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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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schlucken. »Ich möchte, dass sie das weiß: dass ich ihr Angebot nicht annehmen kann, wenn ich meine >Ehre< nicht dabei verlieren will.« Seine Stimme wurde leiser, und seine nächsten Worte waren eine Bitte. »Ich möchte sie bitten, mich nicht mit dem in Versuchung zu führen, was ich mir nicht ehrenhaft nehmen kann. Ich bin ein Mann, aber... ich bin ein Mann.« Seine Erklärung war unbeholfen, aber ehrlich.
    Gleiches galt für Peottres Erwiderung. Widerwilliger Respekt lag in seiner Stimme, als er sagte: »Ich werde dafür sorgen, dass sie das erfährt.«
    »Wird sie ... Wird sie dann schlechter von mir denken? Wird sie mich dann für einen geringeren Mann halten?«
    »Ich
tue es jedenfalls nicht. Und ich werde dafür Sorge tragen, dass sie versteht, wie viel es einen Mann kostet, solch ein Angebot abzulehnen.« Er blickte Pflichtgetreu an, als würde er ihn zum ersten Mal sehen. Als er dann wieder sprach, lag große Traurigkeit in seinen Worten. »Ihr
seid
ein Mann, und Ihr würdet eine gute Partie für meine Schwestertochter sein. Die Enkelinnen eurer Mutter wären eine Bereicherung für unseren Stammbaum.« Letzteres sagte er in einem Tonfall, als wäre es mehr eine Redensart denn etwas, auf das er wirklich hoffte. Dann drehte er sich endgültig um und ging schweigend fort.
    Ich sah, wie Pflichtgetreu tief durchatmete. Ich fürchtete, dass er mit der Gabe zu mir hinausgreifen würde, doch das tat er nicht. Stattdessen ging er mit gesenktem Kopf zu Ellianias Mütterhaus zurück.
    Dick war neben mir auf dem Boden eingeschlafen, sein Kopf auf die Brust gesunken. Er stöhnte leise, als ich ihn sanft wachrüttelte und ihm auf die Beine half. »Ich will nach Hause«, murmelte er, während er neben mir über die Straße schlurfte.
    »Ich auch«, erwiderte ich, und doch war es nicht Bocksburg, was mir in den Sinn kam, sondern eine Wiese über dem Meer und ein Mädchen in strahlend rotem Rock, das mir winkte. Es war mehr eine Zeit, nach der ich mich sehnte, kein Ort, und keine Straße würde mich je wieder dorthin zurückführen.

Die scharfen Felsspitzen der Dracheninsel halten den Gletscher wie Zähne gepackt, und das Eis tropft wie Blut aus diesem Maul.
    Junger Mann, wirst du dorthin gehen ?
    Wirst du das Eis hinaufklettern, um den Respekt der anderen Krieger zu gewinnen ?
    Wirst du es wagen, die Spalten zu überqueren, sichtbare wie unsichtbare ?
    Wirst du es wagen, den Winden zu trotzen, die Eisfeuer; der im Eis schlummert, ein Lied singen ?
    Er wird dir die Knochen mit Kälte verbrennen. Der eisige Wind ist sein feuriger Atem.
    Mit ihm wird er die Haut auf deinem Gesicht schwärzen, bis sie sich vom wunden rosa Fleisch schält wie die alte Haut einer Schlange.
    Junger Mann, willst du deine Unternehmung wirklich dorthin tragen ?
    Um die Gunst einer Frau zu gewinnen, willst du unter dem Eis auf den nassen schwarzen Steinen wandeln, die keinen Himmel sehen ?
    Willst du die geheime Höhle finden, die sich nur öffnet, wenn das Wasser zurückgeht ?
    Willst du deine eigenen Herzschläge zählen, um den Lauf der Zeit zu bestimmen, bis die Meereswellen zurückkehren, um dich am tiefblauen Eis über dir zu zerquetschen ?
    Das Willkommen des Drachenc Outislander-Lied,
    Übersetzung von Dachsenbless

    Am nächsten Tag erfuhren wir, dass bezüglich unserer Drachenjagd alles geregelt worden sei. Wir würden nach Zylig zurückkehren, hieß es, um die Bedingungen des Hetgurd zu akzeptieren, und dann nach Aslevjal aufbrechen und mit der Drachenjagd beginnen. Kurz fragte ich mich, ob die plötzliche Absicht aufzubrechen etwas mit der nächtlichen Szene zu tun hatte, deren Zeuge ich geworden war; doch dann sah ich, wie man einen Vogel fliegen ließ, der die Kunde von unserer Abfahrt übermitteln sollte, und ich kam zu dem Schluss, dass wir auf dem gleichen Weg Nachricht vom Hetgurd erhalten hatten.
    Die darauffolgende Hektik ersparte mir das peinliche Gespräch mit dem Prinzen, brachte mich aber in anderer Hinsicht in eine unangenehme Lage: Dick war fest entschlossen, nie wieder auf ein Schiff zu gehen. Es war sinnlos, ihn darauf hinzuweisen, dass er schlussendlich nur auf diese Art wieder nach Hause würde zurückkehren können. In Augenblicken wie diesen musste ich deutlich die Grenzen seines Verstandes erkennen. Dick hatte sich entwickelt, seit er zu uns gestoßen war; er war nicht nur freier mit seinen Worten geworden, er nutzte sie auch auf anspruchsvollere Art. Er war wie eine Pflanze, die man endlich in die Sonne gestellt

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