Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet
Gefahr zu warnen und zu meiner Mutter zu schicken.« Er rieb sich die Augen und stieß dann einen lauten Seufzer aus. »Es tut mir Leid, FitzChivalric«, sagte er leise und ernst. »Würde sie nicht in Gefahr schweben, würde ich die Dinge vielleicht lassen, wie sie sind; aber das kann ich nicht. Ich bin entsetzt, dass du auch nur darüber nachdenkst.«
Ich senkte den Kopf. Pflichtgetreus Worte vermittelten mir ein seltsames Gefühl, keine Wut oder Verzweiflung, sondern das Gefühl des Unvermeidlichen, das sich schlussendlich Bahn gebrochen hatte. Ein Schauder lief mir über den Rücken, und mir sträubten sich die Nackenhaare. Vor meinem geistigen Auge sah ich den Narren befriedigt lächeln. Ich blickte an mir hinunter und sah, dass ich wieder einmal über seine Fingerabdrücke strich. Ich fühlte mich wie jemand, den man gerade zu einem tödlichen Zug beim Steinspiel gezwungen hatte - oder wie ein Wolf, den man zu guter Letzt in die Enge getrieben hatte. In solchen Augenblicken ist man wie erstarrt und kann nur darauf warten, was da kommen mag.
»FitzChivalric«, sagte Chade nach ein paar Augenblicken des Schweigens. Ich hörte die Sorge in seiner Stimme, und sein freundlicher Blick tat mir weh.
»Burrich weiß es«, sagte ich unbeholfen. »Dass ich lebe, meine ich. Ich habe ihm durch Nessel eine Nachricht zukommen lassen, eine, die nur er verstehen konnte. Weil ich Nessel mein Wort gegeben hatte, und ich musste Burrich wissen lassen, dass Flink, sein Sohn, bei uns und in Sicherheit ist. Burrich ist zu Kettricken gegangen, und vielleicht hat er auch mit dem Narren gesprochen. Er ... er weiß es also.« Ich atmete tief durch. »Er erwartet vielleicht sogar, dass man Nessel an den Hof ruft. Er muss zumindest ahnen, dass Nessel über die Gabe verfügt. Wie sonst hätte sie von mir erfahren sollen, dass Flink in Sicherheit ist? Burrich war Chivalrics Königsborn. Er weiß, was die Gabe ist. Ich wünschte, Chivalric hätte ihn nicht davon ausgesperrt. Ich wünschte, ich könnte jetzt seinen Geist berühren. Obwohl ich nicht glaube, dass ich den Mut besitzen würde, um ...«
»Burrich war Chivalrics Königsborn?« Pflichtgetreu schaukelte so weit zurück, dass der Stuhl nur noch auf den hinteren beiden Beinen stand. Verwirrt blickte er von einem von uns zum anderen.
»Er hat Prinz Chivalric seine Kraft für die Gabe geliehen«, bestätigte ich.
Pflichtgetreu schüttelte langsam den Kopf. »Noch so etwas, was man mir gegenüber nie erwähnt hat.« Er ließ den Stuhl wieder krachend nach vorne kippen. »Was braucht es?«, verlangte er wütend zu wissen. »Was muss hier geschehen, um euch alle Geheimnisse aus der Nase zu ziehen?«
»Das war kein Geheimnis«, erwiderte Chade. »Nur ein Stück alter Geschichte, seit langem vergessen, weil es für die Gegenwart nicht von Bedeutung zu sein schien. Fitz, bist du sicher, dass Burrichs Gabentalent versiegelt ist?«
»Ja. Ich habe mehrfach versucht, zu ihm durchzudringen. Als ich in den Bergen war, habe ich sogar versucht, Gabenstärke von ihm zu beziehen. Nichts. Er ist durchsichtig. Selbst Nessel hat versucht, in seine Träume vorzudringen, und es ist ihr nicht gelungen. Was auch immer Chivalric mit Burrich gemacht hat, er hat es gründlich getan.«
»Interessant. Wir sollten versuchen herauszufinden, wie Chivalric ihn versiegelt hat. Sollten wir jemals Dicks Gabe eliminieren müssen, könnte das der einzige Weg sein: ihn versiegeln.« Chade sprach die Worte auf seine nachdenkliche Art, ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, dass irgendjemand sie als anstößig empfinden könnte.
»Es reicht!«, schnappte der Prinz, und wir beiden zuckten unwillkürlich zusammen, überrascht ob seiner Leidenschaft. Pflichtgetreu verschränkte die Arme vor der Brust und schüttelte den Kopf. »Ihr Zwei sitzt hier wie Puppenspieler und denkt offen darüber nach, wie ihr die Leben anderer Menschen manipulieren könnt.« Er ließ seinen Blick langsam von mir zu Chade wandern und zwang uns so, ihm in die Augen zu schauen. Er war jung und verwundbar und stellte sich uns trotzdem. »Wisst ihr eigentlich, wie Furcht erregend ihr manchmal seid? Wie kann ich hier sitzen und mir anhören, wie ihr Nessels Leben gestaltet habt, und mich nicht fragen, was ihr mit meinem gemacht habt? Du, Chade, redest in aller Ruhe davon, Dick von der Gabe abzuschneiden. Muss ich mich da nicht fragen, ob man mit mir das Gleiche machen würde, sollte ich einmal eure hinterhältigen Pläne
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