Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet
kränkliches Kätzchen von einem Baby, meine jedoch kräftig und gesund. Deine Urgroßmutter hatte kein Recht, die Narcheska zu sein, ebenso wenig wie ihre Tochter, ihre Enkeltochter oder du!«
»Kränklich? Ach ja? Wie kommt es dann, dass sie noch immer als Große Mutter lebt? Nimm deine Lüge zurück, Lestra, oder ich werde dir das Maul damit stopfen.« Elliania sprach mit kalter, hässlicher Stimme, und sie war weit zu hören. Inzwischen war ich nicht mehr der einzige, der den Streit beobachtete. Als Pflichtgetreu mit offenem Mund vortrat, um etwas zu sagen, legte Elliania ihm die Hand auf die Brust und stieß ihn zurück. Die jungen Mädchen bildeten einen Kreis um die beiden Kontrahentinnen. Hilfe suchend schaute Pflichtgetreu zu mir herüber.
Misch dich nicht ein,
riet ich ihm.
Elliania hat deutlich gemacht, dass sie das nicht will.
Als ich versuchte, Chade mittels der Gabe die Situation zu schildern, sah ich Peottre. Wahrscheinlich hatte er knapp außerhalb meines Sichtfelds an der Hausecke gelauert. Er schlenderte zu der kleinen Mauer, auf der ich saß, und lehnte sich gelassen an. »Er sollte sich da raushalten«, sagte er zu mir in beiläufigem Tonfall.
Ich drehte mich zu ihm um und schaute ihn mit trüben Augen an. »Wer?«
Er blickte mir in die Augen. »Dein Prinz. Er sollte die Angelegenheit Elliania überlassen. Das ist Frauensache, und sie wird ihm seine Einmischung nicht danken. Du solltest ihm das übermitteln, wenn du kannst.«
Peottre sagt: Halt dich zurück. Lass Elliania das erledigen.
Was
?, verlangte Pflichtgetreu verwirrt zu wissen.
Warum spricht Peottre mit dir
?, meldete Chade sich zu Wort.
Ich weiß es nicht!
Zu Peottre sagte ich: »Ich bin nur ein Gardist, Herr. Ich gebe dem Prinzen keine Ratschläge.«
»Du bist sein Leibwächter«, erwiderte Peottre in freundlichem Ton. »Oder sein ... Wie heißt das in eurer Sprache? Seine Anstandsdame? Das Gleiche, was ich für Elliania bin. Du bist gut, aber du bist nicht unsichtbar. Ich habe gesehen, wie du ihn beobachtet hast.«
»Ich bin sein Gardist. Deshalb wird wohl auch von mir erwartet, dass ich ihn bewache«, protestierte ich und lallte dabei ein wenig. Ich wünschte, ich hätte daran gedacht, ein Glas Wein zu trinken. Alkoholgeruch kann sehr überzeugend sein.
Peottre schaute mich nicht länger an. Ich drehte mich um und starrte den Hügel hinauf. Hinter mir ertönte ein Schrei von der Tür des Mütterhauses, und ich hörte Leute kommen. Die beiden Mädchen hatten zu kämpfen begonnen. Mit offensichtlicher Leichtigkeit warf Lestra Elliania auf den Rücken. Selbst auf diese Entfernung hörte ich, wie sie nach Luft schnappte. Peottre machte ein frustriertes Geräusch und zuckte auf eine Art, wie es erfahrene Kämpfer tun, die einem Musterschüler beim Kampf zusehen. Als Lestra sich auf Elliania warf, zog das kleinere Mädchen die Knie an und trat ihrer Gegnerin in den Bauch. Lestra flog zurück und legte eine schmerzhafte Landung hin. Elliania rollte herum, und ohne auf ihr feines Gewand und ihre Frisur zu achten, stürzte sie sich auf Lestra. Jeder Muskel an Peottres Hals und Armen war angespannt, doch er rührte sich nicht. Ich stand auf, um besser sehen zu können; bei dem Anblick klappte mir der Mund auf, wie auch den anderen Gardisten, die sich inzwischen hier versammelt hatten. Die Outislander wiederum verfolgten den Kampf zwar interessiert, doch nicht sonderlich erregt. Offenbar waren sie kämpfende Mädchen oder Frauen gewohnt.
Inzwischen saß Elliania auf Lestras Brust, die Knie auf deren Armen, und hatte das größere Mädchen so effektiv am Boden festgenagelt. Lestra strampelte und versuchte, sich zu befreien, doch Elliania packte sie am Haar und zog den Kopf nach unten. Mit ihrer freien Hand rieb sie Lestra eine Hand voll Dreck in den Mund. »Soll ehrliche Erde die Lüge von deinen Lippen waschen!«, schrie sie triumphierend. Pflichtgetreu stand staunend ein Stück entfernt; ihn interessierte sicherlich weniger das Kampfgeschehen, als vielmehr Ellianias Brüste, die bei jeder Bewegung auf und ab tanzten. Ich fühlte, dass ihn seine körperliche Reaktion darauf genauso entsetzte wie der Kampf der Mädchen. Um ihn herum feuerten die anderen Mädchen die Kämpferinnen mit lauten Schreien an.
Mit einem wilden Schrei riss Lestra ihren Kopf aus Ellianias Griff, was sie jedoch ein ganzes Büschel Haare kostete. Elliania versetzte ihr daraufhin eine schallende Ohrfeige und packte sie an der Kehle. »Nenn mich Narcheska, oder
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