Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet
keinen Sinn für mich.
Viel zu viel liegt noch im Dunkeln, Fitz. Ichfühle, dass hier noch etwas anderes am Werke ist. Bleib wachsam.
Und das tat ich, den ganzen langen Abend und die noch längere Nacht hindurch. Die Sonne blieb, wie es so weit im Norden der Fall ist, sodass die Nacht schlicht ein langes Zwielicht war. Als die Zeit für das Brautpaar kam, sich zurückzuziehen, war es Pflichtgetreu, der verkündete, unten im Gemeinschaftsraum zu bleiben, >auf dass niemand sagen möge, ich hätte mir genommen, was ich nicht verdient habe<. Damit war der Tag um einen weiteren peinlichen Augenblick reicher geworden, und ich sah Lestra und ihren Anhang feixen. Das Paar trennte sich am Fuß der Treppe. Elliania ging nach oben und Pflichtgetreu an einen Tisch neben Chade. In dieser Nacht würde er im Mütterhaus schlafen, wie es einem Mann geziemte, der mit einer Frau des Clans vermählt war, allerdings hier unten und nicht oben bei Elliania. Seine Garde wurde für die Nacht entlassen, um in ihr Quartier oder anderswohin zurückzukehren, so lange ihre Partner sie außerhalb des Mütterhauses ins Bett nahmen. Ich sehnte mich danach, näher an Chade und Pflichtgetreu heranzukommen, um in Ruhe mit ihnen reden zu können, doch ich wusste, wie seltsam das aussehen würde. Stattdessen kam ich zu dem Schluss, dass es an der Zeit war, mich in mein eigenes Quartier zurückzuziehen.
Ich war noch nicht weit gekommen, als ich Schritte hinter mir hörte. Ich warf einen Blick zurück und sah Web. Neben ihm schlurfte ein müder Flink. Seine Wangen waren leicht gerötet, und ich nahm an, dass der Junge dem Wein ein wenig zu sehr zugesprochen hatte. Web nickte mir zu, worauf ich ein wenig langsamer wurde, damit sie mich einholen konnten. »Was für ein Fest«, bemerkte ich beiläufig zu Web, als er mich erreichte.
»Ja. Ich glaube, die Outislander betrachten unseren Prinzen jetzt als mit der Narcheska verheiratet. Ich dachte, sie sollten ihre Verlobung heute nur am Herd ihrer Mutter bekräftigen.«
»Ich glaube nicht, dass sie zwischen einem verheirateten Paar und einem Paar unterscheiden, das nur seinen Willen bekräftigt zu heiraten. Hier, wo aller Besitz und die Kinder den Frauen gehören, sieht man die Ehe in einem anderen Licht.«
Web nickte bedächtig. »Hier muss sich keine Frau fragen, ob ein Kind wirklich zu ihr gehört«, bemerkte er.
»Macht es denn einen Unterschied, ob ein Kind mehr zur Frau oder zum Mann gehört?«, fragte Flink neugierig. Er lallte nicht, doch als er sprach, roch ich den Wein in seinem Atem.
»Ich denke, das hängt vom Mann ab«, antwortete Web ernst. Danach gingen wir eine Zeit lang schweigend nebeneinander her. Ob ich wollte oder nicht, wanderten meine Gedanken zu Nessel, Molly, Burrich und mir. Zu wem gehörte sie nun?
Als wir uns der Hütte näherten, war es in der Stadt um uns herum still. Jeder, der sich nicht auf der Hochzeitsfeier im Mütterhaus amüsierte, war schon lange im Bett. Leise öffnete sich die Tür. Dick brauchte alle Ruhe, die er kriegen konnte; Ich wollte ihn nicht wecken. Im Licht, das durch die Tür in die Hütte fiel, sah ich Sieber neben Dicks Bett auf dem Boden liefen. Er hatte ein Auge geöffnet, und die Hand lag auf dem gezückten Schwert neben ihm. Als er uns erkannte, schloss er die Augen wieder und schlief weiter.
Reglos blieb ich in der Tür stehen. Da war noch ein Eindringling in der Hütte, einer, dessen Gegenwart Sieber nicht bemerkt hatte. Groß und rund wie eine fette Katze, doch maskiert wie ein Frettchen, hockte er auf dem Tisch, den buschigen, gestreiften Schwanz in die Höhe gereckt. Aus großen, runden Augen blickte er uns über das Käsestück hinweg an, das er in den Pfoten hielt. Die Spuren der scharfen Zähne waren deutlich darin zu sehen.
»Was ist das?«, fragte ich Web leise.
»Ich glaube, sie nennen es eine Raubratte, obwohl es eindeutig keine Ratte ist. Ich habe so etwas noch nie gesehen«, erwiderte er genauso leise.
Die Raubratte starrte an uns beiden vorbei, ganz auf Flink fixiert. Wie ein Flüstern fühlte ich die Alte Macht zwischen ihnen fließen. Ein Lächeln erschien auf Flinks Gesicht. Er trat vor und schob sich zwischen mir und Web hindurch. Ich hob die Hand, um ihn aufzuhalten, doch bevor ich ihn packen konnte, landete Webs Hand auf der Schulter des Jungen. Er riss Flink zurück und erschreckte die Raubratte mit seiner plötzlichen Bewegung. Laut sagte er der Kreatur: »Nimm den Käse, und geh.« Dann verlangte er, von Flink in
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