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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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darauf zu reagieren, drehte er sich um und ging. Die Eule folgte ihm. Ich nahm an, dass sie mit einer Herausforderung gerechnet hatten, sodass die Angelegenheit mit Schwertern oder Fäusten erledigt werden konnte; so waren die beiden und ihre Hetgurdgefährten jedoch gezwungen, die Mission fortzusetzen.
    Nach diesem Vorfall nahm der Vater der Narcheska nur widerwillig von uns Abschied. Der formelle Teil schloss die Hetgurdmänner, Chade, den Prinzen, Peottre und die Narcheska ein. Der Rest von uns stand daneben. Dick wanderte ziellos am Strand umher, drehte Steine um und stocherte zwischen den Krabben herum, die er auf diese Art aufscheuchte. Ich tat so, als wolle ich ihn besser im Auge behalten, und rückte so immer näher und näher an den Narren heran. Er schien das zu bemerken, denn er löste sich ein Stück von Flink und Kräusel. Als ich nahe genug an ihn herangekommen war, um ein leises Wort mit ihm zu tauschen, sagte ich: »So. Du hast es also trotz meiner Bemühungen geschafft, hierher zu kommen. Wie?«
    Obwohl wir gleich groß waren, gelang es ihm irgendwie, kühl auf mich herabzublicken. Sein auffällig ruhiges Gesicht kündete von großem Zorn. Ich glaubte schon, er würde nicht mit mir reden, doch dann antwortete er kalt: »Ich bin geflogen.« Er wandte den Blick von mir ab und atmete leise. Dass er nicht direkt wieder weggegangen war, ermutigte mich; dennoch fragte ich mich, ob er nicht schlicht keine Aufmerksamkeit auf unser Gespräch lenken wollte. Ich ignorierte seine spöttische Antwort.
    »Wie kannst du nur so wütend auf mich sein? Du weißt doch, warum ich es getan habe. Du hast gesagt, du würdest sterben, wenn du hierher kommst. Deshalb habe ich versucht, dafür zu sorgen, dass dir genau das
nicht
gelingt.«
    Kurz schwieg er. Beide beobachteten wir, wie Arkon Blutklinges kleines Boot sich vom Ufer löste. Zwei seiner Eberkrieger packten die Riemen. Ihren Gesichtern war deutlich anzusehen, wie froh sie waren, die Insel verlassen zu können. Der Narr blickte mich von der Seite an. Seine Augen waren dunkel wie die Nacht, und ohne Puder und Farbe war sein Gesicht von einem gleichmäßigen Goldbraun. »Du hättest respektieren sollen, dass ich weiß, was ich tue«, tadelte er mich.
    »Wenn du wüsstest, dass ich in meinen Tod gehe, hättest du dann nicht versucht, mich aufzuhalten?«
    Das war die falsche Frage, und das wusste ich, kaum dass ich sie gestellt hatte. Der Narr starrte zu dem Schiff hinaus, wo die Seeleute gerade den Anker lichteten, und sprach mit leiser Stimme: »Im Gegenteil. Ich habe oft gewusst, dass dich dein Glaube oder deine Sturheit in tödliche Gefahr bringen würden; trotzdem habe ich deine Entscheidungen stets respektiert.«
    Dann drehte er sich um und ging langsam von mir weg. Flink warf mir einen merkwürdigen Blick zu und eilte ihm hinterher. Ich bemerkte, dass Gentil ihnen verächtlich nachschaute. Dann hörte ich knirschende Schritte hinter mir. Ich drehte mich um und sah Web auf mich zu kommen. Es fiel mir schwer, ihm in die Augen zu blicken. Plötzlich fühlte ich mich schuldig, als hätte ich ihn durch meine Weigerung beleidigt, mich von ihm unterrichten zu lassen. Falls
et
jedoch tatsächlich so etwas empfand, so wusste er es gut zu verbergen. Er deutete mit dem Kinn zum Narren und Flink. »Du kennst ihn, nicht wahr?«
    »Natürlich.« Die Frage überraschte mich. »Das ist Fürst Leuenfarb aus Bocksburg. Hast du ihn nicht erkannt?«
    »Nein, das habe ich nicht. Zumindest nicht zuerst. Erst als Chade ihn Fürst Leuenfarb nannte, ist mir die Ähnlichkeit aufgefallen. Doch selbst nachdem ich seinen Namen gehört hatte, hatte ich das Gefühl, als würde ich ihn kaum kennen. Bei dir scheint das anders zu sein. Er ist eine seltsame Kreatur. Kannst du ihn fühlen?«
    Ich wusste, was er damit meinte. Ich hatte den Narren nie mit meinen zwiehaften Sinnen wahrnehmen können. »Nein. Und er riecht auch nicht.«
    »Aha.« Das war alles, was Web darauf sagte, doch ich vermutete, dass ich ihm genug zum Nachdenken gegeben hatte.
    Ich blickte auf meine Füße. »Web, es tut mir Leid. Ich nehme mir immer wieder fest vor, Zeit mit dir zu verbringen, doch irgendwie schaffe ich das nie. Das soll nicht heißen, dass ich nicht interessiert wäre, oder dass ich nicht zu schätzen wüsste, was du mir zu lehren hast. Es gibt einfach nur so viele Dinge, die mich davon abhalten zu tun, was ich tun will.«
    »Wie jetzt zum Beispiel«, erwiderte er mit einem Grinsen. Er hob die Augenbrauen und

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