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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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härterem Ton, als ich je bei ihm gehört hatte, zu wissen: »Was hast du dir dabei gedacht? Hast du nicht ein Wort von dem verstanden, was ich dich zu lehren versucht habe?«
    Raubratte und Käse waren von einem Augenblick auf den anderen durchs offene Fenster verschwunden.
    Flink stieß ein enttäuschtes Schluchzen aus und versuchte, sich aus Webs Griff zu befreien, doch der stämmige Mann hielt ihn weiter fest. Der Junge war wütend, hauptsächlich, glaube ich, als Reaktion auf Webs offensichtliche Wut auf ihn. »Ich habe ihn doch nur begrüßt! Ich habe das Gefühl von ihm gemocht. Ich bin sicher, dass wir gut miteinander ausgekommen wären, und ich wollte ...«
    »Du wolltest ihn wie ein Kind ein hübsches Spielzeug will!« Web sprach ernst, und sein Unmut war unverkennbar, als er die Hand wieder von Flinks Schulter nahm. »Weil er schlank, schnell und klug ist. Und er ist so jung und töricht wie du. Und so neugierig. Du hast gefühlt, wie er seinerseits Kontakt zu dir aufgenommen hat, doch nicht weil er einen Partner gesucht hat, sondern schlicht, weil du ihn fasziniert hast. Das ist keine Grundlage für eine Verschwisterung, und du bist weder alt noch reif genug, dir ein Geschwistertier zu suchen. Solltest du das noch einmal versuchen, werde ich dich bestrafen, so wie ich jedes Kind bestrafen würde, dass sich oder einen Spielkameraden absichtlich in Gefahr bringt.«
    Sieber hatte sich aufgesetzt und verfolgte die Diskussion mit vor Staunen offenem Mund. Es war kein Geheimnis, dass sowohl Web als auch Flink Pflichtgetreus Zwiehafter Kordiale angehörten. Ich schauderte bei dem Gedanken, wie kurz ich davor gestanden hatte, mich selbst als Angehöriger des Alten Blutes zu verraten. Selbst Dick hatte ein verschlafenes Auge geöffnet, um den Streit zu verfolgen.
    Flink warf sich untröstlich auf einen Stuhl. »Gefahr«, murmelte er. »Was für eine Gefahr? Ist es gefährlich, wenn ich endlich jemanden hätte, der sich um mich sorgt?«
    »Es ist gefährlich, sich mit einer Kreatur zu verschwistern, über die du nichts weißt. Hat er eine Gefährtin und Kleine daheim? Würdest du ihn ihnen entreißen oder hier auf dieser Insel bleiben, wenn wir wieder abfahren? Würdest du sein ganzes Leben hier bei ihm bleiben oder ihn von allen anderen seiner Art fortbringen, sodass er für immer ohne Gefährtin bleiben müsste? Du hast keinen einzigen Gedanken an ihn verschwendet, Flink, sondern nur den Augenblick genossen. Du bist wie ein Betrunkener, der sich ein junges Mädchen ins Bett holt, ohne an den Morgen zu denken. Das ist ein Verhalten, wie ich es unmöglich billigen kann. Das würde niemand vom Alten Blut.«
    Flink funkelte ihn an. Da unterbrach Sieber gedankenlos das angespannte Schweigen. »Ich habe gar nicht gewusst, dass die Zwiehaften Regeln haben, was die Verschwisterung mit Tieren betrifft. Ich dachte immer, sie könnten sich mit jeder Kreatur verschwistern, sei es nun für eine Stunde oder ein Jahr.«
    »Das ist ein weit verbreiteter Irrglaube«, sagte Web mit schwerer Stimme, »So ist das nun mal, wenn eine bestimmte Gruppe von Menschen alles im Geheimen tun muss. Dieser spezielle Irrglaube führt wiederum zu der Vorstellung, wir würden Tiere benutzen und dann einfach wegwerfen. Das macht es den Menschen leichter, sich vorzustellen, wir würden einen Bären schicken, um die Familie eines Mannes niederzumetzeln, oder einen Wolf, um die Schafe zu töten. Bei einer zwiehaften Verbindung erlangt der Mensch nicht die Herrschaft über ein Tier. Es ist ein Bund, der auf gegenseitigem Respekt beruht und das fürs Leben. Verstehst du das, Flink?«
    »Ich habe es doch nicht böse gemeint«, erwiderte der Junge steif. Nicht der Hauch von Reue schwang in seiner Stimme mit.
    »Das gilt auch für ein Kind, das mit dem Feuer spielt und dabei die Hütte niederbrennt. Es nicht böse zu meinen, ist nicht genug, Flink. Wenn du zum Alten Blut gehören willst, musst du unsere Regeln immer respektieren und nicht nur, wenn es dir gefällt.«
    »Und wenn ich das nicht will ? «, fragte Flink verdrießlich.
    »Dann nenn dich einen Gescheckten, denn das wirst du sein.« Web stieß einen tiefen Seufzer aus. »Oder ein Aussätziger«, sagte er sanft. Ich hatte das Gefühl, als würde er absichtlich nicht zu mir blicken, als er diese Worte sprach. »Ich kann mir nicht vorstellen, warum ein Mann wünschen sollte, abseits von seinesgleichen zu leben.«

Es ist bemerkenswert, welche besondere Bindung die Frauen zum Land ihres Clans haben.

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