Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet
waren Dick und ich nicht die einzigen, die auf sie warteten. Sieber und einer der anderen Gardisten zogen Peottres Boot aus den Wellen heraus. Langschopf und ich taten das Gleiche mit dem des Prinzen und dann mit dem des Narren. Der Narr stieg aus, ohne auch nur einen Blick in meine Richtung zu werfen, der hätte verraten können, dass wir uns kannten. Als schließlich alle im Sand standen, umringten die Hetgurdkrieger Arkon Blutklinge. Sie versuchten noch nicht einmal, ihre Stimmen zu senken, als sie ihm erklärten, der Schwarze Mann habe ihre Opfergaben nicht akzeptiert. Angesichts dessen schlugen sie vor, wir alle sollten anerkennen, dass unsere Mission hier ihn zutiefst beleidige. Demzufolge solle die Narcheska den Prinzen von seinem Wort entbinden.
Ich habe ja gewusst, dass sie das aufgeregt hat, aber nicht wie wichtig es fiir sie ist,
fügte ich hinzu, nachdem ich Chade und den Prinzen über die Ereignisse heute Morgen informiert hatte. Keiner von beiden blickte in meine Richtung, als ich ihnen diese Informationen übermittelte. Höflich warteten sie und hielten sich aus der Diskussion heraus, die um Blutklinge und Peottre herum stattfand. Die Narcheska hielt sich ebenfalls von den Männern fern und blickte aufs Wasser hinaus. Sie sah aus wie aus Stein gemeißelt: Entschlossenheit und Resignation standen ihr ins Gesicht geschrieben.
Die Diskussion über den Schwarzen Mann dauerte an, doch ich wurde vom Narren abgelenkt. Er war näher gekommen und plapperte freundschaftlich mit Kräusel und Flink. Das mehrschichtige Schwarz und Weiß seiner Kleidung erinnerte mich so sehr an die Zeit, da er König Listenreichs Narr gewesen war, dass es mir die Kehle zuschnürte. Einmal schaute er in meine Richtung. Dann sah ich, wie er seine Aufmerksamkeit auf das Gespräch der Hetgurdkrieger mit Peottre und Blutklinge richtete. Er wirkte wie ein Hund, der eine Fährte aufgenommen hat. Er konzentrierte sich ganz und gar auf sie und trat näher, ohne sich darum zu kümmern, wie unhöflich das wirken musste.
Das Gespräch war zu einem Streit geworden, und das Outislander der Männer war so schnell und guttural geworden, dass ich ihnen kaum noch folgen konnte. Peottre trat aus der Gruppe und verschränkte die Arme vor der Brust. Er drehte den Kopf zur Seite und wandte den Blick ab, doch dabei schlug er mit der Hand auf seine Schwertscheide. Das war keine Geste, wie man sie in den Sechs Provinzen gemacht hätte, doch ihre Bedeutung war vollkommen klar. Sollte irgendjemand weiter mit ihm diskutieren wollen, würde derjenige sich mit seiner Klinge unterhalten müssen. Die Hetgurdmänner wandten ihrerseits den Blick von ihm und lehnten die Herausforderung damit ab. Stattdessen drängten sie sich um Blutklinge, der hilflos gestikulierte und dann auf seine Tochter deutete. Dabei zuckte er mit den Schultern, als wolle er sagen, wie sinnlos es sei zu versuchen, Frauen zu verstehen. Damit schien zumindest ein Teil der Diskussion erledigt zu sein.
Der Hetgurdmann mit der Bärentätowierung löste sich aus der Gruppe und trat auf die Narcheska zu. Sie schaute ihn nicht an, doch ich bin sicher, dass sie sich seines Kommens bewusst war. Stattdessen blickte sie weiter über das Wasser und an den Schiffen vorbei zum Horizont. Der Wind blies an ihr vorbei, ließ ihren blauen Mantel flattern und zerrte an ihrem bestickten Rock. Er hob ihn gerade genug hoch, um ihre Seehundstiefel zu enthüllen und die Wollhose, die sie hineingestopft hatte. Die Narcheska ignorierte den Wind genauso wie sie den wartenden Bär ignorierte. Der Mann räusperte sich, war jedoch gezwungen zu sprechen, bevor sie sich zu ihm umdrehte.
»Narcheska Elliania, ich würde gerne mit Euch reden.«
Selbst als sie sich zu ihm umdrehte, blieb ihr Blick die einzige Reaktion. Der Bär fasste das als Erlaubnis zu sprechen auf. Seine Worte waren klar und formell, und ich glaube, er wollte, dass alle sie hörten und verstanden. Die Eule trat ebenfalls näher, vermutlich um die Worte für die Nachwelt zu bezeugen. Barden glauben nicht an die Privatsphäre anderer Menschen.
»Ich bin sicher, dass Ihr uns habt reden hören; doch ich will es noch einmal offen sagen. Vergangene Nacht haben wir unsere Opfergaben für den Schwarzen Mann draußen gelassen, wie es beim Besuch dieses Ortes Sitte ist. Heute Morgen lag das Opfer noch immer auf dem Steintisch, unberührt. Es heißt, niemand könne sich das Wohlwollen des Schwarzen Mannes mit Geschenken erkaufen, doch nimmt er die Gaben an,
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