Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet
an mir vorbei zum Fenster hinaus, als er mir antwortete, und ich glaube nicht, dass er wirklich über die Bedeutung seiner Worte nachgedacht hatte. »Du bist kein Pferd und auch kein Hund, Fitz, nein. Ich habe dich nie so betrachtet. Nein. Du bist ein Schwert. Dazu hat man dich gemacht;
ich
habe dich dazu gemacht, zu einer Waffe. Und er glaubt, dass du ihm besser in der Hand liegst.« Der alte Mann schnaufte verächtlich. »Der Mann ist und bleibt ein Narr.« Er blickte mich an und nickte. »Es war klug von dir, mir von seinen Plänen zu erzählen. Es ist tatsächlich besser, wenn wir ihn zurücklassen.«
Dazu gab es nichts mehr zu sagen. Ich verließ den Seeturm, auf demselben Weg, den ich gekommen war: durch das Labyrinth in den Wänden der Bocksburg. Ich hatte sowohl meinen Mentor als auch meinen Freund heute klarer gesehen, als mir lieb war. Ich fragte mich, ob der Narr Chade und mir hatte demonstrieren wollen, welchen Einfluss er auf mich hatte, als er seine Hand auf mein Handgelenk gelegt hatte. Und doch ... und doch hatte es sich nicht so angefühlt. Hatte er mich nicht zuerst gefragt, ob ich das wolle? Dennoch hatte ich auch das Gefühl, dass er es mir hatte zeigen wollen. Doch waren es nur die Umstände gewesen, die ihn dazu getrieben hatten, es auch Chade gegenüber zu enthüllen? Oder war es seine Absicht gewesen, mir vor Augen zu führen, wie Chade über mich dachte, dass er davon ausging, ich würde jederzeit seinen Willen erfüllen? Ich schüttelte den Kopf. Der Narr hätte sich wohl denken können, dass ich das längst wusste. Ich biss die Zähne zusammen. Der Augenblick würde kommen, da der Narr erkannte, dass Chade und ich uns gegen ihn verschworen hatten, der Augenblick, da ihm klar werden würde, warum ich heute so reagiert hatte.
Ich kehrte in mein Arbeitszimmer zurück, und mir gefielen die Gedanken nicht, die ich dorthin mitnahm.
Als ich die Tür öffnete, wusste ich sofort, dass der Narr vor mir hier gewesen war. Er hatte sein Geschenk auf dem Stuhl neben dem Tisch zurückgelassen. Ich ging zu ihm und strich mit dem Finger über Nachtauges Rücken. Die Schnitzerei zeigte meinen Wolf in seinen besten Jahren. Ein toter Hase lag zwischen seinen Vorderpfoten. Er hatte den Kopf gehoben und blickte mich klug und geduldig an.
Ich hob die Skulptur hoch. Ich hatte gesehen, wie der Narr in meiner Hütte mit der Arbeit daran begonnen hatte. Damals hatte ich nur nicht gewusst, was es werden sollte, und dass er mir versprochen hatte, es mir zu zeigen, sobald es fertig war, hatte ich fast vergessen. Ich berührte die Spitzen von Nachtauges aufgestellten Ohren. Dann setzte ich mich auf den Stuhl und starrte ins Feuer, den Wolf auf meinem Schoß.
Waffenmeisterin Hod erwarb sich ihren Titel nach langer Lehrzeit bei Waffenmeister Crend. In den Jahren, die sie ihm als Lehrling gedient hatte, hatte sie viel gelernt, denn sie perfektionierte nicht nur ihre Kenntnisse im Umgang mit jeder Waffe, sondern erlernte auch das Schmieden guter Klingen. Tatsächlich sagen noch immer einige, dass ihr wahres Talent in der Fertigung guter Waffen gelegen habe, und dass Bocksburg besser gedient gewesen wäre, hätte man jemand anderen den Titel des Waffenmeister verliehen und sie an der Schmiede gelassen. König Listenreich sah das jedoch anders. Nach Crends Tod wurde sie sofort in dessen Rang erhoben, und so überwachte sie fortan die Ausbildung aller Kämpfenden in der Burg. Sie diente den Weitsehern gut und gab schlussendlich in der Schlacht ihr Leben für den damaligen König-zur-Rechten Veritas.
Fedwren, Chroniken
Die Sorgfalt, mit der der Narr seinen Besitz verteilte, weckte in mir das Verlangen, ebenfalls meine Besitztümer durchzugehen. So saß ich in jener Nacht anstatt zu packen auf Chades altem Bett, umgeben von meiner ganzen Habe. Hätte ich zu der gleichen schicksalsergebenen Melancholie geneigt wie der Narr, hätte mich dieser Anblick vielleicht zutiefst betrübt.
So jedoch lächelte ich nur oh der geringen Zahl meiner Habseligkeiten. Selbst Gilly, das Frettchen, das in meinen Sachen herumschnüffelte, schien unbeeindruckt davon zu sein.
Der Kleiderstapel aus den Gemächern des Narren und das wunderbare Schwert mit dem verzierten Heft nahmen den meisten Platz ein. Meine Kleider aus der Zeit in der Hütte hatte ich zumeist auf den Lumpenhaufen neben dem Tisch geworfen. Als Mitglied der Prinzengarde besaß ich zwei neue Uniformen. Eine davon hatte ich bereits zusammen mit Kleidern zum Wechseln sorgfältig
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