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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Platz aussuchte. Er machte ein unsicheres Gesicht. Langsam bewegte er sich mit ausgestreckten Händen, als versuche er, eine Wärme zu erfühlen, die es nicht gab. Nach und nach bewegte er sich von den anderen fort, bis er gut fünfzehn Schritt von Web entfernt zum Stehen kam. Noch immer verunsichert blickte der Barde auf der Suche nach Bestätigung zu Web. Der alte Mann nickte bedächtig. »Ja. Ich glaube, du hast Recht. Er ist riesig, weit größer als jede Kreatur, die ich je gesehen habe. Hier unter meinen Füßen fühle ich ihn am stärksten; aber ob nun sein Herz hier schlägt oder ob hier sein Kopf ruht, vermag ich nicht zu sagen. Vielleicht ist ja auch nur seine Schwanzspitze hier der Oberfläche am nächsten. Ihr anderen, markiert die Stelle, an der ihr steht, und kommt dann zu mir. Ich will wissen, ob ihr es auch so seht wie ich.«
    Kräusel zog einen Handschuh aus und ließ ihn in den Schnee fallen, während Gentil seinen Stab in den Schnee rammte. Dann machten sich beide vorsichtig auf den Weg zu Web zurück. Pflichtgetreu und ich tauschten einen kurzen Blick aus und gingen dann neugierig auf den Zwiehaften Meister zu. Dabei beobachtete ich Pflichtgetreus Gesicht, und ich glaube, er war sich des Gefühls nicht so sehr bewusst wie ich.
    Es kam und ging wie das Flackern einer heruntergebrannten Kerze. Selbst als ich an der Seite meines Prinzen neben Web stand, vermochte ich den Drachen mit der Alten Macht nur schemenhaft zu fühlen. Aber ich stimmte mit Web überein: Wenn ich ihn fühlte, dann war seine Präsenz hier besonders stark.
    Web und die anderen Mitglieder der Zwiehaften Kordiale hatten den Blick gesenkt, als könnten sie durch den Schnee sehen. Dann hoben sie einer nach dem anderen den Kopf. Pflichtgetreu wartete, bis Web ihm in die Augen schaute. Ich weiß nicht, was bei diesem Blick zwischen den beiden vorging -vielleicht schätzten sie einander ab -; doch als Web langsam nickte, senkte Pflichtgetreu kurz den Kopf zur Bestätigung. Dann drehte Pflichtgetreu sich zu Chade um.
    »Hier werden wir anfangen zu graben«, sagte er.

Meine Königin, Ihr wisst, dass ich Euch treu ergeben bin. Ich stelle die Weisheit Eures Urteils nicht in Frage; aber ich bitte Euch, diese Weisheit mit der Überlegung abzuwägen, dass wir durch das, was wir erlitten haben, vielleicht die Grenzen zwischen Gerechtigkeit und Rache überschritten haben könnten. Ich kann Euch versichern, dass die Berichte über ein >Massaker der Geschecktem eine hoffnungslose Übertreibung darstellen. Wenn wir vom Alten Blut uns geirrt haben sollten, dann nur darin, dass wir zu lange damit gewartet haben, Handlungen einzuleiten, welche die Renegaten unter uns davon überzeugen werden, dass wir ihr Vorgehen gegen das eigene Volk nicht länger zu tolerieren gedenken. In gewissem Sinne ist das eine Art Hausputz, und der Dreck, den wir aus unserem Blut entfernen müssen, beschämt uns. Wir bitten Euch: Wendet den Blick ab, während wir jene aus unserer Blutlinie entfernen, die uns erniedrigen.
    Nicht unterzeichneter Brief in Folge des Blutbads von Grimston

    Langschopf schickte Sieber und Hest zum Lager hinunter, um zusätzliche Schaufeln, Hacken und Brecheisen zu holen.
    Während sie fort waren, fragte Langschopf den Prinzen in ernstem Tonfall: »Wie groß soll das Loch sein, Hoheit?« Pflichtgetreu und Chade zeichneten die Umrisse in den Schnee und markierten damit ein Gebiet, groß genug, dass vier Mann sich beim Arbeiten nicht in die Quere kommen würden. Sieber, Hest und ich übernahmen das Graben, und zu meiner Überraschung schloss sich uns Langschopf an. Ich nehme an, er erachtete es als notwendig, bei sp einem kleinen Trupp selber Hand mit anzulegen. Die Gardisten arbeiteten entschlossen, aber auch mit sichtlichem Unbehagen. Sie waren Kämpfer, keine Bauern, und obwohl sie Erfahrung mit Schanzarbeiten hatten, so hatten sie doch noch nie auf einem Gletscher gearbeitet.
    In Eis zu graben, ist nicht mit dem Graben in normalem Boden zu vergleichen. Erde besteht aus winzigen Teilchen, und diese Teilchen geben dem Blatt einer Schaufel nach. Eis verbindet sich zu einem festen Ganzen. Das Lästigste war jedoch die oberste Schicht aus Schnee; es war, als würden
wir
Mehl schaufeln. Zwar wog der Schnee nicht viel, doch war schwer festzulegen, wo er landete. Die nächste Schicht war nicht so schlimm. Nachdem wir durch die Eiskruste gebrochen waren, arbeiteten wir uns durch alten, dicht gepackten Schnee. Aber je tiefer wir kamen, desto schwieriger

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