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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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formulierte Chade vorsichtig, »dass wir den Frieden zwischen den Äußeren Inseln und den Sechs Provinzen riskieren sollen, um das Geschlecht der Drachen wiederzubeleben? Und was genau soll uns das nützen?«
    »Es wird uns nichts nützen«, gab der Narr zu, »Im Gegenteil. Die Menschen werden viele Rückschläge hinnehmen müssen und eine Zeit des Wandels durchlaufen. Die Drachen sind eine arrogante und aggressive Spezies. Sie ignorieren Grenzen und haben kein Verständnis für Besitz. Wenn ein hungriger Drache eine Kuh auf der Weide sieht, wird er sie fressen. Für sie ist es einfach: Die Welt stellt alles zur Verfügung, was man braucht; man muss es sich nur nehmen.«
    Chade lächelte schief. »Dann sollte ich im Namen der Menschheit vielleicht das Gleiche tun. Die Welt bietet uns eine Zeit ohne Drachen. Ich denke, ich sollte dieses Angebot annehmen.«
    Ich beobachtete den Narren. Chades Worte erzürnten ihn nicht.
    »Wie Ihr wollt, mein Herr«, sagte der Narr. »Doch wenn die Zeit kommt, liegt die Entscheidung vielleicht nicht mehr bei dir. Vielleicht wird es meine Entscheidung sein. Oder die von Fitz.« Als Chades Augen vor Wut funkelten, fügte er hinzu: »Und nicht nur die Welt, sondern auch die Menschheit braucht Drachen.«
    »Und warum, wenn ich fragen darf?«, verlangte Chade verächtlich zu wissen.
    »Um das Gleichgewicht zu erhalten«, antwortete der Narr. Erst schaute er mich an und dann an mir vorbei zum Fenster hinaus. Sein Blick verweilte in einer unbestimmten Ferne.
    »Die Menschheit fürchtet keinen Rivalen«, begann der Narr mit gedankenverlorener Stimme seine Rede. »Ihr habt vergessen, was es heißt, sich die Welt mit Kreaturen zu teilen, die genauso überheblich sind wie ihr selbst. Ihr glaubt, die Welt nach euren Launen frei gestalten zu können. Deshalb kartographiert ihr das Land, zieht Linien und beansprucht es, schlicht weil ihr ein Bild davon malen könnt. Die Pflanzen, die wachsen, und die Tiere, die umherstreifen, erklärt ihr zu eurem Eigentum, und dabei eignet ihr euch nicht nur das an, was ist, sondern auch das, was sein wird, um damit zu tun und zu lassen, was ihr wollt. Dann lasst ihr euren Aggressionen freien Lauf, führt Kriege und schlachtet einander ab nur wegen der Fantasien und Scheinwerte, die ihr euch auf dem Angesicht der Welt selbst erschaffen habt.«
    »Und ich nehme an, die Drachen sind besser als wir, weil sie so etwas nicht tun, denn sie nehmen sich schlicht, was sie sehen. Freie Geister, Wesen der Natur, die über die erhabene Moral jener verfügen, die nicht denken können«, hielt Chade dagegen.
    Lächelnd schüttelte der Narr den Kopf. »Nein. Die Drachen sind nicht besser als die Menschen. Tatsächlich unterscheiden sie sich sogar nur wenig von ihnen. Sie werden der menschlichen Selbstsucht jedoch den Spiegel vorhalten. Sie werden euch daran erinnern, dass all dieses Gerede von wegen >dies und jenes gehört mir< nicht mehr ist als das Knurren eines angeketteten Hundes oder das herausfordernde Lied eines Spatzen. Nur in dem kurzen Augenblick, da sie ausgesprochen wird, ist solch eine Behauptung wirklich real. Nennt es wie ihr wollt, die Welt wird den Menschen nie gehören. Die Menschen gehören der Welt. Ihr werdet die Erde nicht besitzen, in die eure Körper dereinst eingehen werden, und die Erde wird sich der Namen derer nicht mehr erinnern, die sie einst beansprucht haben.«
    Chade antwortete nicht sofort darauf. Ich glaubte schon, die Worte des Narren hätten ihn verwirrt, ihn dazu gezwungen, seine Sichtweise zu ändern, doch dann schnaufte er verächtlich. »Pah! Was du sagst, macht mir nur umso klarer, dass es niemandem etwas bringt, diesen Drachen zu erwecken.« Müde rieb er sich die Augen. »Oh, warum führen wir diese alberne Debatte überhaupt? Niemand weiß, was wir finden werden, wenn wir dort ankommen. Im Augenblick sind das alles nur Ammenmärchen und philosophische Fragen. Wenn ich dem Problem gegenüberstehe, werde ich mir schon überlegen, was zu tun ist. Erst dann wird die Entscheidung fallen, nicht früher. Bist du damit zufrieden?«
    »Ich glaube kaum, dass
meine
Zufriedenheit dir etwas bedeutet.« Und während er diese seltsamen Worte sprach, blickte der Narr mich von der Seite an. Doch es war kein Blick, um meine Aufmerksamkeit zu erregen, sondern ein Hinweis, zu Chade zu schauen.
    »Du hast Recht«, bestätigte Chade glatt. »Es ist nicht deine Zufriedenheit, sondern Fitz' Zustimmung, die mir etwas bedeutet. Doch ich weiß, dass er großen

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