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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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ihm Geld überlassen würde, würde ich ihm damit nicht den Strick an die Hand geben, sich selbst aufzuknüpfen? Würde er alles für Geschenke an seine Liebste verprassen, für Essen und Trinken in den Tavernen? Das lag durchaus im Bereich des Möglichen.
    Aber wie auch immer, schlussendlich lief es auf Folgendes hinaus: Vertraute ich diesem Jungen, den ich die letzten sieben Jahre über erzogen hatte? Er hatte schon viel von dem wieder verdrängt, was ich ihn gelehrt hatte; doch das Gleiche hätte wohl Burrich über mich gesagt, als ich in Harms Alter war. Gleiches galt für Chade, hätte er von meinen häufigen Ausflügen in die Stadt gewusst. Und doch saß ich hier als der Mann, zu dem nicht zuletzt sie mich gemacht hatten. »Dann werde ich dir das Geld einfach geben und darauf vertrauen, dass du weise damit umgehst«, sagte ich leise.
    Harms Gesicht hellte sich auf, und ich wusste, dass nicht die Münzen der Grund dafür waren, sondern das Vertrauen, das ich in ihn setzte. »Danke, Tom. Ich werde vorsichtig damit sein.«
    Danach aßen wir in angenehmerer Atmosphäre. Wir sprachen über meine bevorstehende Reise. Harm fragte mich, wie lange ich fort sein würde. Ich antwortete ihm, dass ich es nicht wisse. Harm fragte, ob die Reise gefährlich sei. Er hatte nur gehört, dass der Prinz hinausziehe, um einen Drachen zu Ehren der Narcheska zu erschlagen. Ich machte mich ein wenig über die Vorstellung lustig und erklärte, dass wir wohl kaum solch eine Bestie im Eis der Äußeren Inseln finden würden. Und wahrheitsgetreu erzählte ich ihm, dass ich erwarte, mich den größten Teil der Reise über zu langweilen und nicht in Gefahr zu schweben. Immerhin war ich nur ein kleiner Gardist, dem die Ehre zuteil geworden war, den Prinzen zu begleiten. Ohne Zweifel würde ich die meiste Zeit mit Warten darauf verbringen, dass mir irgendjemand sagte, was ich zu tun hätte. Darüber lachten wir gemeinsam, und ich hoffte, dass Harm verstanden hatte, worauf ich hinauswollte: nämlich dass Gehorsam einem Vorgesetzten -oder einem Lehrherrn - gegenüber nichts Kindisches war, sondern eine Pflicht, die jeder Mensch in seinem Leben erfüllen musste.
    Wir hielten uns nicht lange mit unserer Mahlzeit auf. Das Essen war es nicht wert, und ich fühlte, dass Harm dem Stelldichein mit Svanja entgegenfieberte. Wann immer ich daran dachte, verließ mich der Mut, doch ich wusste, dass ich ihn nicht davon würde abbringen können. Nachdem wir unsere Mahlzeit beendet hatten, schoben wir die fettigen Teller beiseite und verließen das Festsitzende Schwein. Kurze Zeit gingen wir s hweigend nebeneinander her und beobachteten, wie der Abend sich über Burgstadt senkte. Als ich noch ein Junge gewesen war, waren die Straßen zu dieser Stunde schon fast leer gewesen; doch Burgstadt war gewachsen und damit auch die zwielichtigen Geschäfte. An einer stark frequentierten Kreuzung schlenderten Frauen herum. Sie beäugten vorbeikommende Männer und plauderten sporadisch miteinander, während sie darauf warteten, dass sich ihnen jemand näherte. Dort blieb Harm stehen. »Ich muss jetzt gehen«, sagte er.
    Ich nickte und verkniff mir jeglichen Kommentar. Stattdessen holte ich die Börse aus meinem Wams, die ich vorbereitet hatte, und steckte sie ihm unauffällig zu. »Trage nicht alles auf einmal bei dir, es sei denn, du hältst es für erforderlich. Kennst du einen Ort, wo du es sicher verwahren kannst?«
    »Danke, Tom.« Harm nahm die Münzen mit ernster Miene entgegen und steckte sie in sein Hemd. »Den kenne ich - oder zumindest kennt Svanja einen. Ich werde sie das Geld für mich verwahren lassen.«
    Es bedurfte einiger Schauspielerei, um mir mein Missfallen in diesem Augenblick nicht anmerken zu lassen. Ich nickte, als hege ich keinerlei Zweifel daran, dass alles gut werden würde. Dann umarmte ich Harm. Wir trennten uns voneinander, nachdem er mich gebeten hatte, vorsichtig auf meiner Reise zu sein.
    Ich wollte noch nicht in die Burg zurückkehren. Von Webs Worten bis hin zu Harms Neuigkeiten war es ein äußerst beunruhigender Tag gewesen, und die Mahlzeit, die ich im Festsitzenden Schwein zu mir genommen hatte, hatte mich eher entsetzt als meinen Hunger gestillt. Ich ging davon aus, dass ich sie nicht lange bei mir behalten würde. Also ging ich in die entgegengesetzte Richtung wie Harm, damit er nicht glaubte, ich würde ihm folgen, und wanderte durch die Straßen von Burgstadt. Rastlosigkeit wetteiferte mit Einsamkeit. Ich kam an einer

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