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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Doch während ich nun in der Dunkelheit lag, erinnerte ich mich daran, dass Tintaglia beim letzten Mal behauptet hatte, sie könne mich jederzeit von Nessel abschneiden. Was hatte der Drache zu Nessel gesagt? >Wenn ich es so will, bist du allein<.
    Wo war meine Tochter im Augenblick? Gefangen in einem Albtraum und gequält von einem Drachen? Nein, versicherte ich mir selbst. Nessel hatte unter Beweis gestellt, dass sie durchaus in der Lage war, sich selbst zu verteidigen. Ich verfluchte die Logik, die Chade mich gelehrt hatte, denn die sagte mir, dass der Drache, um zu bekommen, was er wollte, schlicht das Schlachtfeld wechseln würde - und das hieß, er würde meine Tochter vielleicht körperlich angehen.
    Wie schnell konnte ein Drache fliegen ? Schnell genug, um in einer einzigen Nacht von der Regenwildnis zum Bocksfluss zu gelangen? Sicher nicht. Aber ich wusste es nicht, und so konnte ich mir auch nicht sicher sein. Ich drehte mich um und kämpfte mit der viel zu kleinen Decke.
    Als schließlich der Morgen graute, stand ich mit Sand in den Augen auf. Irgendwie verfing ich mich dabei in der Decke, geriet ins Taumeln und stieß mir das Schienbein. Dick schien trotz meines Fluchens weiterzuschlafen. Ich verließ die Kabine und ging direkt zum Prinzen, um ihm Bericht zu erstatten. Er hörte mir in grimmigem Schweigen zu. Weder er noch Chade erwähnten, wie dumm ich gewesen war, weil ich meine Tochter unter dem Vorwand, sie beschützen zu wollen, schutzlos einem Drachen ausgeliefert hatte. Der Prinz sagte schlicht: »Lass uns hoffen, dass sie wirklich nur wütend auf dich ist. Der Vogel ist gestern losgeschickt worden. Sobald er Bocksburg erreicht, wird meine Mutter nicht zögern, nach Nessel zu schicken. Ich habe ihr geschrieben, wie groß die Gefahr ist und dass sie keine Zeit verschwenden soll. Wir haben alles getan, was wir tun können, FitzChivalric.«
    Das war nur ein schwacher Trost. Wenn ich mir nicht gerade vorstellte, wie der Drache sich an Nessels zartem Fleisch labte, sah ich Burrichs Reaktion vor meinem geistigen Auge, wenn plötzlich eine Gardeabteilung vor seinem Haus erschien, um Nessel nach Bocksburg zu bringen. So verbrachte ich meine Zeit in Elend und Anspannung, und nichts lenkte mich davon ab außer Dicks subtilen Racheakten. Als ich mir beim Griff nach dem Türknauf das zweite Mal die Knöchel stieß, drehte ich mich zu ihm um.
    »Ich weiß, dass du das machst, Dick; aber das ist nicht fair. Es ist nicht meine Schuld, dass du auf dieser Reise bist.«
    Dick setzte sich langsam auf und schwang die nackten Beine aus der Koje heraus. »Und wessen Schuld ist es dann, hä? Wer hat mich auf dieses Boot geschleppt, obwohl es mich umbringen wird?«
    Ich erkannte meinen Fehler. Ich konnte ihm nicht sagen, dass ich nur den Befehlen des Prinzen Folge leistete. Chade hatte Recht. In dieser Angelegenheit musste ich die Schuld auf mich nehmen. Ich seufzte. »Ich habe dich auf das Schiff gebracht, Dick, weil wir deine Hilfe brauchen, wenn wir den Drachen erschlagen wollen.« Ich legte so viel Wärme und Begeisterung in meine Stimme, wie ich konnte. »Willst du dem Prinzen denn nicht helfen? Willst du nicht Teil unseres Abenteuers sein?«
    Er kniff die Augen zusammen und schaute mich an, als wäre ich verrückt geworden. »Abenteuer? Kotzen und Fisch essen? Rauf und runter, rauf und runter die ganze Zeit? Umgeben von Leuten, die sich fragen, warum ich nicht tot bin?« Er verschränkte die kurzen Arme vor der Brust. »Ich habe in Geschichten von Abenteuern gehört. In Abenteuern gibt es goldene Münzen und Mädchen zum Küssen. In Abenteuern wird nicht gekotzt!«
    In diesem Augenblick war ich versucht, ihm zuzustimmen. Als ich die Kabine verließ, stolperte ich über die Türschwelle. »Dick!«, tadelte ich ihn.
    »Das war ich nicht!«, behauptete er, lachte aber trotzdem.
    Die kleinen Schiffe flogen über die schaumgekrönten Wellen, und der Wind blies günstig. Nichtsdestotrotz kam mir die Reise endlos vor. Tagsüber versuchte ich, Flink etwas beizubringen und gleichzeitig ein Auge auf Dick zu haben, ohne dass mir allzu viele >Missgeschicke< widerfuhren. Bei Nacht versuchte ich weiter, meine Tochter zu erreichen, doch nach wie vor ohne Erfolg. Als wir schließlich in den Hafen von Zylig einfuhren, kam ich mir wie ein zitterndes Wrack vor und sah vermutlich auch so aus. Web kam zu mir an die Reling, von wo aus ich die näher kommenden Hafenanlagen betrachtete.
    »Ich werde dich nicht nach deinen Geheimnissen

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