Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet
Meister Gindast um einen Abend mit meinem Sohn zu bitten. Ich war sehr zufrieden mit Harms Fortschritten, seit er zu den anderen Lehrlingen gezogen war und sich ernsthaft seiner Ausbildung widmete. Meister Gindast zählte zu den besten Schreinern in ganz Burgstadt. Ich schätzte mich noch immer glücklich, dass er sich dazu bereit erklärt hatte, Harm als Lehrling aufzunehmen. Wenn der Junge sich dort bewährte, erwartete ihn überall in den Sechs Provinzen eine strahlende Zukunft, egal wo auch immer er sich niederlassen wollte.
Ich erreichte die Tischlerei just in dem Augenblick, da die Lehrlinge sich auf das Abendessen vorbereiteten. Meister Gindast war nicht da, doch einer der älteren Gesellen führte mich zu Harm. Die säuerliche Miene, mit der er dies tat, wunderte mich ein wenig - ich führte es auf persönliche Probleme des Mannes zurück. Harm wirkte allerdings nicht so erfreut, mich zu sehen, wie ich erwartet hatte. Es dauerte lange, bis er seinen Mantel geholt hatte, und als wir gingen, stapfte er schweigend neben mir her.
»Alles in Ordnung, Harm?«, fragte ich ihn schließlich.
»Ich denke schon«, antwortete er mit leiser Stimme, »aber du wirst mir zweifelsohne widersprechen. Ich habe Meister Gindast mein Wort gegeben, dass ich es wiedergutmachen werde. Es beleidigt mich, dass er es für notwendig erachtet hat, nach dir zu schicken, damit du mich ebenfalls tadeln kannst.«
»Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst«, sagte ich ihm und bemühte mich, meine Stimme so ruhig wie möglich zu halten, obwohl mir das Herz in die Hose rutschte. Es waren nur noch wenige Tage bis zu meiner Abreise; würde ich was immer geschehen sein mochte in dieser kurzen Zeit wieder richten können? Harm wusste noch nicht, dass ich den Prinzen auf seiner Queste begleiten würde. Besorgt und verwirrt platzte ich mit der Neuigkeit heraus: »Man hat mich unter den Gardisten ausgewählt. Ich werde dem Prinzen zu seiner Mission auf Äußeren Inseln folgen. Ich bin gekommen, um dir das zu sagen, und um einen Abend mit dir zu verbringen, bevor ich aufbreche.«
Harm stieß ein angewidertes Schnaufen aus. Ich ging weiter neben ihm her und wartete darauf, dass er etwas sagte. Auf den Straßen von Burgstadt war es heute verhältnismäßig ruhig. Zwar wurden die Tage immer länger, doch die Menschen standen auch früher auf, um das Tageslicht zum Arbeiten zu nutzen, und so lagen viele bereits wieder im Bett, wenn es noch immer hell war. Als Harm weiter schwieg, sagte ich schließlich: »Der >Hund und Pfeife< liegt auf dem Weg. Ein guter Ort mit gutem Essen und gutem Bier. Sollen wir hingehen?«
Harm blickte mir nicht in die Augen, als er antwortete: »Ich würde lieber ins >Festsitzende Schwein< gehen, wenn es dir nichts ausmacht.«
»Tut es aber«, erwiderte ich in entschlossen freundlichem Tonfall. »>Das Festsitzende Schwein< liegt zu nahe bei Jinnas Haus, und du weißt, dass sie an manchen Abenden dorthin geht. Und du weißt auch, dass sich unsere Wege getrennt haben. Ich würde ihr heute Abend lieber nicht begegnen, wenn ich es irgendwie vermeiden kann.« Außerdem versammelten sich im Festsitzenden Schwein die Zwiehaften, wie ich vor kurzem herausgefunden hatte, obwohl niemand das offen aussprach. Allerdings war das mit ein Grund für den schlechten Ruf der Taverne; den Rest seiner Reputation verdankte das Festsitzende Schwein der Tatsache, dass es tatsächlich ein ausgesprochen schmutziges Haus war.
»Liegt deine Weigerung nicht vielmehr daran, dass du weißt, dass Svanja in der Nähe wohnt?«, fragte Harm mich offen heraus.
Ich unterdrückte ein Seufzen und schlug den Weg zum Festsitzenden Schwein ein. »Ich dachte, sie hätte dich für ihren Seemann mit den hübschen Geschenken abserviert.«
Harm zuckte unwillkürlich zusammen, hielt seine Stimme aber ruhig, als er erwiderte: »Den Eindruck hatte ich auch; aber als Reften wieder auf See war, hatte sie die Gelegenheit, mich aufzusuchen und mir die Wahrheit zu erzählen. Ihre Eltern haben diese Verbindung arrangiert. Dieses Arrangement ist auch der Grund, warum sie mich nicht mögen.«
»Dann haben sie geglaubt, du wüsstest, dass sie versprochen war und hättest dich trotzdem mit ihr getroffen?«
»Das nehme ich an.« Wieder dieser neutrale Tonfall.
»Eine Schande, dass sie nie daran gedacht hat, ihren Eltern zu erzählen, dass sie dich betrügt ... oder dir von diesem Reften zu berichten.«
»So war das nicht, Tom.« Ein wütender Unterton schlich sich in seine
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