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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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mein Tisch, meine Stühle und mehrere Regale. Vermutlich hatte der Dieb beabsichtigt, sie sich später mit einem Karren zu holen. Ich würde sie verbrennen. Ich wischte etwas Schnee von dem Haufen, blickte reumütig auf den springenden Bock, den der Narr für mich in den Tisch geschnitzt hatte, und ging dann in die Hütte, um Zunder fürs Feuer zu holen. Die achtlos beiseite geworfene, strohgefüllte Matratze war hervorragend dafür geeignet. Nach kurzer Zeit hatte ich einen netten Scheiterhaufen zum Brennen gebracht.
    Ich versuchte, methodisch vorzugehen. Solange ich noch Tageslicht zur Verfügung hatte, sammelte ich jede Schriftrolle ein und warf sie auf den Hof. Ein paar waren von der Nässe vollkommen ruiniert, andere zerrissen und zertrampelt. Wieder andere versuchte ich in Erinnerung an Chades Worte, glatt zu streichen und zusammenzurollen, auch wenn sie nur noch Fragmente waren, aber die meisten überantwortete ich rücksichtslos dem Feuer. Ich trat durch den Schnee, bis ich soweit wie möglich sicher war, dass kein Schriftstück von mir mehr im Hof lag.
    Inzwischen hatte es zu dämmern begonnen. In der Hütte entzündete ich ein Feuer im Herd, sowohl um des Lichts als auch um der Wärme willen. Dann machte ich mich im Inneren ans Werk. Die meisten meiner Besitztümer wanderten direkt ins Feuer: alte Arbeitskleidung, meine Schreibutensilien, mein Stiefelknecht und vieles andere. Mit Harms Dingen ging ich freundlicher um, wohlwissend, dass eine Spindel, die schon lange kein Spielzeug mehr war, nach wie vor eine Bedeutung für ihn besaß. Aus einem alten Mantel machte ich einen Sack und füllte ihn mit dieser Art von Gegenständen. Dann setzte ich mich vor die Flammen und ging die Schriftrollen von meinen Regalen durch. Es war noch weit mehr übrig, als ich zunächst erwartet hatte, auf jeden Fall viel mehr, als ich mitnehmen konnte.
    Ich beschloss, zunächst jene zu retten, die ich nicht selber geschrieben hatte. Veritas Karte wanderte natürlich in die Tasche, und schon bald gesellten sich andere Schriftrollen dazu, die ich auf meinen Reisen erworben oder die Merle mir gebracht hatte. Ein paar von diesen waren recht alt und selten. Ich war dankbar dafür, sie intakt zu finden, und beschloss, nach meiner Rückkehr nach Bocksburg Kopien davon anzufertigen. Aber abgesehen davon, merzte ich alles gnadenlos aus. Nichts, was meiner Feder entsprungen war, entging meinem prüfenden Blick. Schriftrollen über Kräuterkunde mit meinen aufwendigen Illustrationen wanderten ins Feuer. Die entsprechenden Informationen hatte ich noch immer im Kopf; falls es sich als wichtig herausstellen sollte, konnte ich es immer noch neu schreiben. Nur ein paar dieser Schriftrollen behielt ich. Wider besseres Wissen wanderten auch jene Schriftrollen in die Tasche, die sich nicht nur mit meiner Zeit in den Bergen, sondern auch mit meinen Gedanken über mich selbst beschäftigten. Eine rasche Lektüre einiger dieser Texte trieb mir die Röte in die Wangen. Kindisch und rührselig, voller Selbstmitleid und großartiger Vorstellungen über meine eigene Bedeutung und Erklärungen von Dingen, die ich nie wieder tun würde, das waren diese Schriftstücke. Ich fragte mich, wer ich gewesen war, als ich das geschrieben hatte.
    Meine Schriften über die Gabe wanderten in die Tasche ebenso wie mein ausführlicher Bericht über unsere Reise ins Bergreich und ins Reich der Uralten und Veritas-als-Drache. Meine poetischen Anwandlungen über Molly wanderten in die Flammen, wo sie mit einem letzten, leidenschaftlichen Aufflackern verbrannten. Die Übungsbücher, die ich für Harm entworfen hatte, waren das nächste Opfer des Feuers. Dann zählte ich die verbliebenen Schriftrollen durch, und es waren noch immer zu viele. Also fällte ich eine zweite, härtere Wahl, und schließlich konnte ich den Schriftrollenkoffer schließen.
    Dann stand ich auf, schloss die Augen und versuchte zu denken: Gab es da noch welche, die nicht dabei gewesen sind? Ich sagte mir, das herauszufinden, sei eine hoffnungslose Aufgabe. Einige Schriftrollen hatte ich klugerweise schon wenige Tage, nachdem ich sie verfasst hatte, zerstört. Andere hatte ich Merle gegeben, um sie zu Chade zu bringen. Ich wusste nicht, ob irgendwelche fehlten. Wenn ein Mann sich daran erinnern soll, was er in den letzten fünfzehn Jahren alles geschrieben hat, nimmt es wohl kaum Wunder, wenn ein paar Lücken da sind. Hatte ich je einen Bericht über meine Begegnung mit dem Schwarzen Rolf und jenen vom

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