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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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viel Zeit«, sagte ich. »Flink erwartet mich bald im Königinnengarten. Äh,... soll ich uns etwas Tee aufschütten?«
    »Ja, bitte. Wenn du Zeit dafür hast, heißt das. Ich möchte mich dir nicht aufdrängen. Ich weiß, dass wir alle in den letzten Tagen vor der Abreise noch viel zu tun haben.« Dann hielt er unvermittelt inne, starrte mich an, und das Lächeln verschwand aus seinem Gesicht. »Nun sieh dir einmal an, wie seltsam wir uns verhalten. So höflich und vorsichtig, um den anderen nicht zu beleidigen.« Er atmete tief durch und sagte dann ungewohnt direkt: »Nachdem ich eine Nachricht geschickt und keine Antwort erhalten hatte, habe ich mir Sorgen gemacht. Ich weiß, dass wir in letzter Zeit einige Differenzen hatten. Eigentlich dachte ich, wir hätten sie bereinigt, doch dann kamen mir Zweifel. Heute Morgen habe ich dann beschlossen, mich diesen Zweifeln zu stellen. Deshalb bin ich hier. Wolltest du mich sehen, Fitz? Und warum hast du meine Nachricht nicht beantwortet?«
    Der plötzliche Umschwung im Tonfall des Narren brachte mich noch mehr aus dem Gleichgewicht. »Ich habe deine Nachricht nicht bekommen. Vielleicht hat Chade sie missverstanden oder vergessen; er ist im Moment sehr beschäftigt.«
    »Und die Nacht davor, als du dich unter meinem Fenster versteckt hast?« Der Narr ging zum Feuer, goss frisches Wasser aus dem Eimer in den Kessel und schob ihn über die Flammen. Als er sich niederkniete, um Holz nachzulegen und das Feuer zu schüren, war ich dankbar, ihm nicht in die Augen blicken zu müssen.
    »Ich bin nur ein wenig durch Burgstadt gewandert und habe an meinen eigenen Problemen geknabbert«, erklärte ich. »Eigentlich hatte ich gar nicht geplant, dich zu sehen. Meine Füße haben mich schlicht in diese Richtung getragen.«
    Ich klang seltsam und dumm, doch der Narr nickte nur. Dieses Gespräch war uns beiden unangenehm, und unsere Schuldgefühlte standen wie eine Mauer zwischen uns. Ich hatte mein Bestes getan, um unseren Streit zu beenden, doch das tiefe Zerwürfnis war uns beiden noch zu gut in Erinnerung. Glaubte der Narr, dass ich seinem Blick auswich, um meine Wut zu verbergen? Oder vermutete er, dass ich eine Schuld vor ihm verbarg?
    »Welche Probleme bedrücken dich?«, fragte er ruhig, als er aufstand und sich die Hände abklopfte. Ich war froh, zu der Unterhaltung eine andere Wendung geben zu können. Harms Eskapaden schienen mir das unverfänglichste Thema zu sein.
    Und so vertraute ich dem Narren die Sorgen an, die ich mir um meinen Sohn machte. Und bei dieser Erzählung stellte sich bald wieder die alte Vertrautheit zwischen uns ein. Ich suchte ein paar Teekräuter für das blubbernde Wasser und röstete etwas Brot, das von gestern Abend übrig geblieben war. Der Narr hörte mir aufmerksam zu, während er die Karten und meine Notizen am Tischrand zusammenlegte. Als mir schließlich die Worte ausgingen, goss er dampfenden Tee in zwei Becher, die ich auf den Tisch gestellt hatte. Dieses Ritual erinnerte mich daran, wie gut wir beiden immer zusammengearbeitet hatten; doch irgendwie vergrößerte das meine Schuldgefühle noch, weil ich ihn auf so üble Art getäuscht hatte. Ich wollte ihn von Aslevjal fern halten, weil er glaubte, dass er dort sterben würde, und Chade half mir, weil er nicht wollte, das der Narr sich in die Queste des Prinzen einmischte. Doch so unterschiedlich unsere Motive auch sein mochten, das Ergebnis blieb das Gleiche: Am Tag unserer Abfahrt würde der Narr plötzlich herausfinden, dass er nicht zur Reisegesellschaft gehörte, und ich war dafür verantwortlich.
    Diese Gedanken kreisten in meinem Kopf und ließen mich verstummen, als wir uns an den Tisch setzten. Der Narr hob seinen Becher, nippte daran und sagte: »Es ist nicht deine Schuld, Fitz. Chade hat eine Entscheidung getroffen, und was du auch sagst oder tust, nichts wird jetzt noch etwas daran ändern.« Einen kurzen Augenblick lang glaubte ich, der Narr könne tatsächlich meine Gedanken lesen. Mir sträubten sich die Nackenhaare, weil er mich so gut kannte. Dann fügte er hinzu: »Manchmal bleibt einem Vater nichts anderes übrig, als daneben zu stehen, der Katastrophe zuzuschauen und anschließend die Reste zusammenzukehren.«
    Ich fand meine Stimme wieder und erwiderte: »Meine Sorge ist nur, dass ich nicht da sein werde, um die Katastrophe zu beobachten und die Reste zusammenzukehren. Was, wenn er in ernsthafte Schwierigkeiten geraten sollte und ihm dann niemand zu Seite steht?«
    Der Narr

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