Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
Vom Netzwerk:
ich sollte auch anmerken, dass selbst jetzt, mitten im Sommer, ein Großteil der Felder brach lag, und die Arbeiter waren nicht so zahlreich, wie man hätte erwarten können. Wieder waren mehr Frauen und Mädchen als Männer und Jungen zu sehen, und nur wenige Männer waren im besten Alter. Das war ein Rätsel für mich. Hier gab es jede Menge Frauen, die über ein reiches Land verfügten. Warum machten ihnen dann nicht mehr Männer von anderen Clans den Hof? Warum schickten sie ihre Kinder nicht auf diese Insel des Überflusses?
    Eines frühen Abends sprangen Pflichtgetreu und Elliania auf zwei der Meinen, zotteligen Inselponys, die in Wuislington für eine Vielzahl von Aufgaben eingesetzt Wurden. Sie ritten über eine mit Steinen übersäte Weide am Fuß eines sanft ansteigenden Hügels. Die Schafe hatten das Gras kurz gefressen, und Hecken begrenzten die Weide. Der Himmel über uns wurde immer dunkler, und bald würden die ersten Sterne zu sehen sein. Die beiden ritten ohne Sattel, und Pflichtgetreu war schon zweimal vom Pferd gefallen bei dem Versuch, mit seiner furchtlosen Gefährtin mitzuhalten. Das Mädchen amüsierte sich von ganzem Herzen. Sie ritt wie ein Mann, sodass ihr gelber Rock sich an den Beinen kräuselte. Von den Knien abwärts waren ihre Beine nackt, auch die Füße. Ihre Wangen waren gerötet, ihr Haar wild, und sie ritt ohne Rücksicht. Als er zum ersten Mal vom Pferd fiel, ritt Elliania weiter, und wir alle hörten ihr spöttisches Lachen. Beim zweiten Mal ritt sie tatsächlich zurück, um nachzusehen, ob er sich verletzt hatte, während Peottre das Pony einfing und es zu ihnen zurückführte. Was mich betraf, so richtete ich meine Aufmerksamkeit größtenteils auf Pflichtgetreu; die leutselige Art, mit der er seine beiden Stürze hingenommen hatte, machte mich stolz.
    Diese Ponys sind so dürr und knochig wie Kälber. Auf ihnen sitzen zu bleiben, bringt einem mehr blaue Flecken ein als runterzufallen.
    Elliania scheint recht gut damit zurechtzukommen
, erwiderte ich neckisch. Bei dem Blick, den er mir daraufhin zuwarf, fügte ich jedoch rasch hinzu:
Es sieht allerdings nicht leicht aus. Ich glaube, sie bewundert deine Hartnäckigkeit.
    Ich glaube, sie bewundert meine blauen Flecken, die kleine Hexe.
Ich hörte einen zärtlichen Unterton in seiner Bemerkung heraus. Als wolle er mich davon ablenken, fügte der Prinz hinzu:
Schau nach links, und sag mir, ob du hinter den Felsen bei den Büschen etwas siehst.
    Ich blickte in die entsprechende Richtung, ohne den Kopf zu drehen. Da war tatsächlich etwas. Ich war jedoch nicht sicher, ob dort ein Mensch oder ein großes Tier hockte. Der Prinz saß wieder auf und klammerte sich an den Rücken des Ponvs, das wild über die Weide buckelte. Sein Tier war seines Reiters offensichtlich überdrüssig, doch Ellianias fröhliches Lachen ließ Pflichtgetreu sich weiter bemühen, oben zu bleiben. Kaum hatte er das Pony wieder einigermaßen im Griff, schaffte er den Sprung, an dem er vorhin gescheitert war, und wurde dafür von Elliania mit einer anerkennenden Geste belohnt. Ihre Freude ob des Spektakels schien echt zu sein, und bei einem Blick zu Peottre sah ich, dass selbst auf seinem säuerlichen Gesicht ein Lächeln erschien. Ich stimmte in das Lachen der beiden ein und ging näher zu ihnen.
    Reite zu der Stelle, und lass dich vom Pferd fallen. Und sorg dafür, dass das Pony in Richtung der Felsen flieht.
    Pflichtgetreu stöhnte entsetzt, tat aber, was ich von ihm verlangte. Und als das Pony durchging, sprang ich auf und rannte ihm hinterher, wobei ich es absichtlich eher jagte, anstatt dass ich versuchte, es einzufangen. Gemeinsam trieben wir so eine ganz in Moosgrün und Braun gekleidete Frau aus ihrem Versteck. Sie ergriff sofort die Flucht, und ich erkannte sie nicht nur an der Art, wie sie sich bewegte, sondern auch an ihrem Duft, den ich geradeso auffing. So sehr es mich auch verlangte, sie zu verfolgen, ich tat es nicht. Stattdessen gab ich mein neu gewonnenes Wissen sowohl an Pflichtgetreu als auch an Chade weiter.
    Das war Henja! Die Dienerin der Narcheska in Bocksburg. Sie ist hier auf der Insel und spioniert uns nach.
    Die beiden antworteten mir nicht, abgesehen von einem Gefühl dunkler Vorahnung.
    Ich stellte mich absichtlich ungeschickt beim Einfangen des Ponys an, bis mir schließlich Peottre zur Hilfe eilte. »Wir haben der alten Frau einen ziemlichen Schrecken eingejagt!«, bemerkte ich, als ich das Pferd zu ihm scheuchte.
    Peottre packte

Weitere Kostenlose Bücher