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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Adept des Assassinen vertraut. Ich hatte nie daran gedacht, dass ich dieses Zimmer eines Tages zu meinem eigenen machen würde. Ich stand von Chades altem Bett auf und ließ die Wärme des Schlafs und die von Albträumen zerknüllten Decken zurück.
    Ich schlurfte zum Kamin und legte einen kleinen Holzscheit nach. Dann hing ich einen Topf mit Wasser an den Haken und schwang ihn über die niedrigen Flammen. Ich dachte darüber nach, mir eine Kanne Tee aufzusetzen, doch dafür war ich noch zu müde. Um mich wieder schlafen zu legen, war ich jedoch zu besorgt. Das Turmzimmer war ein elender Ort, einer, der mir immer vertrauter geworden war, je näher unser Abfahrtstag rückte. Ich zündete einen Wachsstock an den tanzenden Flammen an und steckte damit dann die Kerzen in dem Leuchter auf dem vernarbter , alten Arbeitstisch an. Der Stuhl fühlte sich kalt an, als ich mich mit einem Stöhnen darauf niederließ.
    Ich saß, nur in ein Nachthemd gekleidet, am Tisch und starrte auf die verschiedenen Karten, die ich mir vergangene Nacht herausgesucht hatte. Sie stammten allesamt von den Äußeren Inseln, waren in Größe und Art aber so unterschiedlich, dass man eine Beziehung zwischen ihnen nur schwer erkennen konnte. Bei den Outislandern ist es Brauch, Seekarten nur auf der Haut von Fischen oder Meeressäugetieren anzufertigen. Ich vermutete, dass diese Karten mit Urin haltbar gemacht worden waren, denn sie besaßen einen komischen Geruch. Auch ist es Sitte auf den Äußeren Inseln, jeder Insel eine eigene Karte zu widmen und sie als eine ihrer Gottesrunen zu präsentieren. Daher fanden sich Schnörkel und Verzierungen auf den Karten, die nichts mit den geographischen Charakteristika der jeweiligen Insel zu tun hatten. Für einen Outislander waren diese Zusätze von großer Bedeutung; Ankerplätze und Strömungen wurden ebenso damit gekennzeichnet wie das >Glück< der Insel. Auf mich wirkte dieser Schmuck allerdings nur verwirrend. Die vier Karten, die ich erworben hatte, waren von verschiedenen Leuten angefertigt worden und von unterschiedlichem Maßstab. Ich hatte sie so auf dem Tisch ausgelegt, wie sie ungefähr zueinander lagen; allerdings vermittelte mir das nur einen vagen Eindruck von den Entfernungen, die wir würden überbrücken müssen. Ich verfolgte unsere Route von einer Karte zur anderen, wobei die Brandflecken und Kratzer auf dem alten Tisch die unbekannten Gefahren und Meere dazwischen repräsentierten.
    Zuerst würden wir von Burgstadt nach Skyrene fahren. Das war nicht die größte der Äußeren Inseln, aber sie besaß den besten Hafen und das fruchtbarste Land und daher auch die größte Bevölkerung. Peottre, der Mutter-Bruder der Narcheska, hatte nur mit Verachtung über Zylig gesprochen. Er hatte Chade und Kettricken erklärt, dass Zylig, der geschäftigste Hafen der Äußeren Inseln, zur Zuflucht für alle möglichen Arten von Leuten geworden war. Ausländer kamen dorthin, um Handel zu treiben, und Peottres Meinung nach blieben zu viele von ihnen und brachten ihre primitiven Sitten mit. Auch diente Zylig als Versorgungshafen für Schiffe auf dem Weg nach Norden, wo sie Meeressäugetiere für Fell und Öl jagen würden, und deren raue Mannschaften hatten so manchen Jungen und so manche Maid der Äußeren Inseln vom rechten Pfad abgebracht. Bei Peottre klang es, als wäre Zylig eine schmuddelige und gefährliche Hafenstadt, deren Bevölkerung zum Großteil aus dem Treibgut der Menschheit bestand.
    Dort würden wir als Erstes anlegen. Arkon Blutklinges Mütterhaus lag auf der anderen Seite von Skyrene, doch auch in Zylig besaß die Familie einen befestigten Sitz. Dort würden wir uns mit dem Obhaupten treffen, einer losen Allianz von Clanoberhäuptern und Stammesführern, um mit ihnen unsere Queste zu diskutieren. Chade und ich schauten diesem Ereignis mit ausgesprochenem Miss trauen entgegen. Chade rechnete mit Widerstand gegen die Ehe und vielleicht auch gegen unsere Queste. Für einige Outislander war Eisfeuer der Schutzgeist der Inseln. Dementsprechend würde es sie nicht gerade freuen, wenn wir loszogen, ihm den Kopf abzuschlagen.
    Sobald unsere Verhandlungen in Zylig beendet waren, würden wir von unserem Schiff auf eines der Outislander wechseln, das für die flachen Gewässer besser geeignet war, die wir als Nächstes würden durchqueren müssen, und mit einem Kapitän und einer Mannschaft, die die Kanäle kannten. Die würden uns nach Wuislington auf Mayle bringen, der Heimatinsel von Elliania und

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