Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr
Alten Blut geschrieben? Ich war sicher, dass ich über diese Monate geschrieben hatte, aber das waren andere Schriftrollen gewesen, oder verwechselte ich da etwas? Ich war nicht sicher. Und ich konnte auch nicht wissen, welche Schriftrollen der Schweinehirt benutzt hatte, um sein Kochfeuer zu machen. Ich seufzte. Zeit zu kapitulieren. Ich hatte getan, was ich tun konnte. In der Zukunft würde ich wesentlich vorsichtiger damit sein, was ich einem Pergament anvertraute und was nicht.
Ich ging wieder in den Hof hinaus und warf die Reste der Möbel ins Feuer. Der zunehmende Wind und der Schneefall würden es bald löschen, aber zumindest der springende Bock war vollkommen zerstört. Der Rest zählte nur wenig. Noch einmal ging ich durch die kleine Hütte, die über so viele Jahre hinweg mein Heim gewesen war. Ich hatte keinen einzigen persönlichen Gegenstand heil gelassen. Alle Beweise für meine Anwesenheit hier waren ausgelöscht. Ich dachte darüber nach, auch die Hütte selbst niederzubrennen, entschied mich aber dagegen. Sie hatte schon hier gestanden, bevor ich gekommen war; sollte sie auch weiter hier stehen bleiben. Vielleicht konnte ein anderer Bedürftiger sie brauchen.
Ich sattelte Meine Schwarze wieder und führte sie aus dem Paddock. Dann lud ich den Schriftrollenkoffer und das Bündel mit Harms Habseligkeiten auf. Die letzten beiden Gegenstände, die ich verstaute, waren zwei dicht verschlossene Töpfe: einer mit gemahlener Elfenrinde und der andere mit Tragmich. Schließlich saß ich auf und ritt von diesem Stück meines Lebens weg. Das Feuer meiner brennenden Vergangenheit sandte mir seltsame Schatten hinterher, während der Sturm wieder an Kraft gewann.
Kapitel 7
Lektionen
Auf folgende Weise werden die besten Kordialen geformt: Lasst den Gabenmeister jene um sich versammeln, die er ausbilden will. Lasst diese mindestens sechs an der Zahl sein; eine größere Zahl ist sogar vorzuziehen, damit ausreichend Schüler vorhanden sind. Lasst den Gabenmeister sie täglich zusammenbringen, nicht nur für den Unterricht, sondern auch zu den Mahlzeiten und zum Amüsement; und lasst sie sogar gemeinsam in einer Kammer schlafen, sollte der Gabenmeister der Meinung sein, dies werde sie nicht ablenken oder Rivalitäten zwischen ihnen hervorrufen. Gebt ihnen Zeit zusammen, lasst sie ihre eigenen Bindungen formen, und am Jahresende wird sich die Kordiale gebildet haben. Jene, die keine Bindungen entwickelt haben, sollen als Einzelne dem König dienen.
Einigen Gabenmeistern mag es schwer fallen, sich bei der Bildung einer Kordiale zurückzuhalten. Es stellt eine große Versuchung da, die Besten mit den Besten zusammenzutun und jene beiseite zu schieben, die langsam erscheinen oder ein schwieriges Temperament besitzen. Die klügsten Gabenmeister werden jedoch nichts dergleichen tun, denn die besten Kordialen beziehen ihre Stärke aus jedem einzelnen Mitglied. So vermag der, der träge scheint, Standfestigkeit zu geben und Heißsporne zur Vorsicht zu bewegen. Schwierige Mitglieder wiederum vermitteln den anderen wohlmöglich die Inspiration, die sie brauchen.
Drum lasst jede Kordiale ihre eigenen Mitglieder finden und sich selbst einen Anführer wählen.
BAUMKNIES ÜBERSETZUNG
VON GABEMEISTER OKLEFS:
›DIE KORDIALE‹
»Wo warst du?«, verlangte Pflichtgetreu zu wissen, als er das Turmzimmer betrat. Er schloss die Tür hinter sich und ging in die Mitte des Raums, die Arme vor der Brust verschränkt. Langsam erhob ich mich von Veritas' Stuhl. Ich hatte die weißen Schaumkronen der Wellen beobachtet. Ungeduld und Verärgerung lagen in der Stimme meines Prinzen, und er hatte die Stirn in Falten gelegt. Das war kein gutes Vorzeichen für unser Verhältnis als Lehrer und Schüler. Ich atmete tief durch. Versuchs zuerst mit einer leichten Hand, sagte ich mir. Also begrüßte ich ihn in einem freundlichen, neutralen Ton:
»Guten Morgen, Prinz Pflichtgetreu.«
Er sträubte sich wie ein junges Fohlen. Dann beobachtete ich, wie er sich zusammenriss. Er atmete tief ein und begann von neuem: »Guten Morgen, Tom Dachsenbless. Es ist schon einige Zeit her, seit ich dich zum letzten Mal gesehen habe.«
»Wichtige, persönliche Angelegenheiten haben mich eine Zeit lang von Bocksburg fortgeführt. Die sind jetzt erledigt, und nun gehe ich davon aus, dass ich den Rest des Winters größtenteils zu Eurer Verfügung stehen werde.«
»Danke.« Dann, als müsse sich der Rest seiner Verärgerung irgendwie Luft machen: »Ich
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