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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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kämpfen. Zweimal warf Gentil sich gegen den Griff des Narren, und zweimal stöhnte er vor Schmerz. Nachdem er sich so die Worte des Narren selbst bewiesen hatte, blieb er liegen. Aber er war alles andere als ruhig. Er keuchte und fluchte und schrie dann: »Es war alles deine Schuld! Du kannst es nicht leugnen. Du hast alles ruiniert,
alles
! Und jetzt ist meine Mutter tot, und ich habe gar nichts mehr. Nichts. Sydel lebt in Schande, und ich kann nicht zu ihr gehen und sie um ihre Hand bitten, denn ich habe nichts mehr, und ihr Vater gibt meiner Familie die Schuld am Fall seiner Tochter. Er lässt sie mich nicht sehen. Wärest du nicht gekommen, wäre nichts davon geschehen. Ich hätte nach wie vor mein Leben.«
    »Und der Prinz wäre tot. Oder Schlimmeres.« Ohne es zu bemerken, war ich näher an die Kämpfenden herangerückt. Ich fragte mich, ob irgendjemand sonst den leisen Kommentar des Narren gehört hatte.
    Mit dem Stöhnen des Besiegten ließ Gentil sein Gesicht in den Schnee fallen und rührte sich nicht mehr. Der Narr verlangte nicht von ihm, seine Kapitulation auszusprechen. Stattdessen ließ er den Jungen los und stand auf. Ich verzog das Gesicht ob der Schmerzen, die er empfinden musste.
    Der Narr schnappte nach Luft und sagte: »Ich war es nicht. Ich habe deine Mutter weder getötet, noch Schande über sie gebracht. Das waren die Gescheckten. Gib ihnen die Schuld dafür, nicht mir. Und sprich nicht von Schande bei einem jungen Mädchen, das nichts weiter getan hat, als mit einem Fremden zu flirten. Vergib ihr ... und dir selbst. Ihr wart gefangen und seid benutzt worden. Ihr beide.«
    Die einfühlsamen Worte des Narren trafen Gentil ins Herz, und sein Schmerz floss in die Nacht. Alte Macht und Gabe, ich fühlte es - es war, als würde ein heißes, fauliges Gift aus ihm hinausströmen. Als der Narr sich erneut von ihm abwandte, sprang ihm der junge Mann nicht noch einmal hinterher; stattdessen rollte er sich im Schnee zusammen und schluchzte vor Leid. Seine Katze stieß ein leises, verzweifeltes Schnurren aus, und als Web sie freigab, eilte sie an Gentils Seite. Der Narr hielt sich von beiden r ern. Keuchend wischte er sich mit dem Ärmel übers Gesicht und schüttelte dann den Kopf, als er das Blut auf dem schneeweißen Stoff sah. Er beugte sich vor, die Hände auf den Knien und rang nach Luft.
    Schließlich sprach der Prinz: »So soll diese Angelegenheit hier und jetzt beendet sein. Wir sind eine kleine Gruppe, und wir können uns keinen Streit leisten. Gentil, du hast deine Herausforderung ausgesprochen, und dies muss dir als Satisfaktion genügen. Fürst Leuenfarb, Ihr seid hier, weil ich es toleriere. Ihr habt offen geschworen, Euch meiner Queste zu widersetzen. Ich akzeptiere das, genau wie ich die Beobachter des Hetgurd akzeptiere. Aber solltet Ihr deswegen irgendeinen Groll gegen Gentil hegen, ist meine Toleranz zuende. Dann werden wir Euch aus unserer Gruppe verbannen und alleine weiterziehen.«
    Die letzten Worte empfand ich als Drohung. Ich ging zum Narren und wartete darauf, dass er wieder zu Atem kam. Web war zu Gentil gegangen und hockte nun neben ihm im Schnee. Gentil lag noch immer dort und umarmte seine Katze wie ein Kind seine Puppe. Web redete leise auf ihn ein. Ich konnte die Worte nicht verstehen. Flink stand hin- und hergerissen einfach nur da und blickte von einem Kombattanten zum anderen. Ich ergriff den Arm des Narren und führte ihn zu seinem Zelt. Nun, da alles vorbei war, wirkte er fast benommen. »Folge deinem Prinzen, Sohn«, sagte ich zu Flink, als ich an ihm vorüberkam. »Es ist vorbei. Wir werden später reden.«
    Flink nickte und starrte uns hinterher. Der Narr wankte ein wenig, und ich verstärkte meinen Griff. Hinter mir hörte ich Langschopf die Wachen tadeln, weil sie sich von ihrer Pflicht hatten ablenken lassen. Langsam gingen alle wieder zu Bett.
    Ich legte den Narren in sein Zelt und ging mit seinem Taschentuch wieder hinaus, um etwas Schnee für ihn zu sammeln. Als ich zurückkehrte, gab er etwas Öl in die Feuerpfanne, und die neu aufflackernden Flammen ließen Schatten über die bunten Wände tanzen. Dann stellte der Narr einen winzigen Kessel auf das Feuer, setzte sich wieder auf seine Pritsche und drückte sich die blutige Nase zu. Die Blutung hatte fast schon aufgehört, doch dort, wo Gentils Faust getroffen hatte, zeigten sich die ersten dunklen Flecken. Vorsichtig legte der Narr sich zurück, als wäre seine gesamte linke Körperhälfte wund.
    »Versuch

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