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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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irgendjemand seit Anfang des Schneefalls hier vorbeigekommen war. Das war beruhigend.
    Doch als ich meine Hütte erreichte, kehrte meine Unruhe wieder zurück. Es war offensichtlich, dass jemand hier gewesen war, und das vor gar nicht allzu langer Zeit. Die Tür stand offen. Unregelmäßige Haufen unter dem Schnee verrieten, wo man die Möbel hinausgeworfen hatte. Pergamentfetzen ragten aus dem Schnee, der unter der neuesten Schicht vollkommen zertrampelt war. Der Zaun um den Küchengarten war eingerissen worden, ebenso wie der Pfosten mit Jinnas Amulett. Eine Zeit lang saß ich schweigend auf meinem Pferd und versuchte, so gleichmütig wie möglich zu bleiben, während ich mit den Augen nach Informationen suchte. Dann stieg ich leise ab und näherte mich der Hütte.
    Niemand war da. Es war kalt und dunkel. Das erinnerte mich an etwas, und dann half eine Vorahnung meiner Erinnerung auf die Sprünge: Das erinnerte mich daran, wie ich nach dem Überfall der Gewandelten in meine Hütte zurückgekehrt war. Im schwächer werdenden Tageslicht sah ich Schweinespuren auf dem Fußboden. Mehrere neugierige Tiere hatten meine Hütte in Augenschein genommen. Es fanden sich auch einander überkreuzende Stiefelspuren, die daraufhin deuteten, dass irgendjemand mehrmals rein und raus gelaufen war.
    Alles Tragbare und Nützliche war fortgeschafft worden. Die Decken von meinen Betten, die geräucherte und konservierte Nahrung, die Töpfe vom Herd – alles weg. Einige Schriftrollen hatte man dazu missbraucht, ein Herdfeuer zu entzünden. Irgendjemand hatte hier gegessen und vermutlich die Vorräte genossen, die Harm und ich für den Winter angelegt hatten. Ein Haufen Fischknochen fand sich am Herd. Ich glaubte zu wissen, wer das hier gewesen war. Die Schweinespuren waren mein bester Hinweis.
    Mein Schreibpult stand immer noch da; mein des Lesens nicht mächtiger Nachbar hatte wohl keine Verwendung dafür. In meinem kleinen Arbeitszimmer waren die Tintenfässer umgestoßen und die Schriftrollen geöffnet und beiseite geworfen worden. Das gab mir Grund zur Sorge. In dem augenblicklichen Chaos, konnte ich unmöglich sagen, welche Schriftrollen mitgenommen worden waren und welche nicht. Ich wusste nicht, ob auch die Gescheckten hier gewesen waren oder nur mein Nachbar, der Schweinehirt. Veritas Karte hing noch immer schief an der Wand; ich war entsetzt, als mein Herz einen Freudensprung machte, dass sie noch immer intakt war. Bis jetzt war mir nicht klar gewesen, wie viel sie mir bedeutete. Ich nahm sie herunter, rollte sie zusammen und nahm sie mit mir, während ich mein geplündertes Heim erkundete. Ich zwang mich, jeden Raum eingehend zu untersuchen, ebenso wie den Stall und das Hühnerhaus, bevor ich mir gestattete, das einzusammeln, was ich mitnehmen wollte.
    Der kleine Getreidevorrat und die Werkzeuge waren aus dem Schuppen gestohlen worden. Meine Werkstatt war nur noch ein Haufen Plunder. Das schien mir nicht das Werk der Gescheckten zu sein. Mein Verdacht in Richtung eines unangenehmen Nachbarn aus dem nächsten Tal hatte sich nun so gut wie bestätigt. Er hielt Schweine, und er hatte mich einmal beschuldigt, Ferkel von ihm gestohlen zu haben. Als ich so überhastet von hier aufgebrochen war, hatte ich Harm befohlen, unsere Hühner zu ihm zu bringen, aber nicht aus Freundlichkeit unserem Nachbarn gegenüber, sondern weil ich wusste, dass er sie der Eier wegen hegen und pflegen würde. Das schien mir eine bessere Idee gewesen zu sein, als sie den Raubtieren zu überlassen. Aber natürlich hatte er somit gewusst, dass wir für längere Zeit fort sein würden. Ich stand mit geballten Fäusten da und schaute mich in dem kleinen Stall um. Ich bezweifelte, dass ich je wieder hierher zurückkehren würde. Selbst wenn die Werkzeuge noch da gewesen wären, hätte ich sie nicht mitgenommen. Welche Verwendung hatte ich noch für eine Breithacke oder für eine Schaufel? Aber der Diebstahl war ein Verbrechen, das ich nur schwer ignorieren konnte. Ich sehnte mich nach Rache, auch wenn ich mir sagte, dass ich keine Zeit dafür hätte, und dass der Dieb mir vermutlich einen Gefallen damit getan hatte, mein Haus vor den Gescheckten zu plündern.
    Ich stellte Meine Schwarze in den Stall und gab ihr das Wenige zu fressen, was noch übrig geblieben war. Dann holte ich noch einen Eimer Wasser für sie. Anschließend begann ich mit der Plünderung und der Zerstörung.
    Der Haufen meiner Habseligkeiten unter dem Schnee stellte sich als mein Bett heraus,

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