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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Funktion nicht vollständig entschlüsseln können. Dann wieder finden sie Dinge, wie wir sie auch heute machen, nur von anderer Qualität.«
    »Dinge wie diesen Pfeil?« Flink hielt den grauen Pfeil hoch. »Du hast gesagt, er stamme aus der Regenwildnis. Ich habe allerdings noch nie solches Holz gesehen.«
    Kurz blickte der Narr in meine Richtung, wandte sich dann aber wieder ab. »Das ist Zaubererholz, eine sehr seltene Holzart - noch seltener sogar als der Stoff, aus dem dieses Zelt besteht -, die feiner und zugleich stärker als Seide ist. Ich kann die ganze Plane in meiner Hand zusammenknüllen, und wenn ich sie wieder entfalte, ist sie so stabil, dass sie die Wärme drinnen und den Wind draußen hält.«
    Flink strich fasziniert mit dem Finger über die Wand. »Es ist nett hier drin. Wärmer, als ich es je in einem Zelt für möglich gehalten hätte. Und mir gefallen die Drachen an den Wänden.«
    »Mir auch«, sagte der Narr. Er legte sich wieder auf seine Pritsche und starrte ins Feuer. Die winzigen Flammen spiegelten sich in seinen Augen. Ich lehnte mich zurück, aus dem Licht heraus, und musterte ihn. Da waren Flächen und Winkel in seinem Gesicht, die in unserer Kindheit noch nicht da gewesen waren. Sein Haar wiederum schien durch die Farbe an Substanz gewonnen zu haben, und es flutete nicht länger wild um sein Gesicht herum, wenn er es - wie jetzt - offen trug. Es war glatt wie eine Pferdemähne, doch feiner, und es reichte ihm bis auf die Schultern. »Die Drachen sind der Grund, warum ich hier bin.«
    Für den Bruchteil eines Augenblicks zuckte sein Blick zu mir. Ich verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte mich tiefer in die Schatten.
    »Es gibt Drachen in der Regenwildnis«, fuhr er an Flink gewandt fort, »doch nur einer von ihnen ist gesund und kräftig. Ihr Name ist Tintaglia.«
    Der Junge rückte näher an ihn heran. »Dann haben die Bingtown-Händler also die Wahrheit gesagt. Sie haben einen Drachen.«
    Der Narr neigte den Kopf zur Seite, als dächte er über die Antwort nach. Wieder erschien dieser Hauch eines Lächelns in seinem Gesicht. Dann schüttelte er den Kopf. »Das stimmt so nicht ganz. Ich würde eher sagen: Es gibt einen Drachen in der Regenwildnis, und Bingtown liegt in dem Gebiet, dass Tintaglia für sich beansprucht. Sie ist eine prachtvolle Kreatur, blau wie guter Stahl und silbern wie ein schimmernder Ring.«
    »Habt Ihr sie mit eigenen Augen gesehen?«
    »Ja, das habe ich in der Tat.« Der Narr lächelte ob des Staunens des Jungen. »Und ich habe auch mit ihr gesprochen.«
    Flink hielt die Luft an. Meine Gegenwart schien er vollkommen vergessen zu haben. Doch ich fragte mich, zum wem von uns der Narr sprach, als er sagte: »Dieses Zelt ist eines der Geschenke, die mir die Bingtown-Händler auf ihren Wunsch hin gemacht haben.«
    »Warum hat sie sie gebeten, Euch Geschenke zu geben ? «
    »Sie hat ihnen gesagt, sie sollten mir Geschenke geben, weil sie weiß, dass ich ihr unbeirrbar dienen werde - denn wir haben uns schon zu anderer Zeit und in anderer Gestalt gekannt.«
    »Was meint Ihr damit?« Der Junge hegte den Verdacht, dass der Narr sich über ihn lustig machte. Ich wiederum fürchtete, dass er es todernst meinte.
    »Ich bin nicht der Erste meiner Art, der mit Drachen zu tun hat, und sie verfügt ihrerseits über alle Erinnerungen ihrer Rasse. Sie fließen durch ihren Geist wie leuchtende Perlen an einer Schnur. Sie gehen immer weiter zurück - zurück zu der Schlange, die sie einst gewesen ist, zu dem Ei und zu dem Drachen, der dieses Ei gelegt hat, zu dessen Ei und dessen Vorfahren und wieder zum Ei...«
    »Genug!« Der Junge lachte atemlos. Die Zunge des Narren jonglierte mit den Worten wie mit Stecknadeln.
    »Zurück zu der Zeit, da sie jemanden wie mich gekannt hat. Und hätte ich das Gedächtnis eines Drachen, würde ich vielleicht zu ihr sagen können: >Ah, ja, ich erinnere mich, und genau so ist es gewesen. Wie schön, dich wiederzusehen^ Aber ich habe nicht das Gedächtnis eines Drachen. Deshalb muss ich mich mit ihrem Wort zufrieden geben, dass sie keinen Vertrauenswürdigeren finden kann als mich.«
    Seine Stimme hatte den kunstvollen Rhythmus eines Geschichtenerzählers angenommen. Der Junge war wie verzaubert. »Und zu welchem Zweck sollt Ihr dem Drachen dienen?«, fragte Flink erwartungsvoll.
    »Ah! « Der Narr wischte sich das Haar aus dem Gesicht streckte sich und deutete dann plötzlich mit seinem langen Finger auf mich. »Er weiß es, denn er hat

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