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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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und die Nacht dunkel, bevor Heffam erschien. Er schien genauso übel gelaunt zu sein wie seine Männer, und brüsk verkündete er, dass wir schnell zur Ersten Furt reiten und dort die Wache ablösen würden, um die eigentliche Patrouille am nächsten Morgen zu beginnen. Seinen Männern schien diese Pflicht wohlvertraut zu sein. Wir reihten uns in Zweierreihen hinter ihm ein. Ich wählte mir einen Platz gut am Ende der Kolonne. Eine Zeit lang führte uns unser Weg steil nach unten. Dann wendeten wir und nahmen die Flussstraße, die uns nach Osten zum Bocksfluss bringen würde.
    Nachdem wir die Lichter von Bocksburg hinter uns gelassen hatten, nahm ich Meine Schwarze ein wenig zurück. Sie war nicht gerade erfreut über das Wetter oder die Dunkelheit, und so machte es ihr auch nichts aus, langsamer zu gehen. An einem Punkt ließ ich sie dann ganz anhalten und stieg unter dem Vorwand ab, einen Riemen festziehen zu müssen. Die Patrouille ritt in dem alles verhüllenden Sturm ohne mich weiter. Ich saß wieder auf und schloss mich ihnen erneut an, nun als letzter Mann. Ich hielt mein Pferd weiter zurück und ließ den Abstand zwischen uns immer größer werden. Als sie schließlich hinter einer Biegung außer Sicht verschwanden, hielt ich erneut an, stieg wieder ab und machte mich abermals an den Sattelgurten zu schaffen. Ich wartete und hoffte, dass in dem Mistwetter niemand meine Abwesenheit bemerken würde. Als niemand zurückkehrte, um nachzusehen, wo ich abgeblieben war, wendete ich meinen Mantel, saß wieder auf und ritt auf demselben Weg zurück, den wir gekommen waren.
    Wie Chade mich gebeten hatte, beeilte ich mich; es gab jedoch unvermeidliche Verzögerungen. So musste ich auf die Morgenfähre über den Bocksfluss warten, und dann behinderten auch noch Wind und Eis das Beladen des Schiffs. Auf der anderen Seite stellte ich fest, dass die Straße breiter und gut gepflegt war; auch war sie belebter, als ich sie in Erinnerung hatte. Ein florierender kleiner Marktflecken war an ihrem Rand entstanden. Die Häuser waren auf Pfählen gebaut, um selbst bei einer Sturmflut nicht unter Wasser zu geraten. Gegen Mittag hatte ich die kleine Stadt weit hinter mir gelassen.
    Meine Reise zurück nach Hause verlief im gewöhnlichen Sinne vollkommen ereignislos. Mehrere Male übernachtete ich in kleinen Gasthöfen entlang der Straße. Nur einmal wurde meine Nachtruhe gestört. Zuerst war der Traum friedlich. Eine warme Feuerstelle, die Geräusche einer Familie, die ihren abendlichen Tätigkeiten nachging.
    »Umpf. Von meinem Schoß runter, Mädchen. Du bist schon viel zu groß, um da noch zu sitzen.«
    »Ich werde nie zu groß für Papas Schoß sein. « Lachen lag in ihrer Stimme. » Was machst du da?«
    »Ich flicke den Schuh deiner Mutter. Oder zumindest versuche ich es. Hier. Zieh den Faden für mich durch. Im Feuerlicht tanzt das Nadelöhr, bis ich es nicht mehr finden kann. Jüngere Augen kommen besser damit zurecht.«
    Und das war, was mich aufweckte. Eine plötzliche Welle der Verzweiflung darüber, dass Papa zugab, sein Augenlicht zu verlieren. Ich versuchte nicht darüber nachzudenken, während ich wieder in Schlaf versank.
    Niemand schien mein Vorbeikommen zu bemerken. Ich hatte sogar Zeit, an den Manieren von Meine Schwarze zu feilen. In vielen kleinen Dingen stellten wir gegenseitig unser Durchsetzungsvermögen auf die Probe. Das Wetter war weiterhin schlecht. Die Nächte wurden von Schneestürmen beherrscht. Wenn der Sturm tagsüber ein wenig nachließ, schmolz die wässrige Sonne den Schnee auf der Straße, sodass er sich mit dem Schlamm mischte und die Nacht über zu gefährlichem Eis gefror. Das war kein angenehmes Reisewetter.
    Doch ein Teil der Kälte, die mich auf dieser Reise attackierte, hatte nichts mit dem Wetter zu tun. Kein Wolf zog vor mir einher, um nachzuschauen, ob die Straße frei war, oder sich nach hinten zu vergewissern, dass uns niemand folgte. Zum Schutz konnte ich mich nur auf meine eigenen Sinne und mein eigenes Schwert verlassen. Ich fühlte mich nackt und unvollständig.
    An dem Nachmittag, da ich den Weg zu meiner Hütte erreichte, brach die Sonne durch die Wolkendecke. Der Schneefall hatte aufgehört, und die kurze Wärme des Tages verwandelte alles in nassen Schlamm. Aus dem Wald war das unregelmäßige Fallen von Schnee- und Eisbrocken zu hören, die sich von den Ästen lösten. Die Straße zu meiner Hütte war glatt; außer Hasenspuren war nichts zu sehen. Ich bezweifelte, dass

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