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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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ich nicht«, gab ich steif zu.
    »Nun, ich werde schweigen. Erst einmal. Aber du könntest vielleicht einmal darüber nachdenken, wie du dich fühlen würdest, würdest du jetzt erst erfahren, wer deine Eltern sind.« Er neigte den Kopf in meine Richtung. »Denk darüber nach. Wie wäre es, wenn man dir plötzlich enthüllen würde, dass nicht Chivalric, sondern Veritas dein Vater war? Oder Edel? Oder Chade? Wie viel Dankbarkeit würdest du jenen gegenüber empfinden, die es die ganze Zeit über gewusst und dich vor der Wahrheit >beschützt< haben?«
    Kurz tat sich die kalte Kluft des Zweifels vor mir auf, obwohl ich diese wilden Ideen zugleich ablehnte. Ja, Chade war zu einer solchen Täuschung fähig, doch mein Verstand leugnete die Möglichkeit. Trotzdem erreichte Pflichtgetreu sein Ziel. Er hatte die Wut in mir geweckt, die ich empfunden hätte, hätte man mich so lange hintergegangen. »Ich würde sie vermutlich hassen«, gab ich zu und blickte ihm unverwandt in die Augen, als ich hinzufügte: »Und das ist ein weiterer Grund, warum ich nicht will, dass Nessel es erfährt.«
    Der Prinz schürzte die Lippen und nickte dann knapp. Das war kein Versprechen, mein Geheimnis zu wahren, sondern mehr ein Anerkennen der Schwierigkeiten, die mit seiner Enthüllung einhergingen. Mehr würde er mir nicht gewähren. Ich hoffte, dass er das Thema nun auf sich beruhen lassen würde, doch mit einem leichten Stirnrunzeln fragte er plötzlich: »Und warum verkehrt Nessel mit dem Bingtown-Drachen? Ist sie mit Tintaglia im Bunde?«
    »Nein!«Ich war entsetzt darüber, dass er so etwas auch nur denken konnte. »Tintaglia ist durch meine Gedanken geschlichen und hat Nessel dabei entdeckt - zumindest glaube ich, dass es so gewesen ist. Ich denke, der Drache kann uns fühlen, wenn wir die Gabe in einer bestimmten Stärke einsetzen, oder wenn wir traumwandeln - auf diese Weise haben auch Dick und du uns gefunden. Tintaglia weiß ein wenig über mich von der Bingtown-Delegation, die uns in Bocksburg besucht hat. Damals sind wir recht unvorsichtig mit der Gabe umgegangen, und ich nehme an, sie hat mich dabei auf irgendeine Art >markiert<. Sie weiß, dass ich Nessel besuche. Ich glaube, sie versucht, Nessel zu bedrohen, um auf diese Art Informationen aus mir herauszubekommen; genauer gesagt will sie in Erfahrung bringen, was wir über den Drachen Eisfeuer wissen. Da alle jungen Drachen, die in der Regenwildnis geschlüpft sind, schwächlich sind, ist er vielleicht ihre einzige Hoffnung auf einen Gefährten - und somit auch die einzige Hoffnung auf Erhaltung ihrer Art.«
    »Und wir haben keine Möglichkeit, Nessel zu beschützen.«
    Ein stolzer Unterton schlich sich in meine Stimme, als ich sagte: »Sie hat bereits bewiesen, dass sie sich durchaus gegen den Drachen behaupten kann. Sie hat sich selbst verteidigt und auch mich; tatsächlich sogar besser, als ich es gekonnt hätte.«
    Pflichtgetreu musterte mich aufmerksam. »Und ohne Zweifel wird sie das auch weiter tun - so lange der Drache sie lediglich in ihren Träumen bedroht. Aber wir wissen nicht viel über diese Tintaglia. Sollte der schwarze Drache ihre einzige Hoffnung auf einen Gefährten sein - und so sieht es nun mal aus -, dann könnte sie tatsächlich zu einer Verzweiflungstat neigen. Nessel mag sich ja in ihren Träumen gegen den Drachen verteidigen können; aber wie wird sie mit ihm zurechtkommen, wenn er ein Haus in Brand steckt? Wird Burrichs Heim dem Zorn eines Drachen standhalten?«
    Das war ein Bild, das ich mir nicht vorstellen wollte. »Sie scheint Nessel nur des Nachts in ihren Träumen finden zu können. Es könnte durchaus sein, dass sie nicht weiß, wo Nessel sich in Wirklichkeit aufhält.«
    »Oder es könnte sein, dass sie vorerst schlicht in der Nähe der jungen Drachen bleiben will. Vorerst. Morgen, übermorgen oder wann auch immer ist sie jedoch vielleicht verzweifelt genug, um zu Nessels Heim zu fliegen.« Pflichtgetreu legte die Hände an die Schläfen und schloss die Augen. Als er sie wieder öffnete, schüttelte er den Kopf. »Ich kann nicht glauben, dass du nie darüber nachgedacht hast. Was sollen wir tun?« Er wartete nicht auf eine Antwort, sondern wandte sich an Chade. »Haben wir Kuriervögel an Bord?«
    »Natürlich, mein Prinz.«
    »Ich werde meiner Mutter eine Nachricht schicken. Nessel muss in die Sicherheit der Bocksburg gebracht werden... Oh, das ist dumm. Es würde viel schneller gehen, mit ihr über die Gabe Kontakt aufzunehmen, sie vor der

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