Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet
hätte. Schließlich erinnerte ich mich an Burrichs Weisheit:
Gib ihm eine Aufgabe.
»Folge dem Prinzen, und bleib bei ihm. Ich hake es für das beste, wenn du heute Nacht in seinem Zelt schläfst, denn du hast gute Ohren, und auch die Alte Macht wird dich rechtzeitig warnen, sollte sich jemand dem Zelt nähern. Jetzt geh. Rasch.«
Kurz schaute er mich offenen Mundes an. Dann leuchtete echte Dankbarkeit in seinen Augen auf, und ohne Ablehnung oder Zurückhaltung in seiner Stimme sagte er: »Ihr wisst, dass ich meinem Prinzen treu ergeben bin.«
»Ja, das weiß ich«, bestätigte ich ihm. Ich fragte mich, ob Burrichs Gesicht ebenso gestrahlt hatte, als Chivalric ihm verkündet hatte, dass er von nun an ihm gehöre. Plötzlich kam mir der Gedanke, dass er zu billig gewesen war, dieser Sohn von Burrich. Sollte er auch nur halb so mutig und treu sein wie sein Vater, dann hielt Pflichtgetreu ein wahres Juwel in Händen. Als Flink ins Lager zurückrannte, drehte ich mich bei dem Geräusch von Schritten hinter mir um. Web kam auf mich zu, Gentil nur zwei Schritte hinter ihm. Als hätte er meine Gedanken gelesen, bemerkte Web: »Der Junge wird zu einem guten Mann heranwachsen.«
»Falls man es ihm gestattet und ihn nicht mit unnatürlichem Appetit infiziert«, fügte Gentil hinzu. Er trat in den Kreis, und noch nie hatte ich einen Mann gesehen, der so zum Kampf bereit war. Seine Katze stand wie ein Schneegeist hinter ihm. Ich wollte das nicht. Ich wollte die Anschuldigungen nicht, und mit Sicherheit wollte ich nicht den Kampf. Ich sah jedoch keine Möglichkeit, auch nur eines von beiden zu vermeiden. Der Narr sprach, bevor ich es konnte.
»Rein aus Starrsinn hältst du an diesem Missverständnis fest«, sagte er ruhig, »doch wenn ich es dir noch einmal sagen muss, dann werde ich das tun. Ich bin keine Gefahr für den Jungen. Was zwischen uns im Haus deiner Mutter geschehen ist, war ein Täuschungsmanöver, um meinen raschen Aufbruch erklären zu können. Du bist kein Dummkopf. Du hast gesehen, dass Tom Dachsenbless und ich dem Prinzen auf Arten dienen, die niemand dir je wirklich erklärt hat. Und das wird auch niemand tun. Mehr wirst du nicht aus mir herausbekommen; nur eines will ich dir noch offen sagen: Ich fühle mich in keinster Weise körperlich zu dem Jungen hingezogen, und ich beabsichtige nicht, mich an seinem Fleisch zu vergreifen. Das Gleiche gilt im Übrigen in Bezug auf dich.«
Das hätte Gentil beruhigen sollen, wäre das seine wahre Sorge gewesen; aber natürlich war es das nicht. Ich sah das an der Art, wie seine Katze die Ohren anlegte. Gentil sprach mit leiser Stimme. »Und sie, die mit mir verlobt war, Sydel? Willst du etwa behaupten, du hättest dich auch von ihr nicht körperlich angezogen gefühlt und ihr Fleisch begehrt, als du Misstrauen zwischen uns gesät hast?«
Die Stille und die Kälte, die uns in diesem Augenblick umhüllten, stammten nicht nur vom Gletscher. Selten hatte ich den Narren seine Worte so sorgfältig abwägen sehen. Ich bemerkte, dass Kräusel an den Rand unseres Kreises getreten war, um unsere Worte zu bezeugen; und jene, die sich auf dem Weg zu ihren Zelten befanden, waren ebenfalls stehen geblieben, um sich dieses Schauspiel anzusehen. Ich fragte mich, was der Barde wohl aus dem machte, was er gerade gehört hatte, geschweige denn aus dem, was der Narr als Nächstes sagen würde. »Sydel war ein liebliches Kind, als ich sie zum letzten Mal gesehen habe«, erwiderte der Narr ruhig. »Und wie ein Kind hat sie ihrer Fantasie freien Lauf gelassen. Ich habe meinen Vorteil aus ihrem Interesse an mir gezogen - das gebe ich zu -, und ich habe dir auch schon gesagt warum; aber ich habe nicht das Vertrauen zwischen euch zerstört. Nur ihr beiden konntet das, und das habt ihr auch getan. Es ist nun einige Zeit vergangen, und wenn du zurückschaust, wirst du sehen, dass das Vertrauen, welches sie dir entgegengebracht hat, genau das war: das Vertrauen eines Kindes, nicht die Liebe einer jungen Frau. Ich möchte wetten, dass sie außer dir kaum andere junge Männer gekannt hat. Sie hat dich nicht wirklich auserwählt, Gentil. Du warst schlicht da, und ihre Eltern haben der Verbindung zugestimmt. Und als ich gekommen bin, und sie geglaubt hat, es gebe da eine andere Wahl...«
»Versuch nicht, mir die Schuld an allem zu geben!« Gentils Stimme war ein leises Knurren, das seine Katze echote. »Du hast sie verführt und sie mir gestohlen. Und dann hast du sie weggeworfen und mit ihrer
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