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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Platz für Bettler hätten. Ich blickte den Mann an und bewegte die Lippen, als versuche ich, die Bedeutung seiner Worte zu entschlüsseln; dann lächelte ich breit, wünschte ihnen allen einen schönen Tag und ging. Einen kurzen Blick hatte ich allerdings auf den Steintisch werfen können. Ein Tontopf stand darauf, daneben ein kleiner Brotlaib und ein Teller mit in Öl getunktem Salzfisch. Das hatte nicht gerade appetitlich ausgesehen, noch nicht einmal für jemanden, der so hungrig war wie ich, und so konnte ich dem Schwarzen Mann wohl auch keinen Vorwurf daraus machen, dass er es nicht angerührt hatte. Dass die Outislander ob seiner Weigerung jedoch so verzweifelt waren, fand ich interessant. Ihren Worten nach zu urteilen, hatten sie damit gerechnet, dass irgendein Inselbewohner sich die Speisen heimlich nehmen würde. Dass er das nicht getan hatte, bereitete ihnen Sorgen. Das hier waren kampferfahrene Krieger, ausgewählt vom Hetgurd. Die meisten Krieger, die ich kannte, waren äußerst pragmatisch, was Religion und Aberglauben betraf. Der ein oder andere mochte sich ja Salz über die Schulter werfen, doch nur wenige kümmerte es, in welche Richtung der Wind es trieb. Diese Männer hatten offensichtlich erwartet, dass der Schwarze Mann ihr Opfer annehmen und ihnen dadurch zu verstehen geben würde, dass sie sich hier aufhalten durften. Dass hatte er jedoch offensichtlich nicht getan, und nun fragte ich mich, wie sehr das ihre Haltung unserer Queste gegenüber beeinflussen würde.
    Während ich zu meinem Zelt zurückging, kam ich zu dem Schluss, dass in der Vergangenheit irgendwer oder irgendwas diese Opfer akzeptiert haben musste. Lebte tatsächlich jemand auf der Insel, oder hatte sich irgendeine Kreatur wie zum Beispiel die Raubratte, mit der Flink sich hatte anfreunden wollte, die Opfer geschnappt?
    Ich fand Dick wach. Er schien mir heute ein wenig freundlicher gesonnen zu sein und akzeptierte meine Hilfe beim Anziehen. Dabei bekam er einen Hustenanfall, sodass sein Kopf rot anlief und er nach Luft schnappte. Das beunruhigte mich mehr, als ich nach außen hin zeigte. Anhaltender Husten konnte sogar kräftige Krieger niederstrecken, und Dick war alles andere als kräftig. Er kämpfte schon viel zu lange mit seiner Krankheit, und nun musste er in einem feuchten, kalten Zelt leben. Ihm gegenüber erwähnte ich jedoch nichts von meinen Sorgen, während wir zum Feuer gingen, um uns dort Brei und Tee zu teilen.
    Sieber und die anderen Gardisten legten einen bitteren Humor an den Tag, wie er typisch für Männer ist, die einer schwierigen und unangenehmen Aufgabe gegenüber stehen. Sie erzählten sich raue Scherze, beschwerten sich über das Essen und machten abschätzige Bemerkungen über die > Kindermädchen< des Hetgurd. Langschopf saß ein Stück von uns entfernt, und nachdem alle gegessen hatten, fand er Aufgaben für jeden von uns. Was mich betraf, so hatte er akzeptiert, dass mein Dienst an der Krone im Aufpassen auf Dick bestand, und so trug er mir nichts anderes auf. Also nahm ich den kleinen Mann auf einen Spaziergang mit. Er sagte nichts zu dem Steinbruch oder dem eisigen Bach und machte keinerlei Bemerkung zu dem blauen Gletscher über uns. Doch als ich ihn am Strand entlang und an dem nun unter den Wellen verborgenen Drachen vorbeiführte, schüttelte er den Kopf und erklärte ernst: »Das ist kein guter Ort.« Er schaute sich vorsichtig um und fügte dann hinzu: »Hier sind schlimme Dinge passiert, und es fühlt sich an, als wäre es noch nicht vorbei.«
    Gerne hätte ich an diesem Punkt nachgehakt, doch Dick hob die fleischige Hand und deutete auf die Schiffe. »Da kommen sie!«, rief er, und er hatte Recht. Die kleinen Boote hielten vollbesetzt aufs Ufer zu. Wir blieben stehen und beobachteten sie näher kommen. Peottre, Blutklinge und die Narcheska fuhren im ersten, Chade, der Prinz, Gentil, die Katze und Web im zweiten, und der Narr, Flink und Kräusel im letzten. Kräusel schien bester Laune zu sein. Gestenreich erklärte er etwas, während Flink grinste und sich offensichtlich amüsierte. Ich stieß einen leisen Seufzer aus und lächelte dann vor mich hin. So schnell hatte mein Narr sie mit seinem Charme für sich eingenommen. Ich wünschte nur, er wäre nicht gekommen; ich fürchtete seine Prophezeiungen, was ihn selbst betraf. Gleichzeitig konnte ich jedoch nicht leugnen, dass ich in gewissem Sinne auch froh war, ihn hier zu sehen. Ich hatte ihn vermisst.
    Als die Boote das Ufer erreichten,

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