänge und kam schließlich in meiner Kammer wieder heraus. Ich blieb kurz stehen, um in die Dunkelheit zu spähen, bevor ich den Geheimgang wieder verließ. Einmal in meiner Kammer sicherte ich die Geheimtür hinter mir. Durch die geschlossene Tür zu den Gemächern des Narren drangen Stimmen zu mir durch.
    »Nun, da ich weder weiß, wann er aufgestanden und gegangen ist oder warum, habe ich auch keine Ahnung, wann er wieder zurück sein wird. Zuerst fand ich die Vorstellung wirklich charmant, einen starken und fähigen Soldaten als Diener zu haben, der mich nicht nur vor gemeinen Straßenräubern beschützen konnte, sondern mir zugleich als Kammerdiener diente und mir auch sonst jeden Wunsch erfüllte. Aber was seine täglichen Pflichten betrifft,

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