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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Gindast würde das ernst nehmen, nicht wahr? Dem nach zu urteilen, was du gesagt hast, ist dein Meister im Augenblick nicht sehr zufrieden mit dir. Er könnte dich rauswerfen. Und vielleicht würde Hirschhorn auch seine eigene Tochter auf die Straße setzen. Was dann?«
    »Dann würde ich sie aufnehmen«, antwortete Harm grimmig. »Und ich würde für sie sorgen.«
    »Wie?«
    »Irgendwie. Ich weiß nicht wie, ich weiß nur, dass ich es tun würde!« Die Wut in seiner wilden Antwort war nicht gegen mich gerichtet, sondern gegen sich selbst, weil er nicht wusste, wie er diese Frage abschmettern sollte. Ich hielt es für angebracht, erst einmal zu schweigen. Ich konnte meinen Jungen ohnehin nicht von seinem Weg abbringen. Sollte ich es dennoch versuchen, würde er sich schlicht von mir abwenden und Svanja weiter umwerben.
    »Du triffst dich doch nicht offen mit ihr, oder?«, fragte ich nachdenklich, während wir uns dem Festsitzenden Schwein näherten.
    »Nein«, antwortete Harm. »Ich gehe einfach an ihrem Haus vorbei. Sie hält nach mir Ausschau, doch wir tun so, als würden wir uns nicht bemerken. Sieht sie mich, denkt sie sich irgendeine Entschuldigung aus und schlüpft hinaus, um sich später mit mir zu treffen.«
    »Im Festsitzenden Schwein?«
    »Nein, natürlich nicht. Wir haben einen Ort gefunden, wo wir allein sein können.«
    Und so kam ich mir als Teil dieses Täuschungsmanövers vor, als ich mit Harm an Svanjas Haus vorüber ging. Bis dahin hatte ich gar nicht gewusst, wo sie wohnte. Als wir nun jedoch das Haus passierten, saß Svanja mit einem kleinen Jungen auf der Treppe vor der Tür. Ich wusste gar nicht, dass sie Geschwister hatte. Sie stand sofort auf und ging mit dem Kind hinein, als wolle sie ihrer Abneigung gegen Harm und mich zur Schau stellen. Wir gingen weiter zum Festsitzenden Schwein.
    Harm ging voraus, und ich folgte ihm. Der Wirt nickte uns brüsk zu. Ich war überrascht, dass er mich nicht sofort hinauswarf. Bei meinem letzten Besuch hier hatte ich mich mit Hirschhorn geprügelt, und die Stadtwache musste gerufen werden; aber vielleicht war das in diesem Lokal nicht einmal ungewöhnlich. Der Art nach zu urteilen, auf welche der Schankbursche Harm begrüßte, war mein Sohn inzwischen Stammgast in diesem Haus. Er ging geradewegs zu einem Ecktisch, als würde er dort immer sitzen. Ich legte eine Münze auf den Tisch, und kurz darauf bekamen wir zwei Krüge Bier und zwei Teller mit einer undefinierbaren Fischsuppe. Das Brot dazu war hart. Harm schien das nicht zu bemerken. Beim Essen sprachen wir nur wenig; ich fühlte jedoch, wie Harm die Zeit nachhielt, als wolle er abschätzen, wie lange es noch dauern würde, bis Svanja sich eine Entschuldigung ausgedacht hatte und hinausschlüpfen konnte.
    »Ich habe mir überlegt, Gindast vielleicht etwas Geld zu geben, das er dann für dich verwahren kann, während ich weg bin. So hättest du immer was zur Verfügung.«
    Harm schüttelte den Kopf; er hatte den Mund voll. Dann, nachdem er den Bissen hinuntergeschluckt hatte, sagte er leise: »Das würde nicht funktionieren. Wenn er sich aus irgendeinem Grund über mich ärgert, würde er es schlicht zurückhalten.«
    »Und erwartest du, dass dein Meister sich über dich ärgert?«
    Harm schwieg zunächst. Dann sagte er: »Er glaubt, mich bevormunden zu müssen wie einen Zehnjährigen. Meine Abende sollten mir gehören, sodass ich tun und lassen kann, was ich will. Du hast für meine Lehre bezahlt, und tagsüber verrichte ich meine Arbeit. Das sollte alles sein, worum er sich sorgt. Aber nein, er will mich bei den anderen Lehrlingen sitzen sehen. Dann stopfen wir fröhlich gemeinsam Socken, bis uns die Frau des Meisters ankeift, wir würden Kerzen verschwenden und sollten ins Bett gehen. Ich brauche diese Art von Aufsicht nicht, und ich werde sie auch nicht tolerieren.«
    »Ich verstehe.« Ich kämpfte um eine Entscheidung. Harm war zu stolz, als dass er mich direkt um Geld gebeten hätte. Ich hätte mich weigern können, um meinem Missfallen Ausdruck zu verleihen. Sein Treiben gefiel mir ganz und gar nicht. Ich ahnte bereits, in welche Schwierigkeiten er sich bringen würde ... und sollten diese Schwierigkeiten während meiner Abwesenheit beginnen, würde er das Geld brauchen, um sich daraus zu befreien. Ich hatte das Gefängnis von Burgstadt gut genug kennen gelernt, und ich wollte nicht, dass mein Junge länger dort einsitzen musste, weil er das Bußgeld nicht bezahlen konnte. Doch andererseits: Wenn ich

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