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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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dagegen entscheiden könnte. Und meine Ängste waren wohlbegründet. Gentil hockte rittlings auf dem Narren. Der Klang der Schläge des jungen Mannes, die auf Brust, Schulter und Kiefer des Narren niedergingen, ließ mich unwillkürlich zusammenzucken.
    Mach dem ein Ende!,
flehte ich den Prinzen an.
Befiehl ihnen aufzuhören!
    Lass sie die Sache beenden, dann ist es endlich vorbei,
schlug Chade vor. Und ich vermutete, dass er den Narren wohl aus anderen Gründen vor den inzwischen versammelten Männern besiegt sehen wollte.
    Dann werde ich dem ein Ende machen!
Doch als ich vortrat, sah ich, dass der Kampf eine neue Wendung genommen hatte. Der Narr hatte sich so lange unter Gentil gewunden, bis er sich mit der Hüfte unter dem jungen Mann befand. Er packte eines von Gentils Beinen mit der Kniebeuge. Dann warf der Narr ihn mit irgendeinem Trick herunter und tauschte die Position mit ihm. Ich war entsetzt und wartete darauf, dass der Narr Rache nahm.
    Das tat er jedoch nicht. Er packte Gentils wild um sich schlagende Arme und hielt sie scheinbar ohne Mühe fest. Dunkelrotes Blut floss aus der Nase des Narren und tropfte auf Gentil, der sich mit wilder Energie zu befreien versuchte. Der Narr verstärkte seinen Griff jedoch nur, und ich sah, wie widerwillig er auf einen von Gentils Ellbogen drückte, bis der junge Mann vor Schmerz stöhnte. Neben uns knurrte die Katze voller Wut. Webs Hand ruhte locker auf ihrem Rücken; dennoch war das Tier wie von Ketten gefesselt.
    Der Narr hielt den jungen Mann weiter am Boden fest. Ich fühlte Gentils wilde Wut darüber, dass den hageren Mann das noch nicht einmal Mühe zu kosten schien. Wenn man von jemandem in seiner Männlichkeit beleidigt worden ist, erwartet man nicht, von diesem Jemand auch noch so leicht besiegt zu werden. »Es ist getan.« Der Narr sprach mit fester Stimme und nicht nur zu Gentil, sondern zu uns allen. »Es ist vorbei. Ich werde das nie wieder mit dir diskutieren.«
    Plötzlich erschlaffte Gentil. Der Narr hielt ihn noch einen Augenblick lang fest; dann stieß er sich von seinem Gegner ab, taumelte einen Schritt zurück und straffte die Schultern. Als er sich anschickte wegzugehen, rollte Gentil herum und stürzte sich erneut auf ihn. Ich sprang im selben Moment vor, als der Narr, ohne sich umzudrehen, einen Schritt zur Seite trat. Gentil und ich stießen zusammen; der Junge gaffte zu mir hinauf, und ich starrte auf ihn hinunter. Er stolperte einen Schritt zurück, wirbelte dann herum und zischte in Richtung des Narren: »Du behauptest, er wäre nicht dein Liebhaber, und doch bietet er sich an, deine Kämpfe für dich auszufechten.«
    Wie ein Schiff unter vollen Segeln glitt der Narr voller Angriffslust durch die verschneite Nacht und auf den Jungen zu. In teilnahmslosem Tonfall sagte er: »Er ist nicht mein Liebhaber. Er ist weit mehr als das für mich, weit wertvoller. Ich bin der Weiße Prophet, und er ist mein Katalyst, und wir sind hierher gekommen, um den Lauf der Zeit zu ändern. Ich bin hier, um dafür zu sorgen, dass Eisfeuer lebt.«
    Peottre hatte sich an den Rand des Kreises geschlichen. Im Zwielicht sah ich ihn schaudern, als wäre er von einem Pfeil getroffen worden. Die Hetgurdmänner, die einfach nur einen Kampf hatten sehen wollen, begannen aufgeregt miteinander zu flüstern. Doch ich hatte keine Zeit, sie zu beobachten. Gentil richtete seine Aufmerksamkeit ganz auf den Narren gerichtet, als er knurrte: »Es ist mir egal, wie du dich selbst oder ihn nennst. Ich weiß, was du bist!«
    Er spie die letzten Worte förmlich und sprang. Doch diesmal stellte sich der Narr seinem Angriff entgegen. Gentil schlug wild nach ihm, doch der Narr wich seinen Schlägen aus und packte seinen Leib. Er stieß ihn nicht fort, sondern zog ihn zu sich, sodass sein eigener Schwung den Jungen mit dem Gesicht voran in den Schnee fallen ließ. Der Narr folgte ihm nach unten. Wieder nagelte er ihn fest, schlang einen Arm um den Hals des Jungen, schob den anderen in Gentils rechte Armbeuge und drehte ihn auf den Rücken. Gentil fluchte außer sich vor Wut und war den Tränen nahe, als der Narr ihn heiser warnte: »Wir können das so oft machen, wie du willst. Wehr dich, und du wirst dir selbst die Schulter auskugeln. Das kann ich dir versprechen. Lass mich wissen, wenn du dich wieder beruhigt hast, und bereit bist, damit aufzuhören.«
    Ich fürchtete, der Junge könnte dumm genug sein, sich selber wehzutun. Der Narr hielt ihn mit seinem Gewicht im Schnee und ließ ihn

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