Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet
sitzen und einem Outislander versprochen sein. Wenn meine Mutter und Chade zwei Weitseher gehabt hätten, um uns Frieden zu erkaufen, wer weiß... ?«
Der Gedanke ließ mein Blut gefrieren. Ich wollte ihm nicht sagen, dass es genau das war, wovor ich Nessel hatte beschützen wollen. Eine Wahrheit gab ich ihm jedoch. »Es ist mir in der Tat nie in den Sinn gekommen, das Ganze einmal aus deinem Blickwinkel zu betrachten. Tatsächlich habe ich noch nicht einmal geahnt, dass meine Entscheidungen in dieser Angelegenheit solche Auswirkungen für dich haben könnten.«
»Nun, das hat es aber, und das ist auch immer noch so.« Plötzlich richtete er den Blick auf Chade. »Und auch deine Nachlässigkeit kann ich nicht mehr tolerieren. Dieses Mädchen ist nach mir die Thronerbin. Das sollte schriftlich fixiert und von Zeugen bestätigt werden. Das hätte getan werden müssen,
bevor
ich den Hafen verlassen habe! Sollte mir irgendetwas geschehen, sollte ich bei dem Versuch sterben, dem eingefrorenen Drachen den Kopf abzuschlagen, wird Chaos ausbrechen, weil alle sich fragen, wer...«
»Das ist bereits getan worden, mein Prinz. Vor vielen Jahren. Und die Dokumente werden sicher aufbewahrt. Was das betrifft, war ich keineswegs nachlässig.« Chade wirkte erregt darüber, dass Pflichtgetreu so etwas auch nur dachte.
»Es wäre nur nett gewesen, wenn mir das einer gesagt hätte. Kann einer von euch mir mal erklären, warum es so wichtig war, diese Information vor mir zu verbergen?« Pflichtgetreus Blick wanderte von Chade zu mir und blieb dann auf mir ruhen, als er bemerkte: »Ich habe den Eindruck, du hast in deinem Leben häufig Entscheidungen für andere getroffen. Sicher hast du getan, was du für das Beste gehalten hast, aber du hast Nessel nie nach ihrer Meinung gefragt. Und du hast nicht immer Recht gehabt!«
Ich hielt mich im Zaum. »Das ist nun mal das Problem bei Entscheidungen. Man weiß nie, ob sie richtig sind, bevor man sie nicht getroffen hat. Triff Entscheidungen. Und dann leb mit ihnen.«
Pflichtgetreu schwieg eine Zeit lang. Dann sagte er: »Und wenn ich die erwachsene Entscheidung treffen sollte, Nessel zu sagen, wer sie ist? Wenn ich beschließen sollte, wenigstens dieses Unrecht zu bereinigen, das man ihr angetan hat?«
Ich atmete tief durch. »Ich bitte dich, das nicht zu tun. Es wäre nicht gut für sie, sie auf einen Schlag mit der ganzen Wahrheit zu konfrontieren.«
Wieder schwieg Pflichtgetreu, diesmal ein wenig länger, bevor er müde fragte: »Habe ich noch weitere Verwandte, die plötzlich auftauchen könnten, wenn ich es am wenigsten erwarte?«
»Keine, von denen ich wüsste«, erwiderte ich ernst. Dann fügte ich formell hinzu: »Mein Prinz, bitte. Wenn sie es denn schon wissen muss, möchte ich derjenige sein, der es ihr sagt.«
»Das ist sicherlich eine Aufgabe, wie du sie verdienst«, bemerkte Pflichtgetreu, und Chade lächelte erneut. Pflichtgetreu wirkte fast wehmütig, als er hinzufügte: »Sie scheint stark in der Gabe zu sein. Stell dir nur einmal vor, wie es sein würde, wenn sie hier wäre. Wir könnten uns auf sie stützen, und Dick hätte vielleicht Zuhause bleiben können.«
»Tatsächlich arbeitet sie sehr gut mit Dick zusammen. Sie kann ihn hervorragend beruhigen und hat sein Vertrauen gewonnen. Sie war diejenige, die seine Albträume auf der Fahrt nach Zylig entschärft hat, aber um auf Eure Idee zu antworten, mein Prinz: Nein. Dick ist zu stark und zu unberechenbar, als dass man ihn irgendwo allein lassen könnte. Das ist im Übrigen etwas, um das wir uns früher oder später werden kümmern müssen. Je mehr wir ihn lehren, desto gefährlicher wird er.«
»Ich glaube, das beste Heilmittel für Dicks Widerspenstigkeit wäre es, ihn wieder nach Hause zu bringen, in eine vertraute Umgebung. Ich gehe davon aus, dass er dort ein wenig mehr Gleichmut zeigen wird. Aber bevor wir das tun können, muss ich vorher unglücklicherweise einen Drachen finden und töten.« , Ich war erleichtert, endlich vom Thema Nessel abrücken zu können, und doch war da noch ein Riss in der Mauer, den es zu füllen galt. »Mein Prinz. Flink weiß nichts von alledem. Er weiß nicht, dass Nessel meine Tochter und somit nur seine Halbschwester ist. Ich würde das gerne dabei belassen.«
»Ah, ja. Natürlich. Als du beschlossen hast, das Ganze zu einem Geheimnis zu machen, hast du nie darüber nachgedacht, dass noch weitere Kinder kommen könnten, die das betreffen würde.«
»Du hast Recht. Das habe
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