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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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nehme nicht an, dass ich mehr von dir verlangen kann.«
    Ich unterdrückte ein Lächeln und erwiderte: »Doch, das könntest du; du würdest es nur nicht bekommen.«
    Dann brach sich ein Lächeln auf Pflichtgetreus jungenhaftem Gesicht bahn, und er rief: »Wo kommst du eigentlich her? Außer dir würde niemand in der Burg es wagen, so mit mir zu sprechen.«
    Ich verstand seine Frage absichtlich miss. »Ich musste zu meinem alten Haus, einige Sachen einpacken und andere loswerden. Ich hasse es, Dinge unerledigt zu lassen. Jetzt ist aber alles geregelt. Ich bin hier in Bocksburg, und ich werde dich unterrichten. So. Wo sollen wir anfangen?«
    Die Frage schien ihn nervös zu machen. Er schaute sich im Raum um. Chade hatte Möbel und allen möglichen Plunder in den Seeturm geschafft, seit Veritas ihn als Gabenaußenposten gegen die Roten Korsaren verwendet hatte. An diesem Morgen hatte ich meinen eigenen Beitrag zu der Einrichtung geleistet und zwar in Form von Veritas' alter Karte der Sechs Provinzen, die nun an der Wand hing. In der Mitte des Raums stand ein großer Tisch aus dunklem, schwerem Holz mit vier massiven Stühlen. Ich bemitleidete denjenigen, der dieses Zeug die schmale Wendeltreppe hatte raufschleppen müssen. An einer der geschwungenen Turmwände stand ein Regal voller Schriftrollen. Ich wusste, dass Chade behaupten würde, sie seien akribisch geordnet, doch sein Ablagesystem hatte ich nie verstanden. Auch mehrere Truhen standen hier, alle sicher verschlossen, welche eine Auswahl der Schriften von Gabenmeisterin Solizitas enthielten. Sowohl Chade als auch ich waren der Meinung, dass sie zu gefährlich waren, um sie neugierigen Blicken zugänglich zu machen. Außerdem stand auch jetzt ein Mann am Fuß des Turms Wache. Nur Chade, der Prinz und die Königin hatten Zutritt zu diesem Raum. Nie wieder würden wir die Kontrolle über diese Bibliothek verlieren.
    Vor vielen Jahren, als Gabenmeisterin Solizitas gestorben war, waren all diese Schriftrollen in den Besitz von Galen, ihres Lehrlings, übergegangen. Er hatte ihren Posten als Gabenmeisterin für sich beansprucht, obwohl seine Ausbildung noch nicht beendet war. Angeblich hatte er sowohl die Ausbildung von Prinz Chivalric als auch die von Prinz Veritas ›beendet‹, doch Chade und ich vermuteten, dass er absichtlich ihren Unterricht in der Gabe verkürzt hatte. Danach hatte er niemanden mehr geschult, bis König Listenreich von ihm verlangt hatte, eine Kordiale aufzustellen. Während Galens Zeit als Gabenmeister war allen der Zugang zu diesen Schriftrollen verwehrt geblieben. Schließlich bestritt er sogar, dass solch eine Bibliothek je existiert hatte. Nach seinem Tod fand man dann auch keine Spur von ihr.
    Irgendwie waren die Schriftrollen in den Besitz von Prinz Edel dem Anmaßer gelangt, und schließlich, nach Edels Tod, hat man sie wiedergefunden und der Königin zurückgebracht, die sie in Chades Obhut übergeben hatte. Sowohl Chade als auch ich vermuteten, dass die Bibliothek einst wesentlich umfangreicher gewesen war. Chade hatte eine Theorie entwickelt, wonach einige ausgewählte Schriftrollen, die sich mit der Gabe, Drachen und den Uralten beschäftigten, während des Kriegs der Roten Schiffe an Händler von den Äußeren Inseln verkauft worden waren. Auf jeden Fall waren weder Edel noch Galen den Küstenprovinzen sonderlich zugetan gewesen, die am meisten unter den Angriffen der Korsaren zu leiden gehabt hatten. Vielleicht hatten sie auch keine Skrupel, mit unseren Peinigern Handel zu treiben, und die Schriftrollen hätten ohne Zweifel eine beachtliche Summe eingebracht. Auf jeden Fall mangelte es Edel selbst in Zeiten der Not nie an Geld, um sich und die ihm ergebenen Herzöge zu unterhalten. Die Roten Korsaren mussten ihr Wissen um die Gabe und die Benutzung der schwarzen Gabensteine ja irgendwo her haben. Es war sogar möglich, dass sie aus einer der fehlenden Schriftrollen gelernt hatten, wie man Menschen wandelt. Aber es war unwahrscheinlich, dass Chade oder ich je etwas davon würden beweisen können.
    Die Stimme des Prinzen brachte mich wieder in die Gegenwart zurück. »Ich dachte, du hättest alles bereits geplant – wo wir beginnen und so.« Die Unsicherheit in der Stimme des Jungen war herzzerreißend. Ich sehnte mich danach, ihn zu beruhigen, beschloss stattdessen jedoch, ehrlich mit ihm zu sein.
    »Hol dir einen Stuhl ran, und setz dich zu mir«, forderte ich ihn auf. Ich selbst setzte mich wieder auf Veritas alten Stuhl.
    Einen

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